Der kleine Junge aus der Pfütze

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Craaco Birkenheim
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Der kleine Junge aus der Pfütze

Ungelesener Beitragvon Craaco Birkenheim » Donnerstag 18. Januar 2018, 01:16

DER KLEINE JUNGE AUS DER PFÜTZE

Vor einigen Wochen

Es waren regnerische Tage in Sprotten, besonders am heutigen Tage goss es aus allen Eimern. Craaco saß auf einem Stuhl neben seinem Arbeitstisch und las ein Pergament. Der Schreibtisch war voller Schriftrollen, Tintenklecksen und Briefen. Diese lagen wild durcheinander, einige auf großen Stapeln aufgereiht , andere geknickt oder vollgekritzelt verteilt.
Die Regentropfen prasselten aufs Smial und der Wind ließ die Fenster knirschen.
Genervt von den störenden Geräuschen des Unwetters blickte Craaco auf und spähte aus dem Fenster. Die Bäume bewegten sich wie riesige Gestalten im Wind die ein Tänzlein aufführten.
Dort am Zaun saß Jemand, durch den Regen kaum zu erkennen.
Neben ihm hatte der Regen eine große Pfütze erschaffen in der diese Gestalt mit etwas herumstocherte.
Eine Weile beobachtete Craaco das Geschehen ehe er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
Später am Abend trat Craaco aus der Tür seines Unternehmens , die Kapuze tief übers Gesicht geworfen.
Er stapfte fluchend über den matschigen Weg in Richtung Lindental.
Von der Gestalt war keine Spur mehr zu sehen …....

Zwei Tage später

Das Unwetter schien sich langsam zu legen, die Wolkendecke zeigte hier und da mal wieder einige Sonnenstrahlen und aus dem prasselnden Regen wurde ein sanfter Regenfall.
Die Wege in Sprotten zeigten jedoch noch Spuren der letzen Tage.
Sie waren matschig und große Pfützen sorgten dafür das man sie nicht gerade belaufen konnte, sondern immer wieder einige Schlenker vollziehen musste um mit halbwegs trockenen Füßen am Ziel anzukommen.
Aus den vielen Pergamenten von Craaco´s Schreibtisch wurden mittlerweile zerknüllte Kugeln die auf, neben und unter dem Schreibtisch lagen.
,, Wo ist nur mein Buchhalter wenn ich ihn brauche,, schimpfte Craaco und schaute verärgert vom Chaos auf.
Dort sah er sie schon wieder. Eine kleine Gestalt am Gartenzaun sitzend und mit einem Stock in einer Pfütze stochernd.
Craaco stand langsam auf und zog seinen Umhang an ehe er zur Tür hinaus trat.
Einige Tropfen vielen auf seinen Kopf und liefen die Wangen hinunter als er sich der Gestalt näherte.
Ein kleiner Junge saß dort, dreckig in zerissenen Hemd und löchriger Hose und ließ einen Stock auf der ,vom Matsch braunen Wasseroberfläche, schwimmen.
,, Was machst du beim dem Wetter hier draußen Junge ? ,, fragte Craaco als er bereits fast neben ihm stand.
Der kleine Junge schaute auf und lächelte Craaco zu.
,, Ich lasse den Stock schwimmen, als wäre es ein Boot auf dem Brandywein ,, antwortete er.
Craaco schmunzelte kurz. Er hatte selbst damals mit Stöckern Boote gebaut und sie durch die Pfützen schwimmen lassen.
,, Findest du nicht das Wetter ist etwas zu schlecht um draußen zu spielen?,,
,, Ich bin immer hier draußen. Bei Regen und bei Sonnenschein ,,
Der Junge wendete sich nun wieder der Pfütze zu und gab dem Stock einen kleinen Schubs , sodass dieser von der einen Seite der Pfütze bis zur anderen auf dem Wasser schwamm.
,, Schau mal ! ,, strahlte der Junge Craaco an.
,, Das Boot hat es sicher über den Brandywein geschafft,, Nun streckte der Junge stolz die Arme nach oben.
Wieder musste Craaco über die Geste des Kleinen Jungen schmunzeln.
,, Du scheinst mir ein guter Bootsbauer zu sein ,, sagte er lächelnd zu dem Jungen.
,, Nun ich muss wieder zurück zur Arbeit. Sau dich hier draußen nicht noch weiter ein. Deine Eltern werden bestimmt so schon schimpfen,,
Nach diesen Worten wendete sich Craaco ab und ging zurück in sein Unternehmen.
,, Meine Eltern schimpfen schon länger nicht mehr ,, rief der kleine Junge noch hinterher und schaute zu wie sich die Tür des Smials langsam schloss......

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Craaco Birkenheim
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Re: Der kleine Junge aus der Pfütze

Ungelesener Beitragvon Craaco Birkenheim » Donnerstag 18. Januar 2018, 18:39

Eine Woche später

Die grauen Wolken der letzten Tage hatten ihr Farbe gewechselt und kleine kristallförmige Schneeflocken tanzten durch die Luft zum Erdboden hinab.
Die Kinder des alten Bolgers bauten Schneemänner und tobten durch den Schnee.
Eine Woche ist seit dem Gespräch zwischen Craaco und dem kleinen Jungen vergangen und immer wieder sah Craaco ihn während seiner Arbeit aus dem Fenster an der selben Stelle.
Mal warf er mit Steinen umher und jubelte wenn er sein angezieltes Ziel traf. Ein anderes mal baute er sich mit Stöckern am großen Baum des Myrtenhofes eine kleine Hütte.
Obwohl Craaco keine Zeit für solche Kinderspielchen hatte musste er dennoch immer wieder aus dem Fenster blicken und den Jungen beobachten.
,, Wer bist du Junge?,, murmelte er vor sich hin.
,, Woher kommst du?,, . Fragte er sich und bekam den Jungen nicht aus dem Kopf.
Jeden Abend wenn er die Smialtür seines Unternehmens hinter sich schloss um sich auf den Heimweg zu begeben war der kleine Junge nicht mehr da.
Craaco stapfte durch den Schnee. Die Bäume die sich vor Tagen noch gefährlich wie Riesen im Sturm vor ihn aufgebäumt hatten wirkten nun traurig und erstarrt als hätte die Schneemasse die Äste umschlungen.
Ein weißes Kaninchen sprang über den verschneiten Festplatz und verschwand hinter einem kleinen Hügel.
Daheim angekommen dachte Craaco immer noch an diesen Jungen. In der Nacht rappelte er sich aus seinem Bett und zündete eine kleine Kerze an.
Er holte Tintenfass und Feder, nahm ein Pergament und begann zu schreiben......


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