Verkatert

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Bubikopf
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Verkatert

Ungelesener Beitragvon Bubikopf » Dienstag 16. Februar 2016, 23:04

Ich öffnete die Augen. Es wär dämmrig, nur ein flackerndes Licht schien seitlich zu mir rüber. Die weissen Kissen unter mir waren zerkneult aber immer noch weich, sie lockten mich zurück in friedlichen Schlummer. Ich widerstand der Versuchung mich erneut fallen zu lassen und versuche mir klarer zu werden, wo ich bin und was ich hier mache. Dieser kleine Raum war ungewöhnlich gemütlich, ein großer schwarzgoldener Schrank stand in der Ecke, davor ein kleiner Stuhl in fast den gleichen Farben, weniger massiv aber genauso edel wie robust. Gegenüber, auf der anderen Seite des großen Schrankes, ein Bild von einer Ruine auf einem grünen Berg - ein Ausblick in wilde Lande, nicht weit entfernt von diesem Bett. Auf der anderen Seite dieses Bettes stand ein in die Wand eingearbeiteter Kamin, dessen knisterndes Feuer mich geweckt hat. Es verstrahlte eine Wärme die ich manchmal schmerzlich vermisst habe, am meisten damals, als ich das erste Mal aufbrach - und es scheint als wäre ich auch dieses mal nur angekommen um wieder aufzubrechen. Jeder Tag ist ein neuer Aufbruch und jede Nacht gibt ein wenig Hoffnung auf Frieden, Hoffnung, dass der nächste Tag besser wird, weniger schlechte Kunde, weniger Leid. Ich sprang auf, um der Verlockung mich erneut dem Schlaf hinzugeben zu widerstehen, raffe meine Kleidung zusammen, schnappe mir mein Schwert, das ich aus Gewohnheit nah bei mir - im Holzrahmen des Bettes - versteckt hatte. Dann lief ich rasch und gefasst den Korridor hinauf, folgte den braunen, breiten Linien der Steinwand, entschied mich nach links zu gehen. Dort am Ende des Korridors war erneut ein Raum, mit der gleichen Wand und dem gleichen Boden in gold und braun mit filigranen silbernen Linien. Im Korridor, genau wie im Raum am Ende standen prächtige goldene Leuchter, eine Bank nach ähnlichem Muster wie der Stuhl in meinem Raum. Ich erkannte in feinen goldenen Linien auf dunkelbraunem Stoff einen Baum. Auch in diesem Raum fand ich dann erneut ein Bett mit violetten Decken und weissen Kissen, eingefasst in verziertem, schwarzen Massivholzrahmen. An der hinteren linken Wand des Raumes wieder ein brennender Kamin, der den Amaranth und die Schatztruhe neben ihm ebenso in warmgelbes Licht tauchte, wie den Stuhl an der Wand mit Fenstern gegenüber, welche von einem Wandteppich aus edlem Stoff - einen König, Fürsten oder Ritter mit Schwert zeigend - und mehreren ansehnlichen Gemälden geschmückt war.
Wo war ich nur gelandet? Beide Räume und der Korridor legten den Schluss nahe, dass ich im Anwesen einer reichen Familie war, vermutlich Händlern oder Adligen, doch die Holzbalken, die die Decke stützen, zeugen von anderer Baukunst als die sonstige Einrichtung. Vielleicht hat sich jemand Bauteile und Baumeister aus anderen Gegenden der Welt kommen lassen, um sich anders einzurichten.
Ich ging den Korridor in die einzig verbliebene Richtung und es dämmerte mir, dass ich, auch wenn ich rausfinden würde wo ich bin und warum, mein Ziel doch das Gleiche bleiben würde, ich musste wieder los, in die weite Welt, in die Wildnis. Zu meinen Leuten, zu meinem Volk..
Richtig, ich war Gast, nur zu Besuch! Ich erinnerte mich, dass ich mich auf einen Handel mit den Halblingen einliess und die brachten mich nach einem heftigen Umtrunk zu sich in den Süden dieses Landes. Eines ihrer größeren Häuser war auf Menschen wie mich zugeschnitten, wenn auch nach meinen Maßstäben protzig. Aber die Wärme die das Innere des Hauses ausstrahlte hat mir jedenfalls den Kater des Umtrunks vermieden und offenbar hatte ich auch nicht die üblen Träume die ich sonst unterwegs hatte.. von verbrannten und erhängten Freunden, entführten Geschwistern, geköpften Eltern.. und erschlagenen Anführern..
Ja, meine Vermutung bewahrheitete sich, im großen Saal am anderen Ende des Korridors standen viele Bänke und Bücherregale in schwarz und gold, genauso prächtig wie bisher in diesem Haus. Geradezu in dieser Halle erblickte ich eine große Geode mit violetten Mineralien, die hier gut ins Gesamtbild passte und auf zwei Tischen lagen noch Papiere von diversen Geschäften, an der Wand hingen Karten von Regionen mit oder in denen offenbar Handel betrieben wurde.. Ausserdem fanden sich einige Kisten zum einlagern von Handelsgut in einem der kleineren Räume und hohe Wandregale quillten über vor Geschirr, sicherlich um die Handelspartner gut zu bewirten, wie es bei den Halblingen so üblich ist. Ich gebe zu, Menschen wie ich sind hier wirklich recht gut aufgehoben, wenn ihnen auch sonst die Bräuche der Hobbits fremd und seltsam erscheinen.
Dennoch. Ich musste raus! Nach wenigen weiteren Tischen und Karten dieses Teils der Welt, fand ich eine große runde Tür die nur der Ausgang sein konnte! Genug ausgeruht, das Abenteuer kann, nein muss weitergehen! So schritt ich in die Sonne eines wundervollen Morgens um aufzubrechen und ich fühlte mich ungewohnt frisch und lebendig, man könnte fast sagen hoffnungsvoll.

