Wethrinvar, ziemlich alt (geschrieben von Wethrinvar [wahnsinnig überraschend, ich weiß...]) und
Celandril, nicht sonderlich alt (geschrieben von Celandril [damit habt ihr bestimmt nicht gerechnet!])
(( Die Geschichte ist schon ziemlich lang geschrieben gewesen, und lungert auch irgendwo im Netz noch herum. Ich stelle trotzdem diesmal immer nur Stückchen ein

Viel Spaß beim Lesen

Wie nicht anders zu erwarten und wie es die letzten Tage stets gewesen zu sein schien, war es auch heute in Imladris und unter des Herren Elronds Schutz ein angenehmer und nicht wirklich kühler Tag.
Das Wasser der Fälle und des Bruinen rauschte und gurgelte munter und wild wie stets und Vöglein wie auch Eichkatzen und andere kleine Tiere schienen sich wohl zu fühlen und frei zu bewegen, als hätten sie keine Sorge auf der Welt. Aber welche sollte das auch sein, wo man ihnen doch hier nichts tun würde. Waren sie doch ebensolche Gäste wie die Zweibeiner, die ein und aus gingen im Hause des Herren Elrond.
Während es also im Tal eigentlich zuging, wie es eben stets zuzugehen pflegte, seufzte jemand schwer und sichtlich entnervt.
Der große und zumeist recht stille Elb mit dem honigfarbenen Schopf hinkte sachte über einen der vielen kleinen und großen Stege des Tales und ließ sich schließlich mit einem leisen Seufzen, eines von so vielen an diesem Tage, gegen den Stamm eines verhältnismäßig hohen Baumes sinken. Es war nichts im Vergleich zu den alten Stämmen und Riesen, die seine Heimat bot, aber immerhin besser als keine Bäume....
Also verharrte er nicht lange ,sondern glitt rasch und überraschend geschickt den Stamm hinauf und machte es sich auf einem der niedrigen Äste bequem. Von dort konnte er sehen und gesehen werden und vor allen Dingen konnte er ein wenig ruhen.
So dauerte es denn auch nicht lange, bis er diesem Bedürfnis nachkam. Schließlich hatte er sich nicht allzu lange Zeit davor mit einer Gruppe Elben unterhalten, die aus verschiedenen Winkeln Mittelerdes zu stammen schienen und allesamt ,wie er eben, Gäste im Tal des Elbenherren waren.
Aber da sie alle noch der Dinge harrten, die sie hier erhalten würden oder in seinem Falle , wieder zurückbringen sollten, würde man sich wohl irgendwie die Zeit vertreiben müssen.
So machte Wethrinvar es sich denn mehr oder minder bequem auf dem Ast, ließ die Fußknöchel locker verschränkt auf dem Holz ruhen , zum Stamme weisend, während Leib und Haupt auf dem schmaler werdenden Ast ruhten und das , als wäre es ein breites und bequemes Bett und nicht ein schmaler und im Wind hin und her wandernder Ast.
Der Waldelb , denn als einer bestimmten Art zugehörig hatte er sich nie gesehen, döste vor sich hin. Das warme Licht im Gesicht, den Blick ruhig auf das Laub über sich gerichtet und die frische Brise um die Nase. Das war angenehm und viel entspannter als daheim. Aber dennoch gefiel es ihm im Grünen besser als hier . Auch wenn er das selten genug jemandem sagte. Schließlich war man ja ein ordentlicher und liebenswerter Gast.
Dementsprechend wurde nun eben mit halb gesenkten Lidern verharrt, die Lippen zu einem halben Lächeln verzogen und im Wind mit dem Aste schwingend.
Wethrinvar schien sich keine Gedanken darüber zu machen, dass er fallen könnte. Stattdessen schien er völliges Vertrauen in den Ast zu haben und gähnte verhalten, bevor er sich endgültig ausstreckte.
Es war ja nicht so, als würde er das später viel oder häufig tun können. Also sollte er eben jetzt die Ruhe genießen. Aber Ruhe war, wie er noch feststellen sollte, stets etwas Relatives.
Aber grade verschwendete er keinen Gedanken an die jungen Leute, mit denen er sich unterhalten hatte. Ebenso wenig an die Fürstin von jenseits des Meeres. Das kümmerte ihn alles nicht wirklich. Nicht, solange es nicht zu den Dingen gehörte, die er eben beachten musste. Dafür hatte er zu viele Verpflichtungen, als dass er sich solcherlei noch gemerkt hätte.
Dennoch lächelt er schief, als er sich hier befand und überließ sich dem Spiel und Singsang von Wind und Pflanzen.
Was sollte es auch Schöneres zu tun geben?
