Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
Pamblo Stolzfuss

Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Samstag 26. Juli 2014, 21:39

Vor rund 37 Jahren

Es ist tiefste dunkle Winternacht die langsam dem Morgen entgegengeht als fröhlich pfeifend eine Gestalt mit schnellen Schritten den Bühl in Richtung Hobbingen hinunter trampelt. Beim durchschreiten des ersten Laternenscheins vor der Siedlung ist deutlich ein Hobbit zu erkennen. Ein Grenzer. Pamblo Stolzfuss, der gerade von seiner Nachtschicht zufrieden nach Hause kommt. Es gab nicht viel zu tun. Wiedermal eine Bilwisssichtung am Grünfeld. Das ist nichts ungewöhnliches. Nach dem Besuch des Pflug und Sterne kommt es häufig zu solchen Sichtungen. Da wird aus einem etwas unförmig geschnittenen Buchsbaum schnell mal ein Bilwiss. Ein Grenzer geht jedoch jedem Hinweis nach. Wie erwartet konnte Pamblo auch an diesem Abend nichts ungewöhnliches auf dem Grünfeld erkennen. Eine Hasenfamilie die sich um ihren Bau tummelt, ein betrunkener Schärener Bergarbeiter auf Abwegen und die sternenklare, kühle Nacht. Mehr nicht. So stellt sich Pamblo seinen Dienst vor. Außergewöhnliches muss nicht passieren. Er ist froh wenn solche Vorkommnisse an ihm vorbei gehen. So drehen sich seine Gedanken schon über den bevorstehenden Feierabend als er die Brücke über die Wässer passiert. Heute Nacht hat er sich entschieden den kleinen Umweg über Wasserau zu nehmen um dort auch nach dem Rechten zu sehen. "Jetzt schnell nach Hause und dann noch einen Blick in ein Geschichtsbuch werfen" über dem er dann womöglich in seinem Sessel am Kamin eingeschlafen wäre...ja wenn nicht noch etwas in dieser Nacht passiert wäre, was Pamblos Leben maßgeblich verändern sollte. In Wasserau jedenfalls war die Welt noch in Ordnung für den 36jährigen Grenzer. Alles ruhig. Nichts ungewöhnliches. Jedoch fröstelte es ihn nun doch langsam und so beschleunigte er seine Schritte den Weg zur Wasserauer Brücke hinunter, um die Wässer für heute Nacht ein letztes mal zu überqueren. Sein Blick legte sich zur Seite und er schmunzelte zufrieden als er den ruhigen Wasserauer See überblickte. Im nächsten Moment rutschte sein Standbein weg und seine Gedanken überschlugen sich...Frost...Frühreif...er war abgelenkt gewesen..dann verlor er den Halt und überschlug sich vorne über. Der Sturz fand sein Ende als sein Kopf auf dem Randstein der Brücke aufschlug. Erst Schmerz..dann Dunkelheit.

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Samstag 26. Juli 2014, 21:40

