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10. Halimath (September)
Mein lieber Drubb,
jetzt geht es Hernod schon viel besser! Er kann nun auch selbst Bruchtal erkunden, auch wenn er noch etwas schwach ist. Er redet gern mit den Elben. Wir hören jeden Tag ganz viele Geschichten, die Elben kennen wirklich ganz viele Geschichten. Mallenglîël hört auch oft zu, aber manchmal geht sie plötzlich mittendrin weg und kommt erst später wieder. Heute haben wir auch wieder ein paar Erzählungen gelauscht und dann haben sich Mallenglîël und Hernod mit dem besonderen Jemand und einigen Elben unterhalten. Der Hernod weiß nicht so viel von den Geschichten aus alter Zeit, so wie die Elben sie erzählen, aber dafür weiß er einiges von den Geschichten der Menschen. Er hat alles darüber zusammengetragen, wo er nur konnte, und das interessiert ihn alles sehr. Mallenglîël hat Hernod viele Fragen gestellt. Sie möchte viel über das wissen, was passiert war, bevor sich die Menschen und Elben zum ersten Mal getroffen haben. Sie hat eine Vermutung, dass etwas ganz Schlimmes geschehen ist, vor sehr langer Zeit, und dadurch soll wohl irgendein Leid auf die Menschen gekommen sein. Darüber wollte Hernod nichts erzählen. Er hat aber gesagt, dass er von Erzählungen gehört hat, in denen die Menschen zuerst unsterblich waren und dass der Tod durch das Böse gekommen ist. Und da hat er dann gesagt, dass die Elben die Menschen nie verstehen würden, weil die keinen Tod zu fürchten haben. Mallenglîël hat ihm da widersprochen. Sie meinte, dass die Elben irgendwann ein unausweichliches Ende finden würden, weil sie nur so lange existieren wie die Welt existiert. Die anderen Elben haben ihr zugestimmt. Ich wusste gar nicht, dass so eine Ungewissheit die Elben derart bedrückt. Wir Sterblichen werden das Ende der Welt ja wohl kaum miterleben, aber die Elben haben sicherlich ein ganz anderes Zeitempfinden. Sie wissen nicht, wann dieses Ende kommt und was danach ist, aber sie haben Vertrauen zu dem Einen, der das Ende geplant hat und nur Gutes plant. Dann hat Mallenglîël angemerkt, dass die Elben an das Leben der Welt gebunden sind, die Menschen aber nicht, und die Menschen haben ein besonderes Schicksal. Die Elben tun mir leid. Hernod und die Menschen auch. Hernod hat dann überlegt, ob es vor dem Bösen für die Menschen vorgesehen war, so alt wie die Menschen aus dem alten Westlichen Königreich zu werden. Aber selbst die sind gestorben und der Tod ist für die Menschen immer etwas Böses. Für die Elben ist es nicht nur böse, glaube ich. Hernod meinte dann, dass manche denken, das besondere Schicksal der Menschen erfülle sich auch erst nach dem Ende der Welt. Die Elben sagten, dass die Menschen dazu bestimmt sind, die beschädigte Welt zu reparieren und die Elben sollen sie dabei unterstützen. Irgendwann brauchen die Menschen die Elben dann nicht mehr und das ist auch ein Grund dafür, warum die Elben Mittelerde verlassen. Sie sehen Menschen nicht als ein geringeres Volk an, weil sie alle die Kinder des Einen sind. Das klingt für mich so wie wenn ältere Geschwister den jüngeren helfen, im Leben klarzukommen. Hernod hat dann vor sich hin gemurmelt und ich habe es erst nicht verstanden, aber die Elben haben ihn ganz entsetzt angeguckt. Er hat sich nämlich gefragt, oder vielmehr infrage gestellt, warum der Eine all das Leid zulässt, wenn er doch die Macht dazu hätte, Leid zu beenden oder sogar zu verhindern. Und dass vielleicht