Re: Re: Mein lieber Drubb, ...
Verfasst: Freitag 19. Juni 2020, 17:18
14. Halimath (September)
Mein lieber Drubb,
ich lerne hier jeden Tag mehr über die Elben und meine Freunde. Zum Beispiel weiß ich nun, dass Mallenglîël nicht nur die Laute, sondern auch die Harfe spielen kann! Ja gut, Saiteninstrumente sind ja in der Handhabung recht ähnlich, aber wenn man eine Harfe ganz ganz geschwind spielt, ist das nochmal etwas ganz anderes, meine ich jedenfalls. Es war nämlich so, dass die Elben Mallenglîël mehr oder weniger dazu überredet haben, mit ihnen zu spielen. Sie haben ihr eine Harfe gegeben und dann haben sie zusammen musiziert und auch miteinander gesungen. Hach, war das herrlich! Hihi, der Hernod hatte zum Abend auch ein paar Lieder zum Besten gegeben, aber sie waren Hobbitliedern ähnlicher als Elbenliedern. Lustig war es auf jeden Fall und wir haben alle viel gelacht. Dann ist noch etwas passiert, eine neue Entwicklung, wenn man so will. Wir hatten ja bei dem Troll, der uns im Wald überrascht hatte, ein Medaillon gefunden. Ich weiß jetzt, dass wir dem Troll am Tag nicht begegnet wären und dass er wohl Wanderern aufgelauert hat, weil man das Kommen eines Trolls durch die Erschütterung des Bodens vorhersehen kann. Nun, Mallenglîël hatte seit unserer Ankunft versucht, den Besitzer des Anhängers zu finden oder mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Sie war endlich erfolgreich! Es stellt sich heraus, dass das Medaillon dem Sohn eines der Elben gehört und dieser Sohn wurde mal von einer Gruppe Trolle angegriffen oder hat sie selbst angegriffen, das hab ich nicht so ganz verstanden. Er kam davon, aber ein Troll auch und der hatte sein Medaillon geklaut. Der Elb, der Vater des Sohnes, war sehr froh, den Anhänger wieder zu haben. Sein Sohn ist gerade irgendwie in einem Düsterwald unterwegs, und der Vater wird ihm das Medaillon zurückgeben, sobald er wieder da ist. Hihi, der Elb hat sich ganz doll gefreut. Er wollte Mallenglîël und Hernod unbedingt danken und weil er sowas wie ein Schneider ist, wollte er gern etwas nähen. Mallenglîël und Hernod haben gesagt, dass sie gern möchten, dass der Elb mir ein Kleid macht! Uiuiui! Da war der Elb begeistert von der Idee, weil er noch nie für einen Hobbit etwas gemacht hat. Ich kann es gar nicht fassen, Mallenglîël und Hernod sind so lieb! Ich habe mich dann noch lang mit ihnen unterhalten. Mallenglîël meinte, dass wir zwei Möglichkeiten dafür haben, wie es weiter geht. Entweder verbringen wir den Winter in Bruchtal oder wir brechen vor Wintereinbruch wieder auf. Sie hat zu Hernod gesagt, dass es im Winter nicht möglich ist. Was auch immer ‚es‘ ist. Wir haben uns also geeinigt, dass wir in fünf Tagen, spätestens aber in einer Woche weiterziehen werden. Hernod will weiter nach Eregion und Mallenglîël ist sehr an den dortigen Ruinen interessiert. Dort gibt es wohl sehr viele elbische Relikte und auch welche von Zwergen, aber Mallenglîël hofft, auch einiges von Menschen zu finden, bevor die Elben und Zwerge in diese Region gekommen sind. Wir sind also seit gestern dabei, unsere Abreise vorzubereiten. Hernod wollte gern ein Pony oder ein Pferd mitnehmen, aber Mallenglîël war dagegen. Sie sagte, wir könnten es sowieso nicht lang mitnehmen und Hernod hat zugestimmt. Also, ich weiß ja nicht, wo die beiden noch hin wollen, aber ich komme sehr gern mit. Euch geht es doch hoffentlich gut, nicht wahr? Lasst es euch auf jeden Fall gutgehen! Grüße bitte alle recht herzlich von mir.
Deine Maiglockli
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Im September, in Bruchtal.
Es findet ein Gespräch, eine entscheidungssuchende Besprechung statt zwischen Hernod und Mallenglîël bezüglich des zukünftigen Reiseweges, von welcher Maiglockli keine Kenntnis hat.
Sie öffnet die Türen. Er geht an ihr vorbei, in beiden Händen eine von Elbenhand gezeichnete Karte, den Blick darauf gerichtet. Sie schließt die Türen und folgt.