Was sonst noch passierte

Wie jeden Sonntag zur sechsten Abendstunde steht Pamblo vor seinem Smial und wartet auf den Postboten. Das Wochenblatt ist für ihn das Ereignis des Tages und wenn seine Frau nicht den obligatorischen Satz "Pamblo komm rein. Es ist noch nicht Sonntag" loslässt, weiß er das die Zeitung heute wirklich kommt. So ist es dann auch. Ein Postbote kommt schnellen Schrittes heran und drückt ihm mit einem kurzen "Guten Tag Herr Grenzer" die Zeitung in die Hand. Er hat gelernt das es besser ist ihn so zu nennen um nicht in längere Diskussionen hineinzugeraten. Und auch den immer wiederkehrenden Satz " Sie sollten den Grenzern endlich wieder beitreten Herr Windfuss" quitiert er mit einem selbstverständlichen Nicken. Er hatte mehrmals versucht Pamblo davon zu überzeugen das sein Name nicht Windfuss heiße und er noch nie bei den Grenzern einen Dienst angetreten hatte. Aber es war sinnlos. Das ging nur von seiner Zeit ab. So setzte er sich möglichst schnell wieder ab und überlies Pamblo mit seiner Zeitung sich selbst. Pamblos erste Amtshandlung beim erhalten der Zeitung war es das Kochrezept auszuschneiden und es seiner Frau mit den Worten "Hier. Das klingt gut. Das musst du mal kochen" vorzuhalten. "Ich mache mich gleich dran du alter Stiesel, ich hab ja sonst nichts zu tun." setzt sie ihm entgegen. "Ausgezeichnet" sagt Pamblo und begibt sich wieder nach draußen um sich nun den wichtigen Dingen des Alltags zuzuwenden. Sein Blick wandert über das Titelblatt und bleibt prompt an einem Artikel hängen. "Von Dolchen, Einäugigen und Gaunereien" Er runzelt die Stirn und murmelt "Dolche und Einäugige? Wie geht das zusammen? Soll das ein schlechter Scherz von dieser Bohnenkraut sein oder geht da irgendwas unrechtes vor sich?"
Nach mehrmaligem überfliegen des Artikels legt er die Zeitung zur Seite und schüttelt vehement den Kopf. "Das sind Bilwisse. Dieser Einäugige ist bestimmt ein Bilwiss der Unruhe stiften möchte im Südviertel. Den knöpf ich mir vor" Murmelnd setzt er sich auf und geht in das Smial hienin. Einige Minuten später steht er in seiner Uniform und seiner Grenzermütze bereit und tritt zur Tür hinaus. Den Ruf seiner Liebsten "Pamblo, wo willst du wieder hin? Sei kein Narr und zieh diese alberne Uniform aus. Du bist kein Grenzer mehr. Seit 37 Jahren schon nicht mehr." hört er schon nicht mehr. Sein Ziel lautet Südviertel. Er ist davon überzeugt das hat mit den Bilwissen vom Grünfeld zu tun. Wieder mal. Wie immer. "Ich muss mit Oberhauptmann Tuk reden. Er wird wissen was zu tun ist"

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Samstag 26. Juli 2014, 22:02

Die Erkenntnis

"Zum Kuckuck nochmal. Wie war nochmal dieser Name? Es fällt mir nicht mehr ein." Er blickte kurz zu seiner Frau die ihn mit einem eisigen Blick strafte. Nein. Sie würde er bestimmt nicht fragen. Aber er kam beim besten Willen nicht mehr drauf. Krabad? Nein. Das war er nicht. Aber so ähnlich. Ein Mann mit Hut und einer ausgehtauglichen Robe. Wenn auch etwas protzig für sein Empfinden. Dieser Mann hatte ihm ein Beweisstück gegeben und jetzt fiel ihm der Name nicht mehr ein. "Zum Verrücktwerden" rief er in sich hinein. Seine Gedanken kreisten durch Lindental und über das Grundstück des Herrn, dessen Name ihm enfallen war. Aber so lange die Gedanken auch kreisten, einfallen wollte es ihm einfach nicht mehr. "Potztausend, der Bullenrassler soll dich erschlagen" fluchte er und raufte sich den Kopf. Es war nicht selten das ihm selber auffiel, dass er kaum etwas behalten konnte. Aber hier ging es um einen wichtigen Fall. Er musste sich einfach erinnern. Seufzend ließ er sich auf eine krumme, alte, Eichenbank nieder und starrte gedankenverloren in das Kaminfeuer. Er sollte lieber noch etwas Holz nachlegen bevor Graviola ihn wieder dazu auffordern musste. Sie schimpfte recht häufig. Manchmal fragte er sich ob das schon immer so war. Schnaufend drückte er sich von der Bank wieder hoch, lächelte seiner Liebsten zu und machte sich daran einen Scheit Holz nachzulegen, als sein Blick im Bücherregal hängen blieb. Sein Blick erstarrte und wie eine Eingebung machte sich ein Gedanke in seinem Oberstübchen breit. "Ein Tagebuch" entfuhr es ihm. "Hast du was gesagt Pamblo?" rief Graviola. "Nichts, nichts. Ich wollte nur etwas Holz nachlegen." erwiederte er. Sein Blick löste sich langsam aus dem Regal und ein zufriedenes Schmunzeln machte sich in seinem Gesicht breit. Gleich Morgen in aller Frühe würde er sich auf den Weg machen. Solche Bücher gibt es bestimmt in Michelbinge. Das er nicht früher darauf gekommen war einfach alles niederzuschreiben. Ja. So würde es gehen. Ein Tagebuch war die Lösung des Problems.

