Ein kleiner Abendspaziergang

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Blundo
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Ein kleiner Abendspaziergang

Ungelesener Beitragvon Blundo » Mittwoch 14. November 2018, 09:11

Das Auenland rühmt sich damit, ein Land voller Gemütlichkeit und Frieden zu sein. Selten geschieht etwas, dass uns Auenländer aufhorchen oder gar erregt diskutieren lässt. Doch in diesen Tagen streifen merkwürdige Gestalten durch das Land und versetzten ehrenhafte und unschuldige Bürger in Angst und Schrecken. Es geschah an jenem abend, als der junge Herr Beutlin fortzog und seinen Gärtner mitnahm. Die Sonne ging gerade unter und ich ging fröhlichen Schrittes nach Hause um dort meinen doch inzwischen recht stattlichen durch Bier angeschwollenen Bauch zur Ruhe zu legen. Mein Weg führte mich an dem ehemaligen Heim des Abenteueres Bilbo Beutlin vorbei. Sein Anwesen ist weithin als das prächtige Beutelsend bekannt. Ich lief nun die Strasse entlang und im goldenen Abendlicht sahen meine müden Augen einen großen Schatten an der Wand des Anwesens vorbeihuschen. Da ich wusste, dass der junge Herr Beutlin das Anwesen verkauft hatte und der ehrenwerte Herr Bilbo Beutlin sicher nicht mehr zurückkehren würde, war ich doch etwas überrascht dass sich dort jemand herumtrieb. Meine Neugier trieb mich nun dazu eine große Dummheit zu begehen. Ich stieg über den niedrigen Zaun, der das Anwesen umgab und kroch durch die inzwischen hoch gewachsenen Kürbispflanzen des Gartens in Richtung des Hauses. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch immer in dem glauben ein paar freche Kinder zu stellen, die sich einen Spass daraus machen wollten einen Blick in die Gänge Beutelends zu werfen. Wer könnte es Ihnen verübeln, war es doch das prächtigste Anwesen unseres Dorfes. Doch wie dem auch sei, es ist nur mehr als ungezogen, und so wob ich den Plan den kleinen Rackern einen gehörigen Schrecken einzujagen. Als ich nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt war konnte ich in den immer größer werdenden Schatten ein dunkles Ross erkennen, dass zwischen zwei großen Eichen stand. Es wirkte unruhig und scharrte ständig mit seinen Hufen auf dem Boden. Es konnten keine Hobbitkinder sein, welche sich einen Spass erlauben wollten. Es musste einer des großen Volkes sein, denn einem Hobbit gehörte ein solches Pferd nicht. Schon gar kein solch furchteinflössendes. Ich war nun nah genug am Haus um erkennen zu können, dass die Eingangstür offen stand. Ich erhob mich nun wieder von allen vieren und griff nach einem Rechen, der unweit der Haustür unter einem Fenster lag. Mit einem klammen Gefühl im Herzen und den Rechen fest in meinen Händen umklammert, schob ich mich durch den Spalt der offenen Tür hinein. Kein Licht brannte, lediglich das wenige Licht der Abendsonne dass durch die Fenster fiel zeigte noch die Konturen der Wohnung, so dass ich mich noch recht gut zurechtfand ohne irgendwo anzustossen. Ein Rumpeln und rascheln kam aus den Tiefen des Hauses. Ich umgriff den Rechen immer fester, bereit ihn einem Einbrecher über seinen üblen Schädel zu ziehen.

Als ich das frühere Wohnzimmer betrat sah ich Ihn, einen großen Schatten, etwa von der Größe eines Menschen doch vollkommen in Dunkelheit gehüllt, als würde er das wenige Licht noch in sich aufsaugen und nie wieder fortlassen. Noch hatte mich der Üble nicht bemerkt. Ich schritt so leise es ging an ihn heran. Nun war mich doch sehr bange zumute, nicht mehr sicher, ob es wirklich richtig war dies zu tun. Ich wischte meinen Zweifel beiseite und fasste all meinen Mut von den Zehenspitzen bis zu meinen Haarlocken zusammen. Ich sprach den Schatten an:"He, Du da. Was machst Du hier?". Der Schatten fuhr herum doch statt eines Gesichtes das zum Vorschein kam erblickte ich nur noch mehr Dunkelheit unter der Kaputze des Fremden. Mit einem Schlag wich all mein Mut, all meine Hoffnung. Ein Schrei durchhallte die Gänge und Zimmer. Mein Blut gefror, mein Gehör drohte zu zerreissen. Schmerz brannte durch meinen Schädel als triebe jemand ein glühendes Eisen durch meine Augen in mein Hirn. Der Rechen fiel zu Boden. Ich lag auf dem Boden, meine Ohren haltend und selbst vor Schmerz schreiend. Der Schatten kam über mich und seine eiskalte gepanzerte Hand griff nach meiner Weste um mich daran hochzuheben. Der Schrei verstummte und ich wurde vor das endlose Loch seines Körpers gehalten, an dessen stelle andere Ihren Kopf trugen. Es wurde mir kalt um mein Herz. Kälter als in jenem Winter in dem selbst die Schweine in den Ställen erfroren. "Wo ist er, sag es mir" fauchte mich die kratzige Stimme des Fremden an, mit einem Unterton, der an das kratzen von Stein auf einer Glasscheibe erinnerte. Ich wollte nicht antworten, doch das Wesen forderte mit seinen Gedanken etwas aus mir heraus. "Ich...ich weiss nicht wen Ihr meint, ich habe keine Ahnung, was Ihr sucht" antwortete ich Wahrheitsgemäß. Tiefes rasselndes Atmen war für ein paar Sekunden das einzige, das ich hören konnte. "Beutlin..." Kam als einziges Wort von dem Wesen. "Er... er ist fortgegangen, ich habe keine Ahnung wohin, vor Tagen schon." stammelte ich in meiner Todesangst hervor. Es dauerte nicht lange, und ich wurde unsanft fallengelassen. Erneut erklang der schrille Schrei dieses Monsters und der Schatten verschwand in Windeseile aus dem Haus. Einzig das wiehern des Pferdes und das Hufgetrappel mischten sich zu dem Schrei hinzu, bis diese Laute in der Ferne verschwanden. Ich lag noch immer auf dem Boden, rang noch immer nach Luft und spürte wie die Wärme in meinen Körper zurückkroch. Glücklich diese Begegnung überlebt zu haben.

Der erste klare Gedanke den ich fassen konnte mahnte mich die anderen zu warnen. Nur die Götter wussten, wen sich dieses Monster als nächste Informationsquelle suchte. Ich rappelte mich auf. Ich kroch mehr als dass ich ging in Richtung der Tür. Die Sonne war inzwischen untergegangen, alles sah so friedlich aus, doch wusste ich es besser. Große Gefahr drohte uns allen, dem ganzen Auenland sogar. Ich musste die anderen warnen. Mit schwachen Knien kämpfte ich mich in die Taverne zurück, in der noch immer das Leben und die Freude tobte. Ich öffnete die Tür und fiel auf den Tavernenboden. Mit letzter Kraft hob ich meinen Kopf und rief:"Wir... wir sind alle in Gefahr, schwarze Reiter sind hier in unserem Dorf und sie sind gefährlich, wir müssen uns verteidigen, wir müssen uns schützen... und irgendjemand muss die Beutlins warnen." Dann umfing mich eine gnädige Ohnmacht. Erschöpft sank ich auf den Holzboden und ergab mich dem Schlaf. Unwissend, wie alles nun weitergehen solle...
Bascobald (PVE Twink)

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