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Bubikopf
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Kapitel 2 Aufbruch und Erinnerung

Ungelesener Beitragvon Bubikopf » Donnerstag 15. Februar 2018, 21:59

Ich verliess das große Haus, blickte mich um und wunderte mich über die völlig andere Bauweise als innen.
Das äußere hatte viele runde, weiche Formen, runde Fenstern und Türen, das Dach und die Wände ebenfalls mit geschwungenen Kanten, in hellen fast leuchtenden Farben, wie sie auch in der Natur drumherum oft vorkommen: hellbraun, hellgrün und sandfarben. Vor der runden hölzernen Tür, die mit einem leichten klicken ins Schloss fiel, standen seltsam aussehende Bäume, wie Wachen und mit Löchern in der Borke die einem wie anstarrende Augen vorkamen.
Auch andere Gegenstände waren hier, viele für mich unbekannt, steinerne Säulen deren Oberteil wie ein dunkler Rabe aussah, elbisch aussehende Brunnen, Karren wie in Bree und Rohan, dunkle Säulen mit seltsam leuchtenden Symbolen, aus denen bunter Qualm hervorstiess.
Ein seltsam anmutender Ort, der irgendwie im Kontrast zu dem inneren stand.
Ich brachte erst sehr viel später in Erfahrung was es damit auf sich hatte, denn zunächst war es mir wichtig hier weg zu kommen und so lief ich von dem Grundstück und aus dem Ort und hatte gar nicht bemerkt, dass in meiner Tasche neuer Proviant war und andere Dinge die mir helfen würden mich zu erinnern was geschehen war. Wann hatte ich schon soviel und so guten Proviant dabei gehabt? Es muss sehr lange her gewesen sein, vor meiner Reise in diese Lande.