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Samstag 26. Juli 2014, 22:50

Das Tagebuch eines Grenzers

Sorgfältig blätterte Pamblo durch das Buch. Jungfräulich war jede einzelne Seite. Kein Satz. Kein Wort. Kein Buchstabe machte sich auf dem Papier breit. Er rieb sich freudig die Hände und schlug das Buch wieder zu. Ein Bild von ihm musste auf die erste Seite. Am besten in seiner Grenzeruniform. Nicht das es einen wichtigen Grund hätte. Aber es schien ihm richtig zu sein. Irgendwo musste er noch eins haben. Er konnte sich daran erinnern, dass er sich auf einem Markt in Michelbinge hatte malen lassen. Das musste schon lange her sein. Aber sicherlich existierte das Bild noch. Graviola hatte immer darauf geachtet dass solche Erinnerungsstücke fein säuberlich aufbewahrt wurden.

Nach einer guten halben Stunde hatte er das Bild gefunden. Im ganzen Smial lagen nun überall Pergamente und Bilder verteilt. Ein Glück war seine Liebste bei den Landfrauen. Er sollte genug Zeit haben um das alles wieder in Ordnung zu bringen, bevor sie wieder auftauchte um ihm die Leviten zu lesen. Er betrachtete das Bild in seiner Hand. "Stattlich, stattlich Herr Grenzer"murmelte er während er prüfend über seinen Bauch tastete. Dann ging er hinüber zur Anrichte und kramte aus der Schublade ein kleines Fläschchen Leim hervor. Einige Handgriffe später lag das fertige Tagebuch nun vor ihm. Zufrieden betrachtete er sein Werk. " Fein gemacht Pamblo" sagt er zu sich. "Jetzt kanns losgehen"

Bild

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Samstag 26. Juli 2014, 23:48