sogar der Eine dafür verantwortlich ist, dass die Menschen den Tod kennen. Die Elben sagen, dass der Eine alles tut, um Gutes zu tun, und selbst aus dem Leid wird Gutes entstehen. Die Elben werden das wohl besser erkennen können als die Sterblichen, weil sie über viele Jahrhunderte hinweg die Wirkungen und Ausmaße bestimmter Taten und Begebenheiten besser nachvollziehen können, das denke ich jedenfalls. Ich kann Hernod aber verstehen. Ich begreife auch nicht, wie jemand bereitwillig Leid zulassen kann, wenn man das Leid verhindern könnte. Hernod verzweifelt, und es wirkt auf mich als würde er sich für die Menschheit schämen und für etwas, das die Menschen vor ganz langer Zeit getan haben. Er meinte, dass ganz alte Geschichten erzählen, dass die Menschen sehr wissbegierig waren, aber zu früh zu viel wissen wollten und deshalb leiden mussten. Die Elben meinten, dass dieses Verlangen nach Wissen auch bei ihnen vom Bösen ausgenutzt worden ist. Das ist doch furchtbar, da möchte man mehr wissen, und dann ist das auch noch schlecht, oder jedenfalls ist die Art schlecht, wie man das Wissen erlangen will. Hui, das alles verwirrt mich sehr. Ich kann Dir auch nur schreiben, was die anderen gesagt haben, ich will selbst gar nicht so viel darüber nachdenken.
Der besondere Jemand, der hatte auch mitdiskutiert, und er hat mir später einen Text gezeigt und übersetzt, in dem auch über solche Themen von Elben und Menschen gesprochen wurde. Da drin waren auch Erklärungen dafür, warum es kaum zu Beziehungen zwischen Elben und Menschen kommt. Da tut mir der arme Hernod noch mehr leid, weil er Mallenglîël doch so gern hat. Oh, mir fällt dabei ein, dass ich gesehen habe, dass Mallenglîël an einer Kette um den Hals einen silbernen Ring trägt. Hübsch ist der Ring, sehr schön verziert, aber nicht zu doll, und er sieht nicht ganz so aus wie der Elbenschmuck, den ich in Bruchtal gesehen habe. Ich habe dann die anderen Elben mal gefragt, was bei denen ein Ring an einer Kette bedeutet, und sie haben mir gesagt, dass ein Ring aus Silber zur Verlobung getauscht wird, aber er wird am Finger getragen und nicht an einer Kette. Sie wollten gern wissen, warum ich das frage, und als ich ihnen den Grund gesagt habe, haben sie Mallenglîël bedauert. Hm. Sie haben mir erzählt, dass Elben anderen Elben ansehen können, ob diese verheiratet sind, aber ob jemand verlobt ist, können sie nicht sehen. Das ist, weil die Seelen nach der Hochzeit irgendwie zusammengehören, aber davor noch nicht so ganz. Ich habe natürlich auch Mallenglîël danach gefragt, aber sie hat nicht davon gesprochen, so wie sie sonst auch nicht über etwas aus ihrer Vergangenheit spricht. Liegt das daran, dass ich zu den Hobbits gehöre und nicht zu den Elben? Den anderen Elben gegenüber ist sie aber auch verschlossen, also nehme ich das nicht persönlich. Ab und zu beobachte ich, dass die Elben hier in Bruchtal versuchen, irgendwie mit Mallenglîël ins Gespräch zu kommen, aber sie lässt das kaum zu. Sie ist meist allein, und wenn sie dann doch mal bei uns oder anderen ist, ist sie eher im Hintergrund. Hernod ist da das genaue Gegenteil. Er scheint übrigens über Mallenglîël hinweg zu sein, alle paar Stunden himmelt er eine andere Elbin an. Hihi, es wirkt fast so als würden ihn all die hübschen Elben überfordern. Wie war eigentlich die Ernte? Ist alles in Ordnung bei euch? Ich hoffe es sehr. Mir geht es hier gut. Bitte grüße Mutter und Vater von mir.
Deine Maiglockli