Nach einigen Tagen und mehrfachen Wechsel des Transportmittels, die ich mit dem Geld, was ich bereits wiedergefunden hatte, bezahlen konnte - was nicht jedem hierzulande möglich war - erreichte ich Bree. Erneut, wie ich hier bald feststellen würde. Der Kopfschmerz liess nach und ich erinnerte mich an mehr Dinge der Nacht vor dem verkaterten Morgen.
Ja ich war bereits in Bree, im tänzelnden Pony und hatte scheinbar nette Gesellschaft mit der man Abenteuer austauschen und Sorgen in Alkohol ertränken konnte. Offenbar hatte ich da viel zu ertränken, denn mein Verstand, meine Erinnerung und meine Selbstbestimmung gingen für fast eine Nacht verloren. Ich weiss wieder wer ich bin, Nioleth Andion, aus Gondor und ich kam nach Eriador um Handelsgeschäfte für meinen Vater, einem kleinen Adligen aus Westgondor, zu erfüllen. Ich dachte als ich aufbrach nicht, dass ich soweit kommen würde und dass es sich überhaupt lohnen würde, so fern von der Zivilisation nach Handelspartnern zu suchen, doch auch wenn hier alles etwas 'simpler' zugeht, so sind die Leute teils doch recht gescheit und haben so ihre Geschichten zu erzählen. Nicht zu vergessen, dass es hier viel zu sehen gibt und auch die anderen Kulturen haben durchaus ihren Reiz! Die seltsamen Elben des Westens sah ich erst auf dieser Reise, genauso wie die Zwerge des blauen Gebirges und die Hobbits. Ja, die Hobbits auch.
Einen von ihnen traf ich bei eben diesem zweiten Besuch in Bree und er erkannte mich wieder. Er konnte sich ein Lachen kaum verkneifen als er mich begrüßte und ich war recht empört, dass man eine Dame zur Begrüßung auslacht in dieser Stadt, doch er konnte mir recht bald erklären, warum er so amüsiert war. Offenbar war es an jenem Abend ein regelrechtes Gelage mit Hobbits und einigen Menschen aus Bree, bei dem nicht nur ich etwas zu tief in fremde Becher geschaut und zuviel fremdes Bier genossen habe. Angeblich wäre ein Hobbitherr mittleren Alters, der recht adrett gekleidet war, um mich besorgt gewesen und bot mir an sich um mich zu kümmern und in einem Markthaus seiner Familiensiedlung weitere Handelsangelegenheiten zu besprechen.
Seinen Namen wusste weder der Hobbit heute noch konnte ich mich erinnern. Aber soviele wohlhabende Familien die scheinbar eine ganze Siedlung mit ihren Verwandten bevölkern, kann es ja wohl nicht geben. Ich füllte meinen Proviant auf, besorgte mir ein robustes Karrengespann, erledigte noch die letzten Aufträge für meinen Vater und brach auf. Einige Wachen aus Bree geleiteten mich und ich kam in wenigen Wochen in Bruchtal an, wo meine eigenen Wachen bereits auf mich warteten. Sie hatten überall nach mir gesucht und gingen davon aus, dass ich aus irgendeinem wichtigen Grund früher aufbrechen musste und daher in Bruchtal zu finden wäre.
Unterwegs fand ich in meinem Reisebeutel zwischen all dem restlichen Proviant aus dem Auenland einen Zettel auf dem eine weisse Taube mit Hammer im Schnabel zu sehen war. Darunter stand Bubikopf Glüxschmied, aus Brintal.

Das Logo fand ich sehr schön, denn auch in Gondor ist die weisse Taube ein Symbol für Freiheit und Frieden und abgesehen von den seltsamen Dingen auf dem Hof dieses großen Gebäudes fand ich hatte diese Siedlung und auch das Gebäude innen etwas friedliches, freies.. Frei ja wohl auch in der Auswahl der Gegenstände die man draußen aufstellt. Bei dem Gedanken kicherte ich und fragte mich wann ich das letzte Mal so amüsiert war. Ich wollte zu gern wissen, wer dieser Bubikopf war und nahm mir fest vor ihn auf der nächsten Reise nach Eriador zu besuchen..