1.Eintrag

Liebes Tagebuch,

vorab muss ich dir eine kleine Zusammenfassung der letzten Tage geben. Damit du auch verstehst worum es geht. Es ist nur wenige Wochen her, dass wir am Grünfeld unter der Führung von unserem allseits beliebten Brandobras Tuk, die Schlacht am Grünfeld gewonnen haben. Ich erspare dir lieber einige Details. Es war doch recht blutig mitunter. Wie dem auch sei. Ich hege den Verdacht das sich doch noch einige Orks oder Bilwisse wieder am Grünfeld eingenistet haben um von dort aus das Auenland zu erstürmen. Meine kleine Honigblüte, das ist übrigens meine frau, sagt das sei Mummenschanz und ich solle nicht immer in alten Kamellen rumwühlen. Aber ich sage. Sie hat keinen blassen Schimmer. Überhaupt habe ich den Eindruck dass sie mir am liebsten die Grenzeruniform streitig machen möchte. Und das nicht um unanständige Sachen zu machen, liebes Tagebuch.
Jedenfalls. Seit einigen Tagen dringen aus dem Südviertel Gerüchte hervor. Und sogar das Wochenblatt berichtete darüber. Dolche, Einäugige und andere Gaunerein hieß es da. Na der Sache muss man doch auf den Grund gehen.
Nachdem ich mich im Vorfeld schon mit Oberhauptmann Tuk, und damit ist kein geringerer gemeint als unser ehrenwehrter Bullenrassler Tuk oder Stierbrüller Tuk wie manche ihn auch nennen, besprochen hatte und er bei Bürgermeister Weissfuss um eine Aufstockung der Truppen gebeten hatte, hab ich mich nun heute nach Lindental begeben um mehr über diese Geschehnisse herauszufinden.
Ich traf dort dann zu meiner Verwunderrung zu allererst auf Rekrut Sackheim. Scheinbar hat unser Bürgermeister, der alte Mehlkloss, sie da zur Verstärkung hingeschickt. Musste das sein? Gerade eine Sackheim? Natürlich war sie schon über den "Dolch-Fall" im Bilde. Schien jeddoch das ganze auf die Büttel abwälsen zu wollen. Typisch Sackheim. Versuchen immer die Arbeit an andere abzuschieben. Das Beweisstück hatte sie auch schon an die Büttel abgedrückt. Zum Glück traf kurz darauf auch Oberhauptmann Tuk ein und beruhigte die Gemüter. Beweismittelsicherung und stündlicher Wachgang durch Lindental gab er zum Befehl raus. Da Grenzer Grünberg auch anwesend war wurde er mit den Wachgängen beauftragt während ich mich um die Beweismittelsicherung kümmern sollte. Des weiteren kam eine Brandstiftung ins Gerede. Aber eins nach dem anderen.
Wir salutierten dann alle recht zackig voreinander und ich machte mich auf den Weg um Beweismaterial im "Dolch-Fall" zu sichern. Musste mich aber dann doch erstmal um eine andere Sache kümmern.
Der Einäugige über den auch in der Zeitung berichtet wurde lief mir unvermittelt über den Weg. Ein recht anständiger Kerl muss ich sagen. Er wirkt etwas zottelig. Aber im Großen und Ganzen kann man sagen. Kein übler Kerl, für einen Langen.
Er hört auf den Namen Ulrif Muffolanz und er verkauft Duftwässerchen, wenn er sie nicht gerade verschenkt. Ich habe ihn sicher mit meiner Uniform schwer beeindruckt und so ließ er sich doch recht schnell dazu hinreißen mir ein Fläschchen zuzuschieben. "Für eure Gemahlin" fügte er hinzu. Er sagte dann noch was von Edlen Taten die ich für das Auenland vollbracht hatte und er erfreute sich sichtlich an meiner Anwesenheit.
Etwas verwirrt schien er aber schon zu sein, der Gute. Sagte er hätte versucht mit einer gewissen Feldwebel Zwilber ins Gespräch zu kommen um sich eine Genehmigung für den Verkauf von Duftwässerchen zu holen.
Feldwebel Zwilber? Hab ich noch nie gehört. Nicht das sich da jemand als "Falscher Grenzer" herumtreibt. Sowas hat es schonmal gegeben.
Ich hab ihm dann zugesichert das ich bei Oberhauptmann Tuk ein gutes Wort für ihn einlegen würde. Mir scheint an dem Kerl ist nichts übles dran. Da steht einer Genehmigung nichts im Wege.
Wir verabschiedeten uns und ich machte mich mit dem Duftfläschchen auf den Weg nach Hause. Es heißt übrigens "Ackernessel" Und es duftet nach einer Mischung von Pilzen, Wiesenkräutern und Ingwer. Ich warte noch auf den richtigen Augenblick um es meiner Honigblüte zu schenken. Sie wird sicher sehr erfreut sein.
Ich habe dann noch einen Lindentaler Anwohner getroffen desen Name mir leider entfallen ist. Aber er konnte mir das gesuchte Beweismaterial liefern. In Form eines Dolches. Ausgezeichnete Arbeit. Wir kommen in der Sache voran.
Leider hatte er niemanden gesehen und auch keinen Verdacht um wen es sich bei dem Übeltäter handeln könnte. Aber der Anfang ist getan. Ich werde Rekrut Hasenfeld damit beauftragen einen Schmied aufzusuchen, der sich den Dolch mal genauer anschaut. Vielleicht ist es eine Spur. Oh. Ich muss Schluss machen. Sie kommt grad zur Tür rein.

