Die Reise eines Zwerges

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Filbu
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Die Reise eines Zwerges

Ungelesener Beitragvon Filbu » Mittwoch 3. September 2014, 13:57

Vor Thorins Hallen

„ Gamut melik“ rief die Torwache ihm zu und grüßte salutierend.
„ Rasup gamut. Tan matu selek lanun naman.“ erwiederte er und hob die Hand zum Gruße. Dann wendete er sich dem Torbogen zu und schritt hindurch. Nach einigen Schritten machte er nochmal halt und wendete seinen Blick zu den imposanten Zwergenbauten. Wehmut überkam ihn immer wenn er sein Heim für längere Zeit verließ. So auch dieses Mal. Aber auch Stolz erfüllte ihn beim Anblick Thorins Hallen. Es war beeindruckend, was seine Väter hier erschaffen hatten. Aus der Not heraus hatten sie eine Festung in den Berg gebaut und so ihrem Volk ein Heim gegeben. Das war nun über 200 Jahre her und viele hatten die Hallen verlassen und waren wieder zum Erebor aufgebrochen wo sie einst herkamen.
Der Wind packte seinen Bart, wirbelte ihn ihm ins Gesicht und holte ihn damit aus seinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Er packte reflexartig zu und drückte ihn in seinen Schal hinein. Er hätte ihn wohl besser flechten sollen für die Reise. In seinem ersten Nachtlager konnte er das nachholen. Jetzt sollte er sich erstmal in Bewegung setzen. Die bevorstehende Reise würde Wochen, ja vielleicht sogar Monate dauern. Er sollte jetzt nicht schon zu Beginn der Reise das Trödeln anfangen. Dann wendete er sich von dem Zwergenheim ab, holte tief Luft, zog seinen Gürtel noch ein bisschen enger und atmete wieder aus.
„ Bei Durins Barte, mit dem Gürtel stimmt was nicht.“ sagte er mit gepresster Stimme und lockerte den Gürtel wieder ein bisschen. Ein zufriedener Seufzer, ein Zupfen an der Robe, dann setzte er sich in Bewegung. Mit langsamen Schritten hinterließ er seine Fußabdrücke in dem knöcheltiefen Schnee, den Blick stur geradeaus. Er tastete sicherheitshalber nach dem Beutel auf seinem Rücken und prüfte dann den Sitz seiner Äxte. Alles so wie es sein sollte. Der Proviant sollte bis nach Bree reichen. Dort würde er sich für die weitere Reise eindecken. Dann dachte er an das Auenland das ihm auf seiner Reise als erstes bevorstand. Er mochte die Halblinge, wenngleich sie ihm auch ein bisschen seltsam vorkamen. Zumindest waren sie nicht zimperlich wenn es darum ging die Humpen zu heben. Das hatte er neulich noch in der Taverne gesehen als eine ganze Sippschaft der Halblinge in Thorins Hallen zu Besuch war. Er schmunzelte bei dem Gedanken an die beiden Hobbits die auf dem Boden lagen und die Decke der Halle vergebens nach Sternen absuchten. So was hatte er auch noch nicht gesehen. Der Gedanke verblasste schlagartig als neben ihm ein Kaninchen fluchtartig in seinem Bau verschwand. Er konnte nicht anders als in dem Moment an einen Kaninchenbraten zu denken. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Hatte er wirklich genug Proviant eingepackt? Vielleicht sollte er besser die Auenländische Küche nutzen um sich auf dem Weg zu versorgen. So würde er seinen Proviant bestimmt schonen können. Er beglückwünschte sich innerlich für diesen Einfall und schmunzelte zufrieden.
„ Gondamon. Erst einmal nach Gondamon“ murmelte er in seinen Bart richtete seinen Blick wieder auf den Weg und verschwand dann im morgendlichen Nebel.
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Filbu
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Re: Die Reise eines Zwerges (RP)

Ungelesener Beitragvon Filbu » Sonntag 7. September 2014, 19:19

Ein paar Tage später im Efeubusch

,,Meine Cousine dritten Grades mütterlicherseits hat mal gesagt......meine Großmutter vätterlicherseits hat mal gesagt.....mein Vetter zweiten Grades mütterlicherseits.....vierten Grades....ich kenne unseren Stammbaum bis in die zwanzigste Gerenation auswendig...." die Stimme durchdrang immer wieder seinen Schlaf und ließ ihn seinen Kopf unruhig im Kissen hin und her wälsen.
,,Ich möchte mit auf eure Reise Herr Blauzwerg.....ich kann kochen....ihr nehmt mich doch mit...geht nicht ohne mich los....ich kann auch kämpfen....ein Nudelholz kann auch weh tun....ihr könnt die Töpfe tragen Herr Blauzwerg...wann gehen wir denn los..." wieder diese Stimme und diesmal durchfuhr in ein Schreck und seine Augen öffneten sich panisch, seine rechte Hand schnappte nach der Axt neben dem Bett und riss sie in die Höhe. ,,Baruk Khazad" brüllte er durch das Gästezimmer des Efeubuschs und rollte sich aus dem Bett um dann in einer Angriffshaltung, hektisch atmend, zu verharren. Doch da war niemand. Niemand außer ihm. Er hatte nur geträumt. Seine Muskeln entspannten sich und er atmete tief aus. Er sah sich um und konnte vor sich einen Lichtschimmer sehen der sich unter der Tür durchschob und den Raum ein klein wenig erhellte. Ein rundes Sprossenfenster zierte die Aussenwand des spärlich eingerichteten Gästezimmers und ermöglichte einen Blick in die sternklare Nacht. Ein merkwürdiger Traum. Er war sich sicher es wäre wirklich passiert. Hatte er nicht am vergangenen Abend den Efeubusch betreten und war auf dieses neugierige Hobbitfräulein getroffen? Hatte sie nicht unaufhörlich seine Ohren mit irgendwelchen unwichtigen Dingen gefüllt? Und hatte sie sich nicht selbst dazu eingeladen seine Reise in den Osten zu begleiten? Er fasste sich an den Kopf und brummte ein paar Worte auf Khuzdul. War wohl alles nur ein Traum gewesen. Auch seine Schultern entspannten sich und er ließ die Axt in seiner rechten zu Boden hängen. Dann hörte er leise Schritte die vor der Tür halt machten. Der Lichtschimmer der in das Zimmer drang wurde durchbrochen und für einen Moment herrschte Stille.
"Ist da drin alles in Ordung? Seid ihr schon wach? Ich hab schon alles gepackt. Von mir aus kanns losgehen." rief die Stimme zu ihm herein und ließ ihn zusammenzucken. Das war sie. Dann war es doch kein Traum gewesen.
" Alles bestens Frau Hobbit" rief er zurück und seine Stimme klang merkwürdig schrill. Fast schon piepsig für einen Zwerg.
,, Toll. Dann kanns ja gleich losgehen. Ich verschnür dann mal unsere Bündel." antwortete sie ihm und trat von der Tür zurück. Dann hörte er wie sich die Schritte entfernten. Er musste sich sammeln. Sich die Hobbitdame ans Bein zu binden würde ihn schon bis nach Bree den Verstand kosten. Die Gesellschaft eines Bilwisses würde er liebend gern vorziehen. Panisch suchte er den Raum nach etwas ab, was ihm helfen konnte. Sein Blick blieb an dem kleinen Smialfenster hängen. Könnte das passen? Er hatte am vergangenen Abend nichts mehr zum essen bekommen, weil die Küche schon geschlossen war. Das machte sich jetzt womöglich bezahlt. Leise, so leise es für einen Zwerg eben möglich war, huschte er durch das Gästezimmer und suchte seine Sachen zusammen. Dann öffnete er das Fenster um erst einmal seine beiden Äxte vorsichtig in das hohe Gras unterhalb des Fensters zu legen. Sein Bündel folgte den Äxten und dann schließlich steckte er die Arme aus dem Fenster um sich selbst hinauszubefördern. Innerlich triumphierte er bereits. Gleich hatte er es geschafft. Er stemmte seine Hände gegen die Hauswand und drückte sich fest ab. Es gab einen Ruck, der Fensterrahmen knirschte und dann steckte er fest.
,, Beim Barte meine Mutter, das darf nicht wahr sein"entfuhr es ihm und er drückte sich mit all seiner Kraft von der Wand ab. Vergeblich.
,, Eure Mutter trägt einen Bart?" sagte eine Stimme aus der Dunkelheit und ließ den Zwerg im Fensterrahmen aufschrecken. Es war nicht die Hobbitdame. Die Stimme war männlich.
,, Wer ist da? Zeigt euch und helft mir lieber hier raus." knurrte er und versuchte etwas in dem Dunkel auszumachen. Dann trat jemand in den Schein der Laterne und fuchtelte drohend mit einer Keule herum. Augenscheinlich war es ein Grenzer. Zumindest trug er eine Uniform.
,, Was treibt ihr da überhaupt? Seid ihr ein Einbrecher? Wenn ja, mache ich euch gleich mit meiner Keule bekannt. Also redet schon." sagte der Grenzer fordernd und hielt dem Zwerg nun die Keule unter die Nase.
,, Sehe ich aus als wollte ich einbrechen? Ich versuche hinauszukommen, weil....weil.....die Tür klemmt. Also die Zimmertür. Ich bin nur ein Gast aus den Ered Luin. Thorllin ist mein Name. Zu euren Diensten." erwiederte er und versuchte sich an einer Verbeugung. Was in seiner momentanen Position doch etwas merkwürdig aussah.
,, Es sieht eher so aus als würdet ihr meine Dienste brauchen. Ich bin Pamblo Stolzfuss. Für euch aber Grenzer Stolzfuss. Aber jetzt holen wir euch da erstmal raus. Ihr stoßt euch von der Wand ab und ich ziehe euch heraus" sagte Grenzer Stolzfuss, legte seine Keule zur Seite und suchte dann nach einer geeigneten Stelle den Zwerg anzupacken. Er kicherte als er den Bart des Zwerges sah.
,, Denkt nicht mal im Traum dran" knurrte Thorllin den Grenzer an.
,, Keine Angst, ich bin ja nicht lebensmüde. Mein Vetter zweiten Grades hat immer gesagt..." begann Grenzer Stolzfuss den Satz wurde aber von Thorllin unvermittelt unterbrochen.
,, Halt. Jetzt fangt ihr nicht auch noch an mit euren Verwandten an, die irgendeine Weisheit von sich gegeben haben. Packt mich unter den Armen und zieht so gut ihr könnt."
Der Grenzer schien etwas beleidigt zu sein folgte aber dann der Anweisung. Im gleichen Moment ertönte dumpf eine Stimme aus dem inneren des Gasthauses.
,, Seid ihr endlich fertig Herr Blauzwerg? Warum dauert das denn so lang?" rief die redefreudige Hobbitdame und wartete hinter der geschlossenen Tür auf Antwort. Doch alles was sich von Thorllin im Inneren des Zimmers befand, konnte sicherlich keine angemessene Antwort von sich geben.
,, Hau ruck" rief Grenzer Stolzfuss, zog mit aller Kraft an dem Zwerg und im nächsten Moment purzelte das Schwergewicht vornüber und begrub den rüstigen Grenzer unter sich.
,, Runter von mir oder wollt ihr mich umbringen?" raunzte der Grenzer und stemmte sich gegen das Gewicht des Zwerges, welcher sich aber schon zur Seite rollte und schnell in den Stand fand. Innerhalb weniger Sekunden hatte Thorllin seine Äxte geschnappt, sein Bündel angelegt und das Fenster von außen zugezogen.
,, Vielen Dank Herr Grenzer. Jetzt muss ich aber auch schleunigst los. Ich wollte eigentlich vor Tagesanbruch die Brandyweinbrücke überqueren. Also auf bald." sprach Thorllin gehetzt, verbeugte sich tief und wendetet sich dann von Grenzer Stolzfuss ab.
,, Das kann ich gut verstehen. Nachts durchs Ostviertel zu reisen erspart euch zumindest die ein oder andere unangenehme Unerhaltung. Stellt euch vor. Da gibt es sogar einige Schuhträger."
Thorllin hielt kurz inne. Blickte dann zu seinen Füßen und seufzte leidend. Er hatte seine Stiefel vergessen anzuziehen. Was war nur los mit ihm. Sowas passierte ihm doch sonst nicht. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. In Bree würde er sich neue Stiefel kaufen. Er blickte kurz über seine Schulter.
,, Ja. Davon hab ich auch schon gehört. Und deswegen muss ich jetzt unbedingt los. Also. Gute Nacht Herr Grenzer." sagte er bestimmt und setzte sich barfüssig in Bewegung. Grenzer Stolzfuss blickte ihm noch eine Weile hinterher. Dann fiel ihm ein was er vergessen hatte.
,, Jetzt hat er mir gar nicht gesagt ob seine Mutter wirklich einen Bart trägt. "
Anschließend setzte er seinen Weg nach Hause fort und dachte nicht mehr über den Zwerg nach. Im Inneren des Efeubusches stand immer noch die Hobbitdame vor der Tür des Gästezimmer.
,, Herr Blauzwerg. Warum sagt ihr denn nichts mehr? Seid ihr etwa wieder eingeschlafen? Wir wollten doch jetzt los. Herr Blauzwerg? Sagt doch was. Also ich wär soweit. Herr Blauzwerg?"
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