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Ungelesener Beitragvon Bubikopf » Freitag 18. Oktober 2019, 01:40

Kapitel 3 - Ein neues Leben

Ich war zurück in Gondor und es war mir kurz nach meiner Rückkehr nicht so gut, eigentlich war mir schon während der Reise grade morgens übel. Ich kannte mich mit solchen Dingen nicht so aus, aber mein Zimmermädchen guckte mich mit großen Augen an und nach einer Weile Zurückhaltung eröffnete sie mir den Verdacht ich wäre wohl schwanger, aber sie würde Stillschweigen bewahren meinem Vater und anderen gegenüber. Er würde natürlich von so einem Vorfall unbedingt unterrichtet werden wollen, vor allem auch von wem dieser Bauch kommt. Unter Adligen kann man nicht einfach jeden Beliebigen nehmen und das schlimmste daran ist ja, ich könnte ihm nicht mal genau sagen wer der werdende Vater ist.
Meine Sorgen wuchsen und ich dachte auch oft darüber nach das zu verhindern, oder ob es besser wäre zu fliehen? Aber wohin? Mit meinem mangelnden Wissen in solchen Dingen, wäre ich vermutlich keine gute Mutter. Ich entschloss mich zu bleiben und den Bauch so lange es geht zu verstecken. Doch mein Vater bemerkte es eines Tages und war außer sich, was sich steigerte als ich ihm Antworten weder geben wollte noch konnte. Er warf mich aus dem Anwesen in Lamedon und drohte sogar mich zu enterben. Daher zog ich vorübergehend in ein kleines Haus in Morlach. Zwei Monate später kam er mich dort besuchen und entschuldigte sich für seinen Wutausbruch und meinte er würde sich um eine Unterkunft kümmern an der Bucht von Belfalas, für mich und seinen Enkel oder Enkelin. Er sah nicht gut aus, abgemagert und mit eingefallenem Gesicht. Vermutlich hatte er sich annähernd so viele Sorgen gemacht wie ich, ohne jedoch die Aussicht auf die Zukunft so nah an sich zu lassen, dass er sich drauf freuen könne, wie ich es tat. In diesen zwei Monaten habe ich mich hier eingelebt und mein Zimmermädchen erwies sich auch hier als große Hilfe, die Geburt verlief ohne Komplikationen und wir wurden auch vom Volk hier angenommen. Ich entschied mich also meine Tochter Snepi hier aufwachsen zu lassen. Es war nicht so sicher wie in Lamedon aber es gab hier zumindest viele Kinder mit denen sie spielen konnte und vieles zu entdecken in der Natur, viele Tiere und frische Luft, klares Bergwasser.. Doch, ich war mir sicher, dass es für sie das richtige war und auch mir tat der Tapetenwechsel gut. Manchmal sind selbst große Paläste einengend und wie frei fühlte ich mich noch vor einem Jahr auf Reisen! Die musste natürlich noch eine Weile warten, dachte ich zumindest. Mich erreichte die Nachricht, dass mein Vater verstorben war und ich machte mir Vorwürfe, dass er aus Sorge um mich und mein Kind starb, das er nun nicht mehr kennenlernen konnte.
Zusammen mit der Todesurkunde kamen auch Briefe, die aus irgendeinem Grund bisher nicht ankamen. Briefe in denen mein Vater schrieb dass er mir vergeben würde, auch wenn sein Ansehen bei den anderen Fürsten bereits gesunken ist. Er vermisse mich mittlerweile genauso wie auch meine Mutter. Er hat ein Anwesen auf einer Insel beschafft, dass er mir vererben würde, groß genug für mich und mein Kind und noch weitere Kinder, sollte das mein Weg sein. Ich verwahrte alle Briefe sorgfältig und bereitete uns auf eine Rückkehr nach Lamedon vor. Den ersten Besuch zuhause mit meiner Tochter. Für sie war es aufregend all die neuen Eindrücke, für mich war es bedrückend. Nicht zu wissen, wie die anderen von einem denken, würden mich die Bediensteten akzeptieren? Wen soll ich als Verwalter bestellen, wenn ich selber zurück nach Eriador muss. Schliesslich musste ich mich nun auch um den Erhalt von Hab und Gut kümmern. Viele Fragen und viel zu erledigen, doch es gab nun auch einen guten Grund mehr all das zu schaffen!
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