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Sonntag 27. Juli 2014, 02:14

2.Eintrag

Liebes Tagebuch,

heute war die Lagebesprechung in der Lindholzer Wachstube anberaumt. Zur achten Abendstunde hatte ich angesetzt und musste leider selber mit einigen Minuten Verspätung eintreffen. Das Abendessen hatte sich hingezogen und ich wollte warten bis Graviola auf dem Weg zu den Landfrauen war, bevor ich mich in meiner Uniform auf den Weg machte. Sie fängt neuerdings immer an zu diskutieren wenn ich meine Uniform anziehe und zum Dienst muss. Sicher ist sie in Sorge um mich. aber es hilft nichts. Einmal Grenzer. Immer Grenzer.

Als ich dann an der Wachstube in Lindholz eintraf war bereits beim betreten des Gartens etwas Tumult zu erahnen. Und eine Sackpfeife drängte sich mit ihren piepsigen Tönen, durch den angehenden Abend, direkt in mein Ohr. Was war denn hier los? Es sah aus wie eine Grillfeier. Grenzer Boffin servierte fleissig Getränke und Rekrut Hasenfeld tummelte sich auch schon zwischen all den Leuten die scheinbar nur gekommen waren um sich an Speis und Trank zu laben. Von Lagebesprechung konnte nicht die Rede sein. Man hatte beinahe den Eindruck in einer Taverne gelandet zu sein.
Kurzerhand schnappte ich mir dann Rekrut Hasenfeld um ihr das sichergestellte Beweisstück, mit der Anordnung es zu einem Schmied zu bringen, zu übergeben. Sicher keine leichte Aufgabe für einen Rekrut. Aber das Entsetzen in dem Gesicht der angehenden Grenzerin überraschte mich doch ein wenig. Sie machte sich dann allerdings sogleich auf den Weg um das Beweisstück einem fachkundigen Verhütter oder Schmied in Obhut zu geben. Währenddessen wurde ich von einem Herrn Birkenmann angesprochen der mir sehr aufgelöst berichtete, dass er sich seit einigen Tagen beobachtet fühlt. Er war sich sicher bei einem abendlichen Spaziergang Geräusche vernommen zu haben. Angeblich habe er sogar gehört wie derjenige ein Messer gezückt habe. Aber das kann jeder gewesen sein. Jemand der sich ein Brot schmieren möchte zückt auch ein Messer. Das gilt es nicht überzubewerten. Ich notierte alles fleissig und sicherte Herrn Birkenmann zu die Wachgänge noch zu verschärfen.

Derweil kam Rekrut Hasenfeld aufgelöst herbeigeeilt. Sie habe den Dolch versehentlich in den Weiher fallen lassen. Bei Stolzfussens Fußhaar. Diese Rekruten schauen alle zu tief in den Krug. Überhaupt wirkt Rekrut Hasenfeld in letzter Zeit etwas fahrig. Was ist denn da los? Gut das auf unseren Oberhauptmann Verlass ist. Der kam dann auch noch zur neunten Abendstunde hinzu und brachte wieder eine klare Linie in den Fall. Die bloße Anwesenheit oder vielmehr die Angst davor Oberhauptmann Tuk den Verlust des Beweisstückes mitzuteilen veranlasste Rekrut Hasenfeld dann dazu in den Weiher zu springen und nach dem verlorenen Dolch zu tauchen. Es vergingen nur wenige Minuten da war das Beweisstück gesichert in Sicherheit.
Zur allgemeinen Verwirrtheit trug dann erneut Rekrut Hasenfeld bei, als sie mir nichts dir nichts von einem Herrn Filbu erzählte der sabbernd von Erdbeeren träumte. Oberhauptmann Tuk und ich ergründeten jedoch, dass es sich bei dem Herrn Filbu um einen Hund handelt der nur zu sabbern anfängt wenn er Erdbeeren sieht. Merkwürdig klingt das ganze aber immer noch. Ein erneutes Indiz dafür das Rekrut Hasenfeld dem Bierkrug nicht abgeneigt gegenüber steht.
Zumindest konnten wir uns nun auf einige Vorgehensweisen festlegen. Rekrut Hasenfeld wirde einen Schmied aufsuchen. Und ich werde in den nächsten Tagen mich vermehrt in Lindental nach dem Strolch umschauen der den Leuten da Angst und Bang macht.
Bevor ich mich dann auf den Weg nach Hause machte, berichtete ich Oberhauptmann Tuk dann noch von Herrn Muffolanz. Dem Duftwasserverkäufer der um eine Genehmigung gebeten hatte. Ich hatte im Vorfeld schon ein Schreiben aufgesetzt welches nur noch unterzeichnet werden musste. Hatte ich doch versprochen ein Gutes Wort beim Oberhauptmann einzulegen, tat ich das dann auch und so war es kein wunder das das Dokument auch sogleich zu seiner Unterschreift fand. Zu guter Letzt konnte ich Oberhauptmann Tuk noch einen schönen Gruß an meine Gemahlin entlocken. Da wird sie sich sicherlich freuen.
Alles in allem ein Guter Tag. Nur diese Sache mit der Brandstiftung. Das ist mir leider etwas entfallen. Aber morgen ist auch noch ein Tag.

