Das Beben im Gebirge kam plötzlich und unerwartet, als hätte ein Riese sich im Schlaf auf die andere Seite gedreht. Und es war folgenschwer. Die kleine Gruppe von Beorningern hatte sich zwar unter einem Felsvorsprung retten können, doch als sie den Pfad, der sie zurück in ihre Heimat führen sollte, betrachteten, mussten sie feststellen, dass er nicht mehr zu sehen war. Eine große Lawine hatte den schmalen Pfad verschüttet. Murrend gaben sie ihr Vorhaben auf und zogen sich ins Tal des Nebelgebirges von Eriador zurück.
Ihr Lager schlugen sie in Höhe der Schneegrenze auf. Es tat ihnen gut, Gräser unter der leichten Schneedecke hervorwachsen zu sehen und den Duft von Blumen und Kräutern einzuatmen. Hier durften sie auch hoffen, auf ein einfaches Bienenvolk zu stoßen, um ihre Zutaten für den "Cram", ihren Honigkuchen zu sammeln.
Eines Tages begannen sie Pläne zu schmieden, wie sie zurück in ihre Heimat kommen könnten. Einige waren der Meinung, sie sollten sich auf den Weg in den Süden machen. Nur dort erhofften sie einen weiteren Pass über das Nebelgebirge zu finden. Andere widerum sahen hoffnungsvoll zu den nahen Gipfeln, und waren sich sicher, dass sie gar nicht in die Ferne reisen müssten, denn gewiss gab es auch in ihrer Nähe einen weiteren Pass übers Gebirge, der von der Lawine verschont geblieben war.
Sie einigten sich darauf, zwei aus ihrer Mitte loszuschicken, um einen weiteren Pass in unmittelbarer Nähe zu finden. Die Wahl fiel auf Handec und Avan, da diese es selbst so wollten. Am nächsten Tag machten sich die beiden auf den Weg hinauf in die Berge.
Aber nur einen Tag später kam Avan tief betrübt zurück. Sie hatte sich am Arm verletzt, als sie beim Klettern an einer Steilwand den Halt verlor und einige Meter in die Tiefe stürzte. Handec hatte es für sinnvoll empfunden, dass Avan zum Lager zurückkehrte, um ihre Wunde behandeln zu lassen. Er hatte ihr einen Brief mitgegeben und eine kleine Kartenskizze, auf dem sein bisheriger Weg eingezeichnet war. Avan gab den Brief an Widuweard, der ihn mit sorgenvoller Miene las. Dann reichte er ihn an seine Freunde weiter.
"Mîn Friunde,
bin ich biz ze sehster tage morgens niht widerkomen,
und kumt ir an daz selbe pfat,
dâ mugt ir vinden mich wegemüede oder tôt.
gruoz Handec"
Die Tage vergingen, und als Handec am Morgen des sechsten Tages nicht im Lager erschien, wurden einige Beorninger unruhig und äußerten ihren Unmut. Auch Avan hielt sich mit ihren Worten nicht zurück und forderte die Freunde auf, Handec suchen zu gehen. Sie schaute in die Runde und ihr Blick blieb auf jedem ihrer Freunde für einen Moment stehen, auf Scyrwylf, Grimweard, Katvi, Freodberth, Zyklonia, Leotlin, Haselwyn, Kjelvar, Lintherna, Craigeir, Stynmer, Jolras, Sjalfar, Haukhar, Widuweard, Bherain und andere.
Ein Schweigen machte sich unter den Freunden breit. In der Ferne, vom höchsten Gipfel des Nebelgebirges, hörten sie den Schrei eines Adlers.
Was macht ihr?
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