Du bist also nicht von diesem Entschluss abzubringen.
Wie könnte ich denn auch! Ich will die alten Königreiche sehen, mit all der Großartigkeit, was denkst du denn! Dort gibt es mit Sicherheit noch sehr viel Wissen aus Númenor, schließlich wurden die Orte von jenen von Númenor gegründet. Wohin soll ein Mensch denn schon wollen, wenn nicht dort hin!
Er breitet die Karte auf einem Tisch vor ihnen aus.
Die Großartigkeit, von der du sprichst, ist längst nicht mehr.
Aber die Erinnerung an sie hat überdauert! Warst du denn überhaupt mal dort?
Weshalb sollte ich in ein Reich der Menschen gehen.
Sie beantwortet die gestellte Frage damit nicht.
Na, weil die Geschichte dieser Menschen und die Geschichte deiner ach so geliebten Elben miteinander verbunden sind? Welchen Grund bräuchtest du noch?
Das Volk der Eldar zu lieben, ist kein Grund, um Menschenreiche zu besuchen.
Na, von mir aus, ist mir alles recht, aber ich will da hin.
Ihm scheint ein Argument einzufallen.
Die Kleine will auch!
Ihr Blick wird dunkler.
Du solltest sie aus deiner Sache heraushalten.
Sie ist alt genug, um selbst Entscheidungen zu treffen!
Sie ist älter als du.
Ein Ausdruck des Erstaunens.
Tatsächlich? Die Kleine, älter als ich?... Hah… Haha, das ist ja ulkig!
Tu es nicht als lustigen Umstand ab. Ohne sie wärst du tot.
Und das ist doch ein Grund mehr, sie mitzunehmen! Sie ist meine kleine Beschützerin, ist das nicht süß? Du wärst mir ja lieber gewesen, aber-
Ein bitterer Ausdruck der Kränkung mit scharfem Ton.
-Du bist ja einfach abgehauen.
Sie seufzt, das Thema leid.
Eine Pause.
Was? Nervt es dich, ja? Gut, wenigstens ignorierst du das nicht! Warum bist du eigentlich so stur? Es hätte doch etwas mit uns werden können…
Ein Funken Hoffnung.
Nein.
Klar und deutlich.
Du bist sterblich. So etwas kann nicht werden.
Sowas könnte aber werden! Liebe macht doch alles möglich, so ist es doch.
Dazu muss die Liebe bestehen.
Ein Ausdruck des Verletzt-Seins.
Warum machst du das immer! Das hättest du doch wirklich freundlicher sagen können!
Zu welchem Zweck? Es hätte dir erneut die Gelegenheit zur Missinterpretation gegeben.
Ein verächtliches Schnauben und das Verschränken von Armen.
Miss-! Von wegen! Was soll denn daran falsch zu verstehen sein, wenn du meine Kampfart lobst oder mir Komplimente dazu machst, wenn du mich sogar als mutig und heldenhaft für einen Menschen bezeichnest, oder: Wenn du mich auf ein verdammtes Pferd hievst!!
Schweigen. Ein gleichgültiger Blick.
Du hättest das nicht tun müssen, eh! Du hättest mich da krepieren lassen können, und ich bin mir sicher – du kannst mir nichts anderes erzählen! – dass du mich gleich zu einem Teil geheilt hast und ohne das hätte ich nie den Hauch einer Chance gehabt! Also bin ich dir wohl doch nicht ganz so egal wie du gern hättest.
Der gleichgültige Blick bleibt bestehen.
Ich lasse einen Adan nicht sterben, wenn ich es verhindern kann.
Pfft, ja, red dir das nur ein…
Ihm wird angesehen, dass er sich nicht mehr gegen das Wahrhaben sträuben kann.
…Du hättest ja aber auch mal an meine Gefühle denken können.
Du verstehst dich selbst nicht.
Verwirrung, in gewissem Sinne Bestätigung der Aussage.
Was meinst du jetzt damit?
Du sprichst von Liebe. Du liebst mich nicht. Ich kann es in deinen Augen sehen.
Oh, bedauerst du es?
Hoffnung.
Nein.
Erschütterung.
Auch das hättest du freundlicher sagen können!
Du streitest es nicht ab.
Huh? Oh, ach… Warum ist denn das, was ich fühle, nicht auch Liebe? Wie soll das denn auseinandergehalten werden, geht doch gar nicht.
Ausweichend, nicht festlegend. Sich dessen bewusst, dass es, wenn überhaupt, nur Lust ist.
Für die Eldar ist es anders.