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Donnerstag 31. Juli 2014, 01:16

3.Eintrag "Auf frischer Tat ertappt"

Liebes Tagebuch,

ich war nach dem letzten Wachdienst im Südviertel etwas durch den Wind. So hab ich mir etwas Zeit gelassen um dir zu schreiben.
Vorgestern jedenfalls, es war früh morgens, erhielt ich einen Eilbrief von einer gewissen Feldwebel Zwilber."Zwilber, Zwilber, schon wieder dieser Name"murmelte ich, als ich ungläubig die Zeilen mehrmals gelesen hatte, das Blatt faltete und es sorgfältig in meiner Hosentasche verstaute. In dem Schriftstück wurde ich doch tatsächlich dazu aufgerufen mich unvermittelt zum Dienst zu melden. Es handele sich um eine Notlage in der auch die sich im Ruhestand befindenden Grenzer zum Wachdienst gebeten werden. Ja hat denn diese Zwilber ein schlechtes Kraut geraucht? Seit wann bin ich denn im Ruhestand? Das ist sicherlich ein Irrtum. Aber ich hab mich natürlich der Sache angenommen. In dem Brief war die Rede davon das mir der Nachtdienst in Lindental zugeteilt wurde. Da hatte ich ja eh zu tun. Ich musste unbedingt mit Grenzer Grünberg reden und ihn fragen warum man ihm ausgerechnet eine Sackheim in Lindental zugeteilt hatte.

Ich machte mich dann kurzerhand auf den Weg ind Südviertel und traf zuerst auf diesen Herrn mit Hut. Und schon wieder hab ich den Namen vergessen. Es ist zum verrückt werden. Rote Robe. Roter Hut. Etwas überkandidelt wenn man mich fragt. Aber ich muss das ja so nicht tragen. Er hatte nichts zu berichten und schien mir insgesamt etwas verwirrt zu sein. Als dann Grenzer Grünberg und Rekrut Hasenfeld noch auftauchten hielten wir eine kurze Lagebesprechung ab und wieder machte sich der Hutträger mit verwirrenden Äußerrungen bemerkbar. Er machte den Eindruck Rekrut Hasenfeld und Grenzer Grünberg zu kennen, nannte aber immer wieder falsche Namen. Irgendwas stimmt mit dem nicht.

Rekrut Hasenfeld und ich fingen dann mit unserem Nachtdienst an und kontrollierten einige Gärten. Es war alles ruhig. Bis wir in die Kreidestraße einbogen. Ein Geräusch. Ganz deutlich. Ein Rascheln. Rekrut Hasenfeld bemerkte natürlich nichts. Viel zu unaufmerksam die Rekruten von heute. Aber einem erfahrenen Grenzer entgeht natürlich nichts. Da machte sich doch tatsächlich jemand an einem Smial zu schaffen. Wir pirschten uns vorsichtig an das Grundstück heran und machten uns so dünn wie möglich um kaum sichtbar hinter den Zaunpfählen an der Grundstücksgrenze zu verschwinden. Wir waren so gut versteckt das ich den Eindruck hatte wir selbst könnten uns kaum sehen. Aber was wir sehen konnten war ein Langer der sich an der Fußmatte vor besagtem Smial zu schafen machte. Und Potztausend. Er war gerade dabei sie anzuzündeln. Rekrut Hasenfeld wollte schon unvorbereitet über den Zaun hüpfen um den Strolch zu stellen. Aber das wäre sicherlich nichts geworden. Zu kräftig sind diese Langen. Und gar nicht so unbeweglich wie sie aussehen. In so einem Fall musste man die "Brüll-Taktik" anwenden. Sie wird vor allem bei Begegnungen mit Bären angewand. Dabei macht man sich so groß wie möglich, hebt die Hände hoch und brüllt so laut man kann. Wenn man dann noch auf sein Gegenüber zurennt, wird es mit höchster Sicherheit auch die Flucht ergreifen. Und so kam es dann auch. Wir hüpften über den Zaun und brüllten wie von Sinnen los. Der Lange überschlug sich fast zweimal so hatte er sich erschreckt. Er nahm fluchs seine langen Beine in die Hand und rannte los. Wir hinterher. Ich suchte den Boden nach einem größeren Stein ab. Aber da war nichts. So griff ich in meine Tasche und zog ein großes Stück Michelbinger Hartkäse, welcher eigentlich meine Nachtmalzeit sein sollte, heraus und warf es dem Langen gezielt an den Kopf. Er kam ins straucheln und überschlug sich vornüber, raffte sich jedoch wieder auf und rannte nun wie vom wilden Warg gebissen in Richtung Siedlungsausgang. Er hatte bei seinem Sturz allerdings etwas verloren. Einige Papiere hatten sich aus seiner Tasche gelöst und lagen nun verteilt herum. Ich mache es kurz liebes Tagebuch. Die Verfolgung ging nicht zu unseren Gunsten aus. Der Lange konnte entkommen und wir sahen uns gezwungen die verlorenen Papiere in Augenschein zu nehmen um hoffentlich mehr herauszufinden. Das taten wir dann auch. Jedoch weiß ich nicht mehr genau was dann passierte. Mir fehlt leider jede Erinnerung daran wie ich anschließend nach Hause gekommen bin. Womöglich hab ich das neue Pfeifenkraut nicht vertragen das Graviola mir vom Markt mitgebracht hat.

Ich werde mich wohl in den nächsten Tagen darum kümmern zu erfahren wo diese Papiere gelandet sind. Sicher weiß Rekrut Hasenfeld mehr. Eins ist jedenfalls sicher. Dem Langen haben wir einen gehörigen Schrecken eingejagd.

Pamblo Stolzfuss

Re: Pamblo Stolzfuss - Das Tagebuch eines Grenzers

Ungelesener Beitragvon Pamblo Stolzfuss » Freitag 1. August 2014, 14:39

4.Eintrag „Tag der offenen Tür auf der Wache“

Liebes Tagebuch,

zu meiner Verwunderung musste ich gestern Abend feststellen, dass es mir wohl entgangen war das in der Hobbinger Grenzerwachstube ein „Tag der offenen Tür“ veranstaltet wurde. Ja selbst meine liebe Frau hatte davon erfahren und war noch vor mir in der gut besuchten Stube zugegen. Das mir so ein Fauxpas unterlaufen würde hätte ich mir meinen Lebtag nicht vorstellen können. Errötend und von Peinlichkeit durchdrungen bahnte ich mir durch das Gewusel den Weg durch die Wachstube auf der Suche nach den Kollegen. Meine Frau schien mir nicht von der Seite weichen zu wollen. Offensichtlich wollte sie sich gerne als meine Gattin präsentieren. Das machte mich natürlich stolz und um ihr meine tägliche Arbeit näher zu bringen ließ ich unvermittelt Rekrut Hasenfuss antreten um uns mit Getränken zu versorgen. Dann machte ich mir ein Bild von der momentanen Sachlage in Lindental. Rekrut Hasenfeld war fleissig gewesen. Sie hatte das Beweisstück einem fachkundigen Schmied, einem Zwergen Namens Kirgon zur Untersuchung übergeben und der fleissige Bartträger hatte sich nicht Lumpen lassen. In kürzester Zeit hatte er die Untersuchung abgeschlossen und so teilte mir Rekrut Hasenfeld mit, dass es sich bei dem Dolch möglicherweise, mit größter Sicherheit, höchstwahrscheinlich um einen Bilwissdolch handeln müsse. Ich kann dir sagen liebes Tagebuch. Große Augen ringsherum. Teils erschrocken. Teils ehrfürchtig. Aber ich hatte es ja schon immer gesagt. Die Bilwisse sind unter uns. Am Grünfeld lungern sie herum, vielleicht schlafen sie aber auch schon in unseren Ställen, oder machen sich an unseren Gemüsebeeten zu schaffen, oder trinken in unseren Gasthäusern die Fässer leer, oder aber sie haben sich in unseren Speisekammern eingenistet. Sehr bedenklich.
Zu meinem Bedauern schien es Oberhauptmann Tuk heute nicht in die Wachstube gezogen zu haben. Sicher möchte er aufgrund seinem hohen Bekanntheitsgrad nicht in den Fokus des Abends geraten. Eine weise Entscheidung unseres ehrenwerten Bandobras Tuk. Dem Thain sei Dank war wenigstens Hauptmann Sauberstein anwesend und nahm die Sachlage zur Kenntnis. Konnte sich aber nicht dazu hinreissen lassen neue Befehle auszugeben. Man hatte ja schon immer munkeln gehört das der Hauptmann es lieber gemächlich angehen lässt. Aber wenn man mich fragt, ich hätte direkt einen Trupp zusammengestellt um das Grünfeld auszukundschaften. So werden wir dann wohl erst einmal abwarten und Tee trinken bis Oberhauptmann Tuk die Sache in die Hand nimmt.
Erfreulich hingegen war es, dass mein geliebter Neffe Periband extra von Stadel aus angereist war um dem Abend beizuwohnen. Sichtlich begeistert mich zu sehen offenbarte er mir direkt ,dass er im Inbegriff war eine Dame zu ehelichen. Er nannte sie glaube ich Pipp Blumen. Ein etwas ungewöhnlicher Name. Mir waren die Blumen´s gar nicht bekannt. Es werden wohl hoffentlich keine Starren sein. Na glücklich soll er sein der gute Junge. Mehr will man doch als Onkel nicht.
So war es doch ein überaus erfreulicher Abend der zur späten elften Abendstunde sein Ende fand. Scheinbar hatte man Frau Grünberg dazu auserkoren die Koordinierung des Abends zu leiten. Eine fleissige Dame, die man sich für einen Grenzer als Ehefrau nur wünschen kann. Der gute Grünberg hat Glück gehabt.
Zu meiner Verwunderung stellte ich kurz vor Ende der Veranstaltung fest, dass sogar Lange angereist waren, um sich in der Hobbinger Wachstube umzusehen. Der männliche Lange muss auch sowas wie ein Grenzer sein. Als ich salutierte, erwiederte er den Grenzergruß. Meine liebe Frau meinte es wäre nur eine Geste der Höflichkeit gewesen. Aber für sowas hab ich einen Blick. Der ist bestimmt Soldat oder sowas.
Wir verließen dann doch recht zügig nach dem Ende des Abends die Wache. Graviola hakte sich bei mir unter und wir schlenderten zufrieden heimwärts.


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