Celandril hatte die anderen Elben nun sehr rasch verlassen, der Hinweis, sie habe noch zu tun, war nicht aus der Luft gegriffen gewesen. Doch der alte Text in dem unscheinbaren Buch drang nicht bis in ihre Gedanken, die wie schnelles Wasser um das neue Rätsel flossen, die bisherigen Hinweise mit sich nahmen und immer wieder neu anordneten, wie ein geometrisches Muster.
Ärgerlich schüttelte Celandril den Kopf – es war wirklich Zeitverschwendung, den Elben einordnen, durchschauen, verstehen zu wollen, den sie schon seit einiger Zeit immer wieder in Imladris sah. Bisher war es auch meist keine Schwierigkeit gewesen, ihm aus dem Weg zu gehen, und sowohl das leichte Nachziehen des Beins wie auch die vielleicht einst schöne Stimme zu ignorieren.
Beeinträchtigungen dieser Art waren selten, und Celandril selbst hatte erst einmal etwas ähnliches gesehen, wenn auch ihre Lehrer Geschichten erzählt hatten, aus den Zeiten der schrecklichen Schlachten – Geschichten, die deutlich machen sollten, dass auch die beste Heilkunst manchmal nicht ausreicht, um alles wie ungeschehen wirken zu lassen, dass manchmal der Wille den geschundenen Körper zu behalten stärker sein konnte als das Verlangen, diesen zu verlassen.
Die Elbe zog die Augenbrauen zusammen. Ablenkung, schon wieder, nach nur wenigen Zeilen. Ärgerlich, unpassend, nicht hinzunehmen… doch nach dem Gespräch, das nach so kurzer Zeit schon unterbrochen worden war, ließ sich die Springflut der Hinweise in ihren Gedanken nicht mehr aufhalten. Um die nötige Ruhe zu finden, mussten alle Teile am richtigen Platz liegen, musste das Rätsel gelöst werden.
Celandril steckte das Buch in die Tasche, und begann, ohne besonderes Ziel über die Wege Bruchtals zu gehen, bekannte Pfade, die die völlige Geistesabwesenheit nicht mit Stolpern oder Stürzen strafen würden.
‚Eine angenehme Begegnung, die von einer ebenso angenehmen unterbrochen wurde.‘
War es klug gewesen, diese Worte zum Abschied zu wählen? Die Überraschung in Wethrinvars Gesicht jedenfalls sagte schon ein paar Dinge über seine sonstigen Erfahrungen in dieser Hinsicht, doch konnte so viel durch einfache Höflichkeit überspielt werden…
Die Frage der Jungelbe, ob sie beide ein Paar wären! Mitten auf der Brücke musste Celandril wieder lachen. Ihre Reaktion war wohl unhöflich gewesen, mit Sicherheit, doch der Elb aus dem Grünwald hatte es offenbar nicht als beleidigend empfunden, welche Belustigung die Idee bei ihr ausgelöst hatte… so ein unvorstellbar großer Unterschied zu dem kurzen Satz zuvor, als die Neugier Losseanors, wie sie sich schnell vorstellte, diese beiden Elben noch nicht zu Wethrinvar und Celandril geführt hatte.
‚…und wir standen uns auf dem Felde gegenüber…‘
Hier lag einer der vermutlich vielen Schlüssel zwischen den Strudeln und Stromschnellen dieses Rätsels, umso wichtiger, da es in der folgenden Unterhaltung mit Malnoras und Losseanor als völlig unwichtiges Thema abgetan worden war.
Und der Sohn, der erwähnt worden war… auch ein Hinweis, an dem irgendetwas nicht zu passen schien, nur was… das blieb im Moment noch im Dunklen.
Sie sah wieder auf – die hohen Bäume warfen Schatten auf ihren Weg, den sie, ohne im Geringsten darauf zu achten, genommen hatte. Leises Lachen ließ sich nicht zurückhalten, wenn es auch nur leicht belustigt und gewiss nicht abfällig klang. Hatten sie nicht vor kurzem erst davon gesprochen, dass Betten Bäumen vorgezogen werden sollten – oder genau eben nicht?
Celandril sah nach oben zu Wethrinvar, und setzte sich neben einige blütenbehangene Büsche ins Gras, abwartend, wann der Waldelb wieder hinabsteigen würde. Ein Gespräch sollte immerhin nicht mit einer zu unwillkommenen Störung beginnen…dafür war auch nach einem höflichen Anfang noch genug Gelegenheit.
Ein Lid zuckte leicht, während der rechte Arm schon seit einer kleinen Weile entspannt nach unten hing, die langen Finger locker gen Boden deutend. Die Linke ruhte derweilen sachte auf der eigenen Brust und zuckte nun ebenfalls ein wenig, während er blinzelte. Es war angenehm gewesen. Er hatte sicherlich einige Stunden hier oben geruht und nicht nur dem Wasser , sondern auch den Bäumen gelauscht, deren Gespräche, wenn man den Austausch denn so nennen wollte, hier weitaus friedlicher und langsamer waren als im Grünen. Aber das war nicht verwunderlich, nicht wahr?
Das Lachen nun rief ihm das Gespräch wieder ins Gedächtnis, das er schon nicht mehr weiter beachtet hatte. Dafür waren die Erinnerungen zu unangenehmer Natur gewesen und er seufzte leise, kaum hörbar, bevor er sich aufsetzte und die langen Beine achtlos von dem Ast baumeln ließ, während er nach unten blickte und Celandril musterte.
Sie verharrte dort im Gras und Schatten, den das Geäst darüber warf und schien zu warten. Auf ihn ? Oder jemand anders ? Im Grunde war es einerlei , konnte er doch nicht hier verharren und so tun als hätte er sie nicht gesehen, solange er eben das nun doch getan hatte.
Das lag ihm einfach nicht. Also zuckte er mit den Schultern. Es war nicht hoch und er war weitere Sätze gewohnt, wenn es nötig war. Also ließ er sich hinabgleiten, hing einen Moment lang nur an den Fingerspitzen an dem Ast, sodass seine Füße dem Boden weitaus näher waren und er vorher auf einem weiteren Ast würde landen können.
Der alte Schmerz jagte wie gewohnt durch das Knie, als er aufkam, aber außer einem leisen Rascheln, das der Wind ja nun auch permanent erzeugte, war nichts weiter zu vernehmen. Auch wenn sie sich sicher denken konnte, dass er grade hinab kam.
Einen Moment lang hingen seine Beine vielleicht zwei Schritt oder etwas mehr über dem Boden, während er an den Fingern vom zweiten Ast herabhing, bevor er still auf dem Boden landete und in den Knien abfederte, bevor er sich wieder aufrichtete und sie fragend anblickte.
Neugierde und eine leise Wachsamkeit, die er sonst recht selten zeigte, wenn er hier war, schimmerten in den grünen Augen, während er grüßend nickte.
" Mae govannen, Celandril . Führten Euch nur die Füße her durch reinen Zufall oder kann ich etwas für Euch tun? "
Die Stimme , heiser wie stets , leise und kontrolliert. Auch ansonsten wirkte er nicht abweisend oder ärgerlich. Eher ein wenig... irritiert vielleicht?
Aber während der Frage musterte er den Boden schon. Es gab sicherlich genug Plätze, an denen man sich entspannt niederlassen konnte. So sie also sprechen wollte, würde er sich auch an einem davon niederlassen. Ansonsten gab es noch andere Bäume, deren Geäst Ruhe bot.
Erst einmal die Antwort abwarten und mit leicht zur Seite geneigtem Haupte auf sie herabschauen.
Lange musste sie nicht warten, bis Wethrinvar sich von dem Baum herabgleiten ließ…ohne das Bein, welches ja doch nach kurzer Zeit von jedem Beobachter als zumindest auffällig bemerkt wurde, in übermäßiger Weise zu schonen.
Welche Art von Verletzung hat dies verursacht, wie schlimm ist es noch, und wann ist es geschehen, seit wann verheilt, wer hat es behandelt, wo und warum…ein Glück, dass die heisere Begrüßung die wirbelnden Fragen schnell genug unterbrach, ehe eine davon unachtsam ausgesprochen war.
Celandril sah zu dem stehenden Elben hinauf und lächelte.
„Suilad, Wethrinvar! Ich hoffe ich störe Euch nicht?“
Die Frage, wenn auch freundlich vorgebracht, war dennoch reine Höflichkeit, was ein jeder, der zuvor schon mit Celandril zu tun hatte, Wethrinvar hätte sagen können. Das freundliche Lächeln dagegen war alles andere als aufgesetzt, und erreichte schnell und mühelos die hellgrünen Augen.
„Tatsächlich wusste ich nicht, dass Ihr hier seid. Zumindest war mir der genaue Ort nicht bekannt oder bewusst…man kann also sagen, ich bin zufällig hier… da ich aber mit Euch sprechen wollte, trifft es sich sehr gut, und Ihr könnt tatsächlich etwas für mich tun, wie es scheint. Es sei denn natürlich, Ihr habt wichtigeres zu tun, als ein paar Worte auszutauschen!“
Ein paar Worte…noch war sich Celandril nicht ganz klar darüber, wie einfach, oder wie schwierig, dieses Gespräch werden würde. Doch darüber nachzusinnen wäre verschwendete Zeit, wo man es ja auch einfach beginnen konnte.
Ein Gespräch suchte sie also? Das konnte ja vielleicht sogar interessant werden. Oder schmerzlich. Vielleicht auch beides oder nichts davon.
Wethrinvar zuckte leicht mit den Schultern, lächelte und ließ sich auf die für ihn übliche Art und Weise niedersinken.
So mühelos er auch den Sprung zum Boden ausgeführt hatte, so sehr schonte er das Bein doch wieder, als er sich auf ebenjenen Boden sinken ließ.
Es sachte anwinkelnd und ein wenig zur Seite drehend, dann wegstreckend , bis es vom Körper fortgestreckt war.
Erst dann das Linke anwinkelnd, bis er eben auf dem Boden saß und das linke Bein entspannt vor sich streckte, das Rechte derweilen sachte mit dem Fuß aufstellte, sobald er es soweit angewinkelt hatte.
" Mit Sicherheit stört Ihr nicht. Ich frage mich nur, was genau Ihr Euch unter ausgetauschten Worten vorstellt. Was kümmert Euch denn, dass Ihr scheinbar dafür wandert, um mit mir zu sprechen, Celandril? Etwas Besonderes oder hat Euch nur eine Frage gepackt, von der Ihr meint, dass ich sie beantworten könnte? "
Er zog fragend eine der fein geschwungenen Brauen empor, während er sich ein wenig zurücklehnte, bis er mit den Unterarmen auf dem Boden ruhte und durch das Anwinkeln eben doch noch halb sitzend verharrte, sie fragend anblickte, während in seinem eigenen Geist die Fragen einander jagten und nicht fassen konnten.
Was wollte wohl ausgerechnet die Dame von ihm, die die ersten Treffen und Gespräche über so still und zurückhaltend gewesen war? Was interessierte sie so sehr, dass sie hier umherwanderte, bis sie ihn vorfand? War sie deswegen gewandert? Eigentlich schon, wenn man ihren Worten Glauben schenken wollte. Aber warum misstrauisch sein, wenn sie doch offensichtlich nur über etwas reden wollte? Würde er doch erst einmal sehen,was sie denn zu wissen begehrte. Schließlich gab es ausreichend Dinge, über die er offen und mühelos mit ihr sprechen und diskutieren könnte. Aber andere Themen widerum...
Er zuckte innerlich mit den Schultern, während nach außen hin ohnedies nicht zu sehen war, was er grade dachte. Eine unbewegte Miene, einen Mundwinkel in sachtem und nichtssagendem Lächeln gehoben und scheinbar darauf wartend, dass sie sagte , was eben ihr Begehr war.
Aber er hatte wohl geruht und so würde er sich auch nicht ungeduldig zeigen. Schließlich war er entspannt und ruhig und durchaus auch neugierig, was sie denn so interessiert an einem Wortwechsel mit ihm sein ließ.
Die komplizierte, aber offenkundig lang geübte Bewegung, die nötig war im auf den Boden zu sinken strafte den Sprung von eben Lügen…doch Gründe konnte es dafür viele geben. Celandril beschloss für den Moment, nach der höchsten Wahrscheinlichkeit zu gehen, und, bevor sich dieses Verhalten als neue Überlegung zwischen die anderen einreihte, schnell für sich selbst Stolz als Grund festzulegen. Damit hatte sie bei einem früheren Freund aus dem Nachtwald meist ebenfalls richtig gelegen…und sollte sich der Gedanke letztlich als falsch herausstellen, so wäre das nicht weiter tragisch. Manchmal führte Forschung eben zu einem anderen Ergebnis als dem angenommenen.
Immerhin war die Unterhaltung nun zum Greifen nah, und die bisherigen Hinweise tanzten in einem bunten Reigen durch Celandrils Gedanken. Womit nun anfangen, wo alles versuchte, in den Vordergrund zu drängen, Sohn, Freund, Vergangenheit, Krieg, Verwundungen…
„ Nun, so weit kam mir der Weg gar nicht vor, dass ich von Wandern sprechen würde!“
Celandril lachte leise dazu, eine bewährte Methode, die zu schnellen Wirbel zur Ordnung zu rufen.
„Ich war in Gedanken, und sah Euch zufällig….doch ich fragte mich auch, ob es bereits neue Erkenntnisse zu der Reise nach Lothlórien gibt…wobei Ihr ja eher in den Grünwald reisen wolltet. Da ich aber gern weiß, mit wem ich reise…nun es wäre interessant zu wissen, wie Eure Pläne dazu sind.
Was lässt Euch noch hier in Imladris warten, wenn es nicht Mitreisende sind – von denen Ihr nicht sehr begeistert wart, wenn ich mich nicht sehr irre…?“
Celandril neigte den Kopf etwas zur Seite, und spielte nebenbei, vermutlich unbewusst, mit dem schmalen, silbernen Armband, das doppelt um ihr linkes Handgelenk geschlungen war, und dabei leise klimperte. Das Lächeln dabei ließ deutlich genug erkennen, dass sie jede mögliche Antwort ohne große Bekümmerung hinnehmen würde, denn alle Variationen einer Antwort wären besser als keine zu erhalten.