Ah. Ja, klar. In allem etwas Besonderes.
Eine Pause.
Er schnauft leise.
Ist das nun geklärt? Das Thema ermüdet mich. So sagt man es doch in eurer Sprache, oder nicht?
Mürrisch.
Ja, kann man wohl so sagen, was weiß ich…
Kurzes Schweigen.
Wir brauchen noch immer einen Plan.
Ja, das ist mir schon klar! Lass mich doch mal meine Gefühle verarbeiten, wenn du sie schon alle ablehnen und runterreden musst!
Er seufzt.
Na schön. Also, du sagtest, du kennst dich mit den Pässen aus. Dann erzähl mal.
Wir können den Hohen Pass nehmen und danach dem Anduin folgen. Wir können den Pass über das Caradhras nehmen. Wir können über Enedwaith und Dunland zur Pforte von Rohan gehen.
Warte mal! Ich hab auch von einem Schwertelpass gehört, was ist damit?
Den nehmen wir nicht.
Ernst. Endgültig.
…Na schön, gut. Hm… Oh! Aber warum müssen wir uns denn mit dem Gebirge abquälen! Haha! Wie wäre es, wenn wir-
Sich einer hervorragenden Idee sicher.
Nein.
In seiner Begeisterung gestoppt.
Hä? Was, nein?
Du willst unter dem Gebirge einen Weg gehen, den wir nicht gehen werden.
Aber das ist doch hier aufgezeichnet! Möglich ist es doch, oder ist es etwa nicht? Ich hab gehört, dass es möglich ist.
Es ist nicht möglich.
Hmpf. Dann ist es halt eben nicht möglich. Hm…
Er betrachtet die Karte.
Wir sind sowieso in Eregion unterwegs, wozu also wieder zurück nach Bruchtal und einen der Pässe nördlich von dort nehmen… Hm… Rohan… Rohan im Winter? Hm…
…Es gäbe die Möglichkeit, vom Rothornpass aus zu dem goldenen Wald zu gehen, jedoch-
Ah! Ja, lass uns doch das machen! Du bist eine Elbin, also werden sie uns doch sicher nicht rauswerfen, oder? Ha! Ja, lass uns diesen Weg gehen. Ja, das ist gut, das ist…
Er verfolgt den Weg auf der Karte und setzt zum Einzeichnen an.
Er zögert. Er blickt auf, verlegen grinsend.
…Würdest du wohl so freundlich sein, ehhh… und…
Sie zeichnet wortlos den Weg ein.
Er hebt die Karte hoch und betrachtet diese begeistert.
Oh! Oho, hervorragend schaut das aus, oh, ja, ja, den Weg, den nehmen wir! Nichts geht über einen gut durchdachten Plan, jaha!
Du nimmst die Sache zu leicht. Es gibt viele Gefahren auf dem Weg.
Ach, Gefahren gibt es auf jedem Weg. Gefahren gibt es auch in Bree! Deshalb versteck ich mich aber noch lange nicht unter einem Gasthaustisch mit einem Krug Bier!
Er lacht.
Sie faltet die Karte sorgfältig zusammen.
Hah. Nach diesem ganzen Gerede von vorhin, das hat mich richtig runtergezogen. Zum Glück habt ihr Elben Ahnung von Wein! Los, lass uns zum Abend essen! Und sitz diesmal nicht wieder so einfach rum! Man sollte doch meinen, dass du dich bei Elben wohler fühlst, aber irgendwie…
Das soll nicht dein Belang sein.
Ich wünschte, es wär mein Belang…..
Er grinst sie vielsagend an.
Hör auf damit. Hör endlich auf damit.
Sie wirkt ausgelaugt.
Hehe, jaja, ist ja gut, war doch nur ein Scherz! Weißt du, wenn ich ehrlich sein soll – und wenn du so gemein zu mir bist, bin ich es auch einfach mal – die Elben hier sind viel liebenswürdiger als du.
Eine Pause. Er spricht weiter.
Die sind wenigstens fröhlich und reden überhaupt mal miteinander! Und du hockst nur allein für dich rum. Hmpf. Willst nichts mit deinen Freunden zutun haben. Hast noch nicht einmal Wein mit uns getrunken!
Dies ist also der wahre Grund seiner Aufregung.
Und ich werde es auch in Zukunft nicht tun.
Haha, sag niemals nie, so heißt es doch so schön! Irgendwann werden wir noch alle zusammen ordentlich feiern. Spätestens bei den Menschen! Hehe!
Er geht mit einem breiten Grinsen, ein Kneipenlied anstimmend. Sie verlässt den Raum nach ihm und schließt die Türen.