Narcia - wie alles anfing

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
Narcia
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Narcia - wie alles anfing

Ungelesener Beitragvon Narcia » Donnerstag 28. Mai 2015, 19:51

Ich war schon von klein auf eine ziemliche Herumtreiberin, müßt ihr wissen, und das kommt daher: ich habe den Tuk-Anteil, der in unserer Familie herumgeistert erwischt. Das sagt jedenfalls mein Vater. Meine Mutter sagt, ich käme nach ihrer Ur-ur-ur-Urgroßmutter Belinda Tuk. Ich habe mich regelmäßig aus Lützenbinge rausgeschlichen. Dort wohnt meine Familie. Die Hochtals wohnen dort schon immer. Mein Vater sagt, die Hochtals waren die ersten, die in das Tal nordwestlich von Michelbinge gezogen sind. Ich habe allein Ausflüge nach Michelbinge unternommen, als ich noch ziemlich klein war. Oder ich bin den ganzen Weg bis Bauer Sandsons Hof gelaufen, nur um ein paar Eier ... ähm ... zu besorgen. Meine Mutter hat geschimpft, mein Vater hat mir Smialarrest verpasst, aber mich hat es immer wieder rausgezogen.

Dann habe ich mir einen Bogen gebaut. Am Anfang habe ich ihn immer in den Büschen versteckt, damit ihn keiner findet. Und die Pfeile flogen auch nicht so richtig. *runzelt bei der Erinnerung die Stirn* Dann kam irgendwann ein Zwerg aus Nadelhohl den Weg nach Lützenbinge entlang (er kam einmal im Jahr und hat Töpfe und Pfanne und so Sachen verkauft) und der hat mich gesehen, weil ich grad so vertieft darin war, die Bogensehne richtig zu spannen zu versuchen. Er hat mich zuerst ausgelacht, aber dann hat er mir gezeit, wie man einen Bogen richtig baut, und richtige Pfeile. Ich habe ihn auch einmal in Nadelhohl besucht, was mir, ihr erratet es sicher, wieder Smialarrest einbrachte. *zuckt mit den Schultern*

Den Bogen hab ich noch besser versteckt, auf einem Baum!
Ab da wurde ich richtig mutig. Ich bin durch Wiesen und Wälder gezogen und habe auf alles gezielt, was sich bewegt hat. Naja, meistens waren das wehende Blätter oder so was ... ähm. Irgendwie sind meine Eltern dann doch dahinter gekommen, aber sie dachten, das ginge vorbei, wenn ich älter würde. Aber es ging nicht vorbei. Also hat der Familienrat getagt und beschossen, dass ich Bogenschießen wenigstens richtig lernen sollte (damit ich nicht noch ausversehen irgendwen verletze) und auch gleich Waldhüter dazu, damit ich mich im Wald und mit Holz und Schnitzen und so auskenne (wahrscheinlich dachten sie ich würde dann lieber irgendwann lieber zuhause sitzen und etwas hübsches schnitzen, was man auf den Kaminsims stellen kann oder weiterverschenken).

Aber so kam es nicht. Ich lernte gut bei Bolo Boffin, einem Jäger aus Michelbinge. Und je besser ich wurde, desto mehr Spaß machte mir das Ganze. Nur die Kaninchenjagd mochte ich nicht. Mir taten die Tiere immer leid, wenn sie plötzlich so leblos dalagen, mit einem Pfeil im Fell. *guckt traurig* Auch wenn sie gebraten sehr gut schmecken.

Bolo brachte mir auch bei wo ich welche Kräuter finden kann. Mit meiner Mutter hatte ich schon Ausflüge zum Kräuter sammeln unternommen, weil sie meinte, wenn man so abgelegen wohnt, sollte man alle Hausmittel gegen die geläufigsten Krankheiten im Haus haben. Wir hatten extra einen kleinen Raum im Smial, in dem die Kräuter trockneten, zu kleinen Sträußen zusammen gebunden.
Es sah ganz so aus als ob das Jägerleben ganz gemütlich wäre. Ich war viel an der frischen Luft, kam viel herum und lernte Leute kennen (bai manchen hätte ich auch drauf verzichten können). Ich lernte immer besser schießen, Bögen anfertigen, Keulen schnitzen - alles machte mir Spaß. Doch dann änderte sich etwas.

Es war kurz vor meiner letzten Jägerprüfung, dass Bolo mich in Lützenbinge abholte und sehr besorgt aussah.Wölfe waren auf Dora Braunlocks Hof bei Wegscheid eingefallen! Wir brachen morgens nach dem ersten Frühstück auf und reisten über Bauer Sandorns Hof (wo wir das zweite Frühstück hatten) zu Dora Braunlocks Hof. Es war alles ruhig, als wir näher kamen, fast zu ruhig. Wir pirschten uns an und sahen auch schon bald den ersten Wolf auf dem Feld vor dem Hof. Es sah fast so aus als würde er auf dem Feld patroullieren. Mein Lehrer bedeutete mir, meinen Bogen bereit zu halten. Wir pirschten uns seitlich um das Anwesen herum, überall dasselbe Bild: Wölfe auf allen Feldern und auf dem Hof selbst. Es waren sicher zwanzig, wenn nicht mehr. Dazwischen ein paar wenige verschreckte Hühner. Ich wunderte mich, dass sie noch lebten, aber Dora hatte viele Hühner. Die Wölfe schienen satt zu sein ...

Als wir uns bis zum Hügel hinter dem Haus vorgepirscht hatten, duckte sich Bolo plötzlich. Er zeigte auf ein Stück graues Fell, dass hinter einem Baum hervorlugt. Bevor wir uns zurückziehen konnten, trabte der Wolf hervor und sah uns. Er trabte sofort auf uns zu. Bolo zielte (und ich tat es ihm nach) und schoß auf den Wolf. Er traf ihn auch, aber wohl nicht richtig. Der Wolf bellte kurz auf und schoß auf uns zu. Geistesgegenwärtig schoß ich meinen Pfeil ab, der ihm direkt in die Brