Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Filbu
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Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Ungelesener Beitragvon Filbu » Mittwoch 6. August 2014, 13:16

„Du dummes nichtsnutziges Kraut. Komm da raus sonst reiß ich die ganze Mauer ein“ fluchte er und stocherte weiter unaufhörlich, mit dem krummen Unkrautmesser in den Fugen der alten Steinmauer herum. Körperliche Arbeit war noch nie seine Stärke gewesen. Überhaupt war Arbeit nicht gerade das, womit der 38-jährige seine Zeit gerne verbrachte. Er war es gewohnt seinen Eltern auf der Tasche zu liegen. Vor einem Jahr jedoch war es seinem Vater genug mit der Faulenzerei seines nicht ganz einfachen Knaben und er drohte damit Mikho den Geldhahn zuzudrehen sollte er sich nicht in kürzester Zeit eine Arbeit suchen. Es war letztlich Mikho´s Vater, seines Zeichens Archivar im Rathaus in Bree, der seinem Sohn über Beziehungen ins Auenland zu einer Stelle im Rathaus von Michelbinge verhelfen konnte. Sehr zum Leidwesen des erfolgreichen Arbeitsverweigerers. „Verflucht und zugeschnürt. Warum hab ich mir das nur angetan?“ hallte es wiederholt durch Fredoberdt´s Garten und der zopftragende Hobbit, von Wut gepackt, verpasste dem mit Unkraut bewachsenen Mäuerchen einen festen Tritt, um dann mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden zu gehen. Weitere Flüche die ich hier nicht erwähnen möchte folgten und sollte das jemand in der Nachbarschaft mitbekommen haben, ihm hätten sich wohl die Fußhaare gesträubt.
Ausdauer war eben so wenig Mikho´s Stärke. So hatte er bereits nach wenigen Wochen die Anstellung im Michelbinger Rathaus verloren. Das hatte er aber gegenüber seinem gutgläubigen Vater verschwiegen, sodass der Geldfluss aus Bree erst einmal nicht versiegte. Erst als das Gerücht, Mikho sei in der Dachsbautener Zelle eingekehrt, in Bree die Runde machte und sein Vater sich im Rathaus in Michelbinge nach dem Befinden seines Sohnes erkundigte, wurde er darüber gewahr, dass Mikho schon seit einiger Zeit den Posten an den Nagel gehängt hatte und sich im Auenland ein schönes Leben machte.
Mittlerweile war er jedoch weit davon entfernt. Die Grenzer hatten ihm einiges aufgebrummt. Neben dem Dienst für die Allgemeinheit im Efeubusch und dem Benimmunterricht bei dieser
Pfefferpott, sah er sich nun auch schon gezwungen im Garten von Herrn Beifuss Unkraut und Moos von den Mauern zu entfernen um sich ein paar Kupfer dazuverdienen zu können. Er war mittellos seit sein Vater ihm kein Geld mehr zukommen ließ. Er hatte seine Kleidung zum Großteil verkauft und besaß nun lediglich eine Hose und ein Oberteil. Bemerkt hatte das noch niemand. Er war scheinbar doch nicht so interessant wie er gerne glaubte. Vielleicht traute man sich auch nicht ihn darauf anzusprechen. Freiwillig erzählen würde er das niemanden. Auch dass er seit einigen Wochen unbemerkt in der Mühle von dem jungen Fräulein Hazeline nächtigte würde er für sich behalten und weiter vorgeben ein Gästezimmer im Grünen Drachen zu bewohnen. Viel zu Stolz war er um über seine momentane Situation zu sprechen. Lediglich auf sein loses Mundwerk konnte er im Moment zählen. Dieses hatte ihn letztlich auch mit den Goldwerts in Kontakt gebracht. Er erhoffte sich durch die wohlhabenden Bockländer wieder zu etwas Gold zu gelangen. Aber es lief alles nicht wie geplant. Ein Smial beschaffen wollte er ihnen, aber….“Ahhhhhhhh, ich spring gleich aus den Schuhen“ brüllte der schuhlose Hobbit und ließ erneut ein paar Hasstiraden in Richtung Steinmauer los. Dann flog das Unkrautmesser durch den Garten und blieb in der alten Eiche auf dem Grundstück des Stammtischvorsitzenden stecken. Er hatte genug für heute. Zeit zum Weiher hinunter zu gehen um sich zu waschen. Morgen würde er weiter machen. Oder den Tag darauf. Oder auch gar nicht. „Gar nicht“ klang eigentlich am besten dachte er sich und ein verschmitztes Kichern war zu hören.
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Filbu
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Re: Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Ungelesener Beitragvon Filbu » Freitag 8. August 2014, 15:16

Der Schweiß lief ihm über die Stirn und mit dreckverschmierten Händen wischte er sich durchs Gesicht. „Wenn ich mit dir fertig bin dann bewerfe ich dich mit Dreck du blöde Mauer“ zischte er und stach wütend in die Fugen der Bruchsteinmauer um das Unkraut daraus hervor zu bringen. Er hatte jetzt etwas mehr als die Hälfte hinter sich. Ein Messer hatte er verbogen, eins war abgebrochen. Fredoberdt hatte eine ganze Sammlung alter Messer. Scheinbar konnte er nicht gut wegschmeißen. Typisch Auenländer dachte Mikho. Allerdings konnte man auf den meisten der Messern bis nach Buckelstadt reiten ohne sich zu verletzen. „Für das bisschen Unkraut taugen sie noch, Mikho“ hatte er gesagt. Er äffte den Satz mehrmals nach und schaute dann hinüber zu Fredoberdts Smial. Keine Bewegung. Es war noch recht früh. Um unbemerkt den Smial von Fräulein Hazeline zu nutzen musste er sehr früh aufstehen und sehr spät zu Bett gehen. Zu Bett. Ja wenn er wenigstens eins hätte. Aber auch an einen nackten Holzboden konnte man sich gewöhnen. Die meiste Zeit schlief er sowieso tagsüber am Weiher. Und wenn es nicht regnete und die Temperaturen es zuließen tat er das auch in der Nacht. Unter der Brücke hatte man meist seine Ruhe.
Sein Magen knurrte. Er hatte noch nichts gegessen seit dem gestrigen Abend als er sich unbemerkt in der Küche des Efeubuschs den Bauch vollgeschlagen hatte. Sein Blick wanderte durch den Garten des Stammtischvorsitzenden und blieb im gepflegten Gemüsebeet hängen. „Erntezeit“ kicherte er und stemmte sich hoch. Gegen ein paar Möhren war nichts einzuwenden. So wühlte er sich durchs Beet auf der Suche nach einem besonders großen Exemplar.
„ Was treibst du da?“ rief jemand hinter ihm. Er sprang wie vom wilden Bilwiss gebissen hoch und fuhr herum. Filbu. Innerlich seufzend betrachtete er seinen wie immer grün gekleideten Vetter.
„ Wonach siehts wohl aus? Ich kümmer mich um das Unkraut im Beet. Was dagegen?“ polterte er zurück und verschränkte dabei die Arme.

„ Unkraut? Es sah eher aus als hättest du etwas verloren und wärest auf der Suche danach. Weiß Fredo was du hier treibst?“ fragte er mit skeptischem Blick

„ Natürlich weiß er das. Er hat mich doch damit beauftragt. Oder denkst du ich hab nix besseres zu tun als mich hier durch seinen verwilderten Garten zu graben?“ erwiederte er und kniete dann nieder um etwas Unkraut zu rupfen. Dummerweise war das Beet gut gepflegt. Kein Unkraut weit und breit. Filbu würde sich bestimmt ebenso wenig auskennen wie er. Er rupfte etwas Schnittlauch aus und hielt es obligatorisch, als Unkraut, in die Höhe.

„ Fredos Garten ist nicht verwildert. So ein Grundstück braucht halt immer Pflege. Aber was verstehst du denn schon davon. Wundert mich, dass du sowas überhaupt machst. Ist das eine neue Auflage der Grenzer für dich? Hast du wieder was ausgeheckt?“

Mikho merkte wie es schon wieder in ihm brodelte. Sein Vetter war keinen Deut besser als dieser blöde Birkenheim dachte er sich. Manchmal hatte er das Gefühl er müsse nur laut atmen um bei den beiden anzuecken. Gestern Abend war er kurz davor dem Birkenheim eins zu verpassen. Aber das gab wieder Ärger mit den Grenzern. Also hatte er beschlossen ruhig zu bleiben. Er wollte sich nur kurz im Weiher waschen und hatte damit das Ärgernis einiger Lindentaler auf sich gezogen. Spießiges Volk. Aber der Abend war auch irgendwie lustig gewesen. Er dachte daran zurück und schmunzelte zufrieden. An Filbu gerichtet sagte er:
„ Ich hab nix ausgeheckt. Zumindest nichts wo die Grenzer was tun könnten.“

Filbu zog eine Augenbraue hoch und musterte den grinsenden Zopfträger mit skeptischem Blick.
„ Wenn du was im Schilde führst krieg ich es raus, Mikho. Werd endlich mal erwachsen. Nebenbei erwähnt, ich habe Post aus Bree bekommen. Deine Schwester kommt bald ins Auenland. Sie will dass ich sie ausbilde.“

Mikho machte ein langes Gesicht. Mehrmals setzte er an etwas zu erwidern, aber es kam kein Wort über seine Lippen. Stattdessen packte er das Messer fest in seine Hand und fing wieder damit an die Bruchsteinmauer zu bearbeiten. Wütend stocherte er mit der rostigen Klinge in den schmalen Fugen herum und würdigte Filbu keines Blickes.

„ Du freust dich ja gar nicht, Mikho. Ist es nicht schön dass sie sich für die Schneiderei interessiert? Ich habe ihr schon ein Zimmer im Grünen Faden einrichten lassen. Natürlich kostenlos. Wohnst du eigentlich immer noch im Grünen Drachen? Das muss doch ins Geld gehen.“ gab er zu bedenken

„Das geht dich nichts an. Lass mich jetzt hier in Ruhe meine Arbeit machen und kümmer dich um deine Sachen“ sagte er ohne Filbu dabei anzuschauen. Er hoffte das der Schatten der sich neben ihm abzeichnete endlich verschwinden würde. Und in der Tat. Er verschwand , gefolgt von einem „Stell nix an Mikho. Ich hab für dich bei den Grenzern gebürgt. Enttäusch mich nicht“

Mikho blickte auf ohne ein Wort zu sagen. Seine Schwester. Das fehlte ihm gerade noch. Vaters Liebling. Die kleine Prinzessin würde sich köstlichst über seine Situation amüsieren wenn sie davon Wind bekäme. Er musste sich langsam eine Lösung überlegen. So konnte es nicht mehr lange weiter gehen. Er würde irgendwann auffliegen. Auslachen würde man ihn. Dann würde sein Charme bei den Damen, an den er mittlerweile kaum noch glaubte, im Boden der Peinlichkeit versinken.
„Erstmal waschen. Dann such ich die Goldwerts“ murmelte er vor sich hin und machte sich auf den Weg zum Wasserfall. Am Ufer legte er seine Kleidung ab und ließ sich mit geschlossenen Augen in den Weiher fallen.
Platsch. Dann tauchte Mikho ab und hinterließ kräuselndes unruhiges Wasser.
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Re: Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Ungelesener Beitragvon Filbu » Donnerstag 14. August 2014, 16:31

„Blumen. Ich hab überhaupt keine Ahnung von Blumen. Wie bin ich nur auf den Trichter gekommen zu behaupten ich wäre Gärtner und hätte was für Blumen übrig?“ dachte er sich.
Mikho saß auf dem einzigen Stuhl in seinem Hobbit-Wagen und schaute zu dem kleinen runden Fenster hinaus. Der Regen prasselte dagegen und sorgte für einen gleichbleibenden Geräuschpegel in der kleinen Behausung. Mit den Ellbogen auf dem Tisch abstützend wiegte er seinen Kopf in seinen Händen und suchte das innere des Wagens nach irgendetwas ab dass ihn erheitern könnte. Aber da war nichts. Kein Bett, keine Kommode, keine Kochstelle, ja noch nicht einmal eine Lampe hing in dem Wagen. Immerhin war es trocken dachte er sich und sein Blick ging wieder hinaus in den Regen. Er musterte das Smial der beiden Damen die er gestern kennengelernt hatte und plötzlich fühlte er sich wie ein Fremdkörper mit seinem Wagen auf dem recht üppigen Grundstück. So hatte er sich gestern Abend schon gefühlt. Sogar die Grenzer hatte man geholt, weil man ihn für einen Hochstapler gehalten hatte. Hatten die Goldwerts den beiden Damen doch tatsächlich den Schlüssel zu seinem Wagen ausgehändigt damit diese ihn an den neuen Hobbitwagenbesitzer weiter geben. Weil er wohl nicht der Beschreibung der Goldwerts entsprochen hatte, behielten die Damen den Schlüssel ein und verwiesen Mikho aus dem Smial.
„Dumme Hühner“ flüsterte er, als ob jemand da wäre der es hören könnte. Wie hießen sie eigentlich? Er hatte es sich in seiner Verärgerung wohl die Namen nicht gemerkt. War es wichtig? Nein. Er würde ohnehin nicht viel mit ihnen zu tun haben. Spießige Leute die zum lachen wohl in die Speisekammer gingen. Aber er würde erst einmal klar kommen müssen mit ihnen. Am besten ging er ihnen einfach aus dem Weg. Er hatte sich schon genug Mühe gegeben. Auf seine Einladung, ihm in den Weiher zum baden zu begleiten, hatten sie entrüstet reagiert. Sogar beleidigend. Eine von beiden hatte gesagt er solle sich den Mund mit Seife auswaschen. „Dumme Hühner“ sagte er abermals.
Er hauchte seinen Atem an die Fensterscheibe und sie beschlug unvermittelt. Dann malte er mit seinem Zeigefinger etwas auf die Scheibe und schmunzelte für den Bruchteil einer Sekunde. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst und er fragte sich ob es da überhaupt jemanden gab den er lieben konnte. Er mochte Frauen, das war wohl nicht von der Hand zu weisen. Aber war er schon einmal verliebt gewesen? Er wusste es nicht. War es wichtig? Nein. Er war zur Zeit ohnehin nicht in der Lage einer Dame ernsthaft den Hof zu machen.
Der Regen hörte langsam auf. Einen Spaziergang würde er wohl machen sonst fiel ihm die Decke noch auf den Kopf. Vielleicht sollte er mal einen Freund besuchen. Die Liste der Möglichkeiten war kurz. Lediglich Herifons und die kleine Rotfuchs, da war er sich ziemlich sicher, waren die einzigen die seine Gesellschaft genossen. Oder zumindest war sie ihnen nicht unangenehm. Dann trat er hinaus in den leichten Nieselregen und die Tür schlug hinter ihm zu. Die Fingermalerei an der Fensterscheibe verblasste langsam und das Glas klarte sich auf, um den Blick auf das Smial wieder freizumachen.
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Re: Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Ungelesener Beitragvon Filbu » Dienstag 19. August 2014, 10:05

„Was bildet die sich denn ein? Als wäre ich auf so was angewiesen“
Er knüllte den Brief zusammen und warft ihn wütend durch den Wagen. Was ihn wirklich wütend machte, war, dass scheinbar schon jeder wusste, dass er sich in einem Hobbitwagen aufhielt.
„ Geschwätzige Auenländer. Nix können die für sich behalten“ knurrte er, trat hinaus aus dem Wagen und schlug die Tür hinter sich zu. Ein Angebot für eine Tätigkeit? Was soll das für eine Tätigkeit sein? Dieses Fräulein Goldfuss schien zu denken er hätte es nötig jedes Angebot anzunehmen. Letztlich war es wohl genau so. Aber musste man ihm das brühwarm unter die Nase reiben? Er würde darüber nachdenken müssen. Ein Bad werde ich nehmen dachte er sich und schritt von seinem Wagen in Richtung Weiher. Dass er dabei über die Grundstücksseite der Damen Handschlag/Erlenbruch ging interessierte ihn natürlich herzlich wenig. Vorsichtig kletterte er den steilen Hang hinter dem Smial hinunter, stolzierte hinüber zum Angelsteg und legte seine Kleidung dort ab. Dann sprang er mit Anlauf und einem freudigen „Jihaaaa“ in das kalte Nass das es nur so spratzte.
„Was diese Auenländer nur gegen das schwimmen haben.“ murmelte er zu sich selbst und tauchte unter Wasser, um zehn Fuß weiter wieder mit einem lauten Prusten aufzutauchen.
Dann war da ein Gefühl. Das Gefühl beobachtet zu werden. Er blickte nach oben zu dem Smial in der Kreidestraße. Kerzenlicht brannte. Aber das war nichts ungewöhnliches. Abends hatte er die Damen bisher niemals das Smial verlassen gesehen. Dann tauchte er wieder unter und öffnete die Augen. Nichts zu sehen in dem Wasser. Die Nacht hatte auch das Wasser mit Dunkelheit gefüllt, so musste er sich blind voran tasten. Die Luft ging aus und er tauchte wieder nach oben.
Ein gehüsteltes „Ähem“ begrüßte ihn dabei und er fuhr herum.
„Sie sind das“ sagte er nicht wirklich überrascht
„ Ja. Ich bin das. Was tun sie hier? Kommen sie da raus. Es heißt ein Untier lebe in dem Weiher und würde Hobbits fressen“ erwiderte sie recht ängstlich
„Ein Untier?“ er lachte laut „Ammenmärchen um Kinder vor dem Wasser abzuschrecken, mehr nicht“
Dann kam ihm eine Idee und er täuschte ein Zusammenzucken vor.
„ Da war was. Direkt an meinen Beinen. Hilfe. Helft mir doch.“
„ Kommt sofort da raus. Es wird euch fressen. Los, los, ans Ufer„ rief sie in panischer Angst, kniete nieder auf den Steg und hielt ihm die Hände entgegen um ihm aus dem Wasser zu helfen. Darauf hatte er gewartet. Er packte ihre Hände, riss sie zu sich hinunter ins Wasser und lachte so laut er konnte. Dann wartete er mit breitem Grinsen im Gesicht darauf dass sie wieder auftauchen würde. Aber es passierte nichts. Das Grinsen verflog langsam und etwas Sorge machte sich nun breit.
„ Mist. Die können doch fast alle nicht schwimmen.“
Dann tauchte er unter in das Dunkel und tastete wild mit seinen Händen hin und her. Was hatte er nur wieder angestellt. Dann packte ihn etwas am Arm und er versuchte sich mit aller Gewalt dagegen zu wehren hinunter gezogen zu werden. Sie umklammerte ihn und es schien ihm unmöglich jetzt noch aufzutauchen. Boden. Da war Boden unter seinen Füßen. Er drückte sich kräftig ab und zog sie mit hoch. Im nächsten Moment durchstießen sie die Wasseroberfläche und Luft strömte durch ihre Lungen.
„ Raus hier. Sofort raus hier. Ans Ufer. Jetzt sofort“ schrie sie panisch und krallte sich in seinen Rücken was ihn mit Schmerz erfüllte.
„ Jetzt bleiben sie doch ruhig oder sie ziehen uns beide wieder hinunter“ sagte er mit bemüht ruhiger Stimme
„ Ich will raus. Jetzt. Bringen sie mich raus. Sofort“ erwiderte sie immer noch und ihr Griff wurde noch fester. Dann brachte Mikho sich in eine leichte Rücklage und versuchte das Ufer mit ihr zu erreichen.
Als sie Boden spürte sprang sie sofort weg von ihm und legte sich ans Ufer.
„ Alles in Ordnung bei euch? Das war ein Versehen. Ehrlich. Wusste ja nicht dass sie nicht schwimmen können. Sehen sie? Es ist gut wenn man schwimmen kann. Dann passiert so was nicht.“
Sie atmete noch immer hektisch und sie bemühte sich ihre Fassung wiederzugewinnen.
„ Was….sind…sie ..nur für ein Hobbit? Ich hätte ertrinken können. Haben sie denn gar keinen Verstand?“ raunzte sie ihn an und er schien ernsthaft über die Frage nachzudenken.
„ Kommt ich helfe euch hoch“ bot er ihr an und hielt ihr die Hand hin.
„ Nein Danke. Ich brauche eure „Hilfe“ nicht.“ Sie stemmte sich hoch und stand nun pudelnass mit verschränkten Armen vor ihm und starrte ihn vorwurfsvoll an.
„ War ja nur ein Angebot. Es tut mir ja leid. Das war vielleicht etwas ungeschickt von mir.“ Er blickte sie entschuldigt an und senkte dann seinen Blick an sich herab. Er war immer noch unbekleidet. Sie war seinem Blick gefolgt und Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben..
„ Würdet ihr euch vielleicht umdrehen wenn es euch nichts ausmacht? Es ist doch sehr unhöflich einen nackten Mann anzustarren“ sagte er mit gespielter Entrüstung.
„ Wie? Sie meinen…oh…natürlich…entschuldigt“ erwiderte sie und drehte sich mit hochrotem Kopf um.
Er lachte innerlich darüber. Es war ihm nicht halb so peinlich wie ihr, das wusste er ganz genau. Schnell schlüpfte er in seine Hose und zog sich sein Oberteil über den Kopf. Landete jedoch mit seinem Kopf in dem Ärmel und taumelte nun kopflos über den Steg.
„Helft mir mal“
Sie eilte Nase rümpfend herbei und zubelte an ihm herum bis der Kopf da war wo er hingehört.
„Vielen Dank. Und jetzt kommen sie. Sie sind ja patschnass. Sie sollten an einen warmen Kamin“
Sie nickte und folgte ihm den steilen Weg hinauf zu ihrem Smial bis sie beide vor der Tür standen.
„ Es tut mir wirklich leid. Wenn ich gewusst hätte..“ sagte er entschuldigender Weise wurde aber von ihr unterbrochen.
„ Sie sind unverschämt, arrogant und überheblich. Ich weiß nicht was ich von ihnen halten soll.“
Verständnislos blickte er sie an.
„ Ich hab mich doch entschuldigt. Was soll ich denn machen? Ihnen einen Tee kochen und ihnen die Füße massieren?“ Es lag Verärgerung in seiner Stimme und er war schon dabei sich abzuwenden.
„ Wartet. Ich möchte dass ihr das versteht. Ihr seid mir neulich sehr unfreundlich begegnet. Und heute habt ihr euch einen gefährlichen Spaß mit mir erlaubt. Hab ich nicht allen Grund dazu, euch zu maßregeln?“ Sie legte den Kopf schief und strich sich über ihr Kleid als wolle sie so die Nässe darin loswerden.
„ Moment mal. Ihr seid mir doch mit Unfreundlichkeit begegnet. Ihr solltet mir den Schlüssel für den Wagen geben. Aber was habt ihr gemacht? Ihr habt mich für einen Halunken gehalten und die Grenzer gerufen?“
Irgendwie machte sie ihn nun langsam nervös und er fragte sich warum er sie überhaupt aus dem Wasser gezogen hatte. Dann rügte er sich innerlich für den Gedanken. So sollte er nicht denken. Aber er war sich sicher, dass sie ihn nicht leiden konnte. Und darüber hinaus war sie noch nicht einmal besonders ansehnlich. Eine furchtbare Frisur. Und dieses Kleid. Albtraum in rosa. Was machte er also noch hier.
Sie legte sich die Hände vor´s Gesicht, seufzte und sprach dann leise.
„ Na gut. Kommt mit. Aber ich warne euch. Verhaltet ihr euch unschicklich, schmeiße ich euch raus.“
Dann öffnete sie die Tür und deutete ihm, ihr zu folgen. Er blickte über seine Schulter zu seinem Wagen. Sollte er nicht besser ablehnen? Was bildete die sich überhaupt ein? Als würde er allem was nicht bei drei auf den Bäumen ist, den Hof machen. So war es nicht. Oder doch? Nein. Er war sich sicher das Angebot abzulehnen und sagte..
„ Aber nicht lang? Wie heißt ihr eigentlich?“ er dachte nach aber es fiel ihm nicht ein. Sie hatte den Namen bestimmt schon genannt.
„ Hättet ihr zugehört wüsstet ihr es. Ich heiße Klivie. Klivie Erlenbruch.“
Sie wendete sich ab und verschwand in dem Smial. Er verdrehte die Augen und folgte ihr ins Innere. Dann fiel die Tür ins Schloss.

Eine gute Viertelstunde später flog die Tür wieder auf und schlug krachend gegen die Hauswand,
gefolgt von einem aufgebrachten Mikho.

„ Dummes Huhn. Ich hätt´s besser wissen müssen.“

Im nächsten Augenblick war er auch schon in seinem Wagen verschwunden.
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Re: Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Ungelesener Beitragvon Filbu » Donnerstag 21. August 2014, 14:20

„Zack“ …..„Platsch“ dann wieder….“Zack“…..“Platsch“.
Er holt aus, schwingt durch, dann…“Zack“……“Platsch“.
Ein Apfel nach dem anderen landete in dem tiefen Weiher. Er gluckste vor Freude und legte sich den nächsten Apfel parat. Dann visierte er die Bühne an.
„80 Fuß. Mehr sind das bestimmt nicht. Sollte kein Problem sein.“ sagt er zu sich selbst, holt aus, schwingt durch, dann…. „Zack“ ……. „Plotsch“ der Apfel landete zielsicher auf der Bühne und zersprang in mehrere Teile. Jubelnd tänzelt Mikho um den Apfelkorb herum. Er hatte seine Leidenschaft entdeckt. Er hatte schon oft von der Golferei gehört, aber war noch nie in den Genuss gekommen es auszuprobieren.
„Diese dummen Hühner werden sich noch wundern. Ich werde bestimmt mal der berühmteste Golfer im ganzen Auenland.“ Und dann werden mir die Frauen zu Füßen liegen dachte er sich. Unterrichtsstunden würde er geben und damit seinen Lebensunterhalt verdienen. Spätestens dann würden seine Nachbarinnen ihn um Verzeihung bitten und um eine Unterrichtsstunde betteln. Zum dritten Mal nun hatte man ihn rausgeworfen, wie einen jungen Zwien, der was verbrochen hatte. Der nächsten Einladung würde er nicht folgen. Das hatte er sich fest vorgenommen.
„Sollen die doch sehen wo sie bleiben. Und wenn die mal Hilfe brauchen nagle ich die Tür von innen zu.“ murmelte er vor sich hin und sein Blick wurde eisig.
„Guten Tag Herr Buchsbaum“ ertönte eine Stimme hinter ihm und ließ ihn herumfahren.
Der Neuankömmling tippte sich an seinen Zylinder und deutete eine Verbeugung an. Mikho blieb für einen Moment stumm stehen. Dann fiel ihm ein weswegen der Zylinderträger bestimmt gekommen war.
„ Ihr kommt zu früh. Ich hab noch nichts regeln können. Ich brauche noch Zeit. Und sagt nichts. Ich weiß es. Zeit ist Geld“ sagte Mikho und blickte erwartungsvoll zu Smilodoc der zu schmunzeln begann.
„ Gut. Dann will ich euch nicht länger aufhalten. Wie ich sehe seid ihr beschäftigt. Sie sollten die Äpfel übrigens lieber essen anstatt sie in den See zu schlagen. Sie sehen ausgemergelt aus.“
Es waren ehrliche Worte. Smilodoc war einmal mehr aufgefallen das der Zopfträger in letzter Zeit immer mehr an Gewicht verlor. Es sollte nicht seine Sorge sein aber es war offensichtlich dass sein „Geschäftspartner“ Probleme hatte.
„ Das hat euch nicht zu kümmern. Als Gärtner bewegt man sich viel. Da nimmt man zwangsläufig ab. Und jetzt entschuldigt mich. Ich muss los.“
Er packte den Korb mit Äpfeln und ging an dem wohlhabenden Goldwert vorbei ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Dann hielt er inne und fragte ohne sich umzudrehen.
„Was habt ihr da eigentlich für Mieter gefunden? Eine sieht aus als könne sie keine Farben sehen und die andere ist grauer als meine Großmutter. Und vom äußeren abgesehen sind sie total unfreundlich.“ sagte er und blickte nun doch über seine Schulter zu Smilodoc.
„ Sie zahlen. Was interessiert mich der Rest, Herr Buchsbaum? Geht ihnen aus dem Weg wenn ihr nicht mit ihnen klar kommt.“ erwiderte Smilodoc und setzte sich nun selbst in Bewegung. Mikho blickte ihm nur stumm hinterher. Jetzt schnell zur Post dachte er sich. Er holte das Schriftstück aus seinem Wohnwagen und lief hinüber zur Postdienststelle. Vor dem Briefkasten angekommen faltete er den Brief auf und überflog nochmals die kaum leserlichen Zeilen.


Ser geerte Azalinchn,

ich hab euren Brif bekommen. Bin interesiert an dem Angeboot.
Adler und Kind klinkt gut. Sagen sie mier doch wan und ich werde da sein.

Gruß
Mikho


Dann faltete er den Brief wieder zusammen und ließ ihn in den Umschlag sinken. Schritte hinter ihm. Er drehte sich um.
„ Geben sie her. Ich nehm ihn direkt mit.“ sagte Postdienstler Zwiefuß und hielt die Hand auf.
„ Vielen Dank“ sagte Mikho etwas überrascht und blickte den Postdienstler mit großen Augen an. Schleunigst hatte dieser den Briefkasten geleert und war in einem irrwitzigen Tempo wieder verschwunden.
„Viel zu hektische Arbeit. Das wäre nichts für mich.“ dachte sich Mikho und trottete langsam wieder nach Hause.
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Re: Mikho Buchsbaum - Ein hoffnungsloser Fall?

Ungelesener Beitragvon Filbu » Montag 25. August 2014, 11:43

„Klopf-Klopf“ dann herrschte Stille und wurde erneut durchbrochen „Klopf-Klopf“
Er öffnete ein Auge. Die Sonne schien zu den kleinen Fenstern des Wagens herein und ließ ihn das Auge reflexartig wieder schließen. Er hatte länger geschlafen als es sonst der Fall ist und sein Rücken schmerzte von dem harten Boden. Dann setzte er sich langsam auf um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher ob er wirklich etwas gehört hatte. War da nicht ein Klopfen gewesen?
„ Klopf-Klopf“ Da war es wieder. Da war jemand an der Tür. Wer konnte das sein? Hoffentlich nicht eine seiner Nachbarinnen, dachte er bei sich.
„ Ich komme ja schon. Alles mit der Ruhe“ knurrte er während er sich stöhnend aufraffte und langsam zur Tür schritt. Er drückte die Tür auf und gleißender Sonnenschein nahm ihm die Sicht. Es dauerte einige Sekunden bis sich seine Augen an das Licht gewöhnten und er langsam Schemen, dann Farben und schließlich auch die Gesichtszüge des Hobbits erkannte.
„ Du? Was willst du hier? Woher weißt du das ich hier wohne?“ polterte er direkt los. Er war alles andere als erfreut über diesen Besuch. Das überraschte sein Gegenüber allerdings nicht wirklich.
„ Sowas spricht sich rum Mikho. Damit hättest du doch rechnen können. Ich wollte mich nur überzeugen ob an den Gerüchten auch etwas dran ist und naja… es sieht fast so aus.“ sagte der Hobbit der außerhalb des Wagens stand und neugierige Blicke in den Wagen warf.
„ Du hast dich jetzt überzeugt dass es stimmt. Dann kannst du wieder gehen. Oder willst du dich an meinen Lebensumständen erfreuen?“ erwiderte er und fasste nach dem Türgriff.
„ Deine Lebensumstände sind eine Schande. Sieh dich nur an. Die Leute aus Wegscheid sehen besser aus als du. Nein. Ich erfreue mich bestimmt nicht daran. Ich bin hier um dir ein Angebot zu machen.“
Mikho blickte sein Gegenüber skeptisch an. Schon wieder ein Angebot? Was wollten denn plötzlich alle von ihm. Warum kümmerten sie sich nicht selber um ihre Sachen?
„ Gib dir keine Mühe. Dein Angebot interessiert mich nicht. „ sagte er und zog dabei die Tür zu. Bevor sie ins Schloss fiel flog ein Geldbeutel in den Wagen hinein und landete vor seinen Füßen. Sein Blick ruhte nur auf dem Beutel. Das Geklimper der Münzen darin erinnerte ihn daran, dass es noch nicht lange her war dass er mit Geld nur so um sich werfen konnte. Er öffnete die Tür wieder und fragte
„ Was ist das?“
Sein Gegenüber schmunzelte.
„ Das ist Geld, Mikho. Das solltest selbst du noch kennen. Es wäre der erste Anteil der Bezahlung. Es sind 100 Silberstücke. Du kannst nachzählen. Weitere 100 gibt es wenn du etwas erledigst.“
Mikhos Blick ruhte immer noch auf dem Geldbeutel. Das war die Miete für ein halbes Jahr in dem Wohnwagen. Weitere 100 Silberstücke und er hätte für ein Jahr zumindest keine Probleme die Miete heranzuschaffen.
„ Was ist das für ein Auftrag? Was muss ich tun?“ fragte er und blickte nun den Hobbit an.
„ Du sollst jemanden finden. Einen Langen. In Bree. Den Namen sag ich dir wenn du das Angebot annimmst. Und wenn du ihn gefunden hast musst du ihm eine Information entlocken.“
Mikho schüttelte den Kopf.
„ Ich geh nicht nach Bree. Wenn mein Vater…..“ dann brach er den Satz ab und seufzte.
„ Du sturer Ziegenbock. Woher nimmst du deinen Stolz? Du hast nichts. Schau dich um. Wann willst du damit anfangen zumindest für dich selber Verantwortung zu übernehmen?“ fragte der Hobbit außerhalb des Wagens. Mikho errötete und seine Gesichtszüge verfinsterten sich. Dann flog der Geldbeutel aus dem Wagen heraus und die Tür schlug mit aller Gewalt zu. Er schnaufte und für einen Moment ärgerte er sich darüber dass er ihm nicht direkt an die Gurgel gegangen war. Dann erklang die Stimme dumpf von draußen.
„ Mikho. Das hat so keinen Sinn. Überleg es dir. Ich lasse den Geldbeutel hier auf der Treppe liegen. Besser du holst ihn gleich rein. Sonst ist er weg.“
Dann raschelte etwas unter der Tür und ein Papierstück wurde hereingeschoben. Ein Name stand darauf. Er würde den Auftrag annehmen. Es war einfach zu viel Geld.
„ Bree. Ein Jahr war ich nicht mehr in Bree“ murmelte er und hob das Papierstück auf. Den Namen hatte er noch nie gehört. Ohne Zweifel ein Langer. Erstmal würde er jetzt ein paar Äpfel schlagen gehen. Training muss sein.
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