Erfast und das Leben im Auenland

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Strosi
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Erfast und das Leben im Auenland

Ungelesener Beitragvon Strosi » Samstag 25. Juli 2015, 22:05

Es war ein ungwöhnlich strenger Winter, doch Erfast machte die Kälte nichts aus. Wie jeden Tag ging er die Felder ihres kleinen Bauernhofs ab, um nach Spuren von wilden Tieren ausschau zu halten - oder gar deren zerstörerischen Spuren zu entdecken. Trotz des Schnees, der über die Nacht gefallen war, trug er keine Schuhe, die Kälte zwischen den Zehen machte ihm nichts aus, ja sie gab ihm ein erfrischendes Gefühl der Freiheit.

Mit seinen 32 Jahren war er noch nicht ganz mündig und lebte mit seinen Eltern und seinen jüngeren Geschwistern in einem schönen Bauernhaus nahe Grünfeld. Sie lebten vom Gersten-Anbau, der ihnen ein bescheidenes, aber behagliches Leben ermöglichte.

Im Winter war wenig zu tun, und Erfast konnte sich seinen liebsten Beschäftigungen widmen, dem Schreiben von Briefen und dem Wandern in der Natur. Auf seinen weiten winterlichen Wanderungen ging er gerne bis an die nördlichen Grenzen seiner Heimat, die von den Grenzern gegen mögliche Eindringlinge geschützt wurde. Nächstes Jahr würde er selbst den Grenzern beitreten, da war er sich sicher. Den Bauernhof konnten mittlerweile auch seine jüngeren Geschwister weiter bewirtschaften.

Plötzlich fielen ihm seltsame Spuren im Schnee auf, die er nicht recht zuordnen konnte. Von einem der Nachbarn konnten sie nicht stammen, obwohl sie eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Hobbitfußabdruck hatten, waren sie doch zu klein und seltsame Krallen drückten sich an den Zehenenden in den Boden. Und für einen Wolf war der Abdruck zu groß und hatte zu starke Züge eines Hobbits.

Mit Schaudern dachte Erfast an die alten Geschichten von der Schlacht von Grünfeld, bei der vor vielen Jahren eine Horde Orks über die Nordgrenzen gezogen kamen, das Auenland zu plündern und seine Bewohner zu versklaven. Damals konnte der Anführer der Orks von Bandobras Tuk in einem heldenhaften Kampf enthauptet werden - in Gedenken an diese Tat wird noch immer die davon abgeleite Sportart des Golfens im Nordviertel praktiziert.
Und in letzer Zeit mussten die Grenzern immer mehr verdächtige Reisende an der Grenze abweisen und gefährliche Wölfe abwehren, um das Auenland zu sicher.
Trotz seiner Angst folgte Erfast den Spuren, schließlich musste er tapfer sein und seine Familie und Freunde beschützen.

Plötzlich traf ihn etwas kaltes im Gesicht und laut lachend rannten seine zwei kleinen Vettern Rondo und Londo um ihn herum.
"Schneeballschlacht, Schneeballschlacht", johlten sie und rannten wild um ihn herum.
Erfast viel vor Schreck beinahe in Ohnmacht, ihm war ganz schwindelig.
"Was ist denn hier los? Habt ihr nicht die seltsamen Spuren im Schnee gehsehen?"
"Ja, lustig, nicht?", plapperte Rondo laut heraus, "Londo hat sich ein paar Hölzchen zwischen die Zehen gesteckt und wir spielen 'Schlacht von Gründfeld'"

Und so löste sich die ganze Angst in Freude auf, und er spielte mit den beiden kleinen im Schnee, bis sie müde waren. Danach gingen sie zu seinem Hof, wo sie eine wärmende Mahlzeit genießen wollten.

Er öffnete die Tür, und die behagliche Wärme des Hauses durchströme seinen langsam kalt gewordenen Glieder. Sie setzen sich an den langen Holztisch in der Nähe des Kamins, und Erfast stopfte sich erst mal seine Pfeife mit dem guten Pfeifenkraut.
Seine Mutter bereitete ihnen eine heiße Milch mit Honig und dann setzten sie sich zusammen und Erfast erzählte die Geschichte des Tages und gemeinsam lachten sie und waren glücklich.

Schließlich kamen noch seine Geschwister und sein Vater und es wurden noch allerlei Gerichte aufgetischt, die schon vorbereitet waren und auf dem großen Herd langsam vor sich hinköchelten.

So endete ein schöner Tag mit einem schönen Abend, die Fensterläden wurden geschlossen und als der Kamin runtergebrannt war, machte sich die Familie auf zum schlafen.

Edit: Link zu den Kommentaren: http://suedviertel.com/Board/viewtopic.php?f=142&t=2284

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Strosi
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Erfast auf Wanderschaft - oder ein auenländisches Abenteuer

Ungelesener Beitragvon Strosi » Samstag 17. Oktober 2015, 23:08

Erfast auf Wanderschaft - oder ein auenländisches Abenteuer

Tapp-Tapp-Tapp-Tapp Tapp-Tapp-Tapp-Tap klapperten die Dreschflegel rhytmisch auf der frisch getrockneten Gerstenernte. Tapp-Tapp-Tapp-Tapp - Erfast konnte das Geräusch schon nicht mehr hören, und seine Arme verlangten brennend nach einer Pause. Tapp-Tapp-Tapp-Tapp, aber ohne Fleiß gab es keinen Preis, wie sein Vater immer sagte.

Nach einem schönen Frühjahr wurde die Ernte vor einigen Wochen eingefahren, von den Männern in mühsamer Handarbeit mit den Sichten geerntet und von dem Frauen zu symmetrischen Garben gebunden, anschließend in der Scheune zum trocknen gelagert.
Erfast liebte die Arbeit als Landwirt, auch wenn es immer wieder anstrengend war und Überwindung kostete. Doch für dieses Jahr war das schlimmste getan, die Ernte konnte an die Händler in der Stadt verkauft werden. Diesmal sollte Erfast zum ersten mal alleine die Ernte mit dem Eselkarren nach Hobbingen fahren, schließlich war er schon fast mündig und sollte den Bauernhof später selbst übernehmen.
Beinahe alles wurde dieses Jahr von einem berühmten Braumeister gekauft, der persönlich die Ernten der einzelnen Bauern begutachtet hatte, um die beste Grundstoffe für ein ganz besonderes Bier zu finden. Das Postdienst-Doppelbock, das im Auftrag des Bürgermeisters von Michelbinge, Willi Weißfuß, zu ehren des staatstragenden Postdienstes des Auenlandes gebraut werden sollte. Durch seinen besonderen Geschmack und den niedrigen Preis (ein Teil der Kosten wurden durch die Einnahmen des Postdienstes finanziert) sollte es den fleißigen Post-Kurieren ein flüssiges Denkmal setzen - und sich in das Gedächtnis der künftigen Wähler des Bürgermeisteramtes einprägen.

Schließlich war auch die letzte schwere Arbeit getan, das Stroh und die Spreu im Schuppen eingelagert und die verkaufsbereite Gerste in schweren Jutesäcken auf den Karren geladen.
Jetzt zum Abend konnte die kleine Feier beginnen, die sich die Familie und die Helfer von den benachbarten Bauernhäusern wahrlich verdient hatten - im Auenland wurde ganz selbstverständlich zusammengehalten, denn gemeinsam war die anstrengende Arbeit schneller geschafft und es gab jede menge Gelegenheiten für kleine, ausgelassene Feiern.

Von den älteren, die für die schweren Arbeiten schon zu gebrechlich waren, war bereits eine wahres Festmahl aufgetischt worden. Schweinebauer Pengo hatte ein großes Spanferkel beigesteuert, das bereits über dem großen Feuer auf dem Hof brutzelte und einen unwiderstehlichen Duft verbreitete, der den Feiernden das Wasser im Munde zusammenlaufen lief.
Auf dem Tisch waren große, knusprige Laiber Brot appetitlich drappiert, dazu gab es Käse, Wurst und kleine Gemüsehappen. Das Bierfass wurde angestochen, die Krüge bis zum Rand gefüllt und die Feier konnte beginnen.

Jeder durfte sich nehmen, worauf er gerade Lust hatte und bald waren alle glücklich ins essen vertieft, dazu wurden die neuesten Geschichten aus der Nachbarschaft und die Gerüchte aus der Stadt erzählt.
Und es wäre keine richtige Hobbit-Feier gewesen, hätte es nicht noch einen extra Nachtisch gegeben, so wurden noch weiter Unmengen an Keksen und Törtchen verspeist, bis auch der letzte der Feiernden beim besten Willen keinen Bissen mehr hinunterbekam.

Zur späten Stunde gesellte sich Bauer Pengo zu Erfast: "Erfast, ich habe gehört, dass Du dich Morgen alleine auf den Weg nach Hobbingen machst, um die Ernte direkt an den Käufer zu liefern." Nach einer kurzen Pause sprache er weiter: "In der Stadt ist alles ein bisschen komplizierter, als hier bei uns auf dem Land. Und für meinen Geschmack hört sich das ganze mit dem Postdienst-Doppelbock viel zu politisch an, da weiß man als kleiner Mann nicht so recht, in was man da hineingezogen wird."
Angeblich war Pengo als junger Mann selbst schon einige Zeit in der Stadt seinen Geschäften nachgegangen, so dass er sich gerne als welterfahrener Lehrmeister aufspielte. Also nahm Erfast ihn nicht so ernst, antwortete aber höflich: "Es wird sicher viel neues für mich zu lernen geben und ich bin froh über diese Gelegenheit. Ich bin schon fast mündig und für jeder Herausforderung bereit, die in der Stadt auf mich warten sollte." - "Und wer einen Fuchs aus dreißig Meter entfernung mit einem Stein verjagen kann, wird auch mit der Politik fertig werden.", sagte Erfast mit einem Zwinkern.
Pengo klopfte ihm auf die Schultern: "Ja, ich sehe, Du bisst reif für diese Herausforderung. Sicher wirst Du gestärkt von dieser Reise zurückkommen. Ich wünsche Dir alles gute.".
Höflich verbeugten sie sich voreinander und Pengo machte sich auf den Weg in sein eigenes Heim.

Nachdem die letzten gegangen waren, räumte die Familie noch die letzten Reste grob auf und ging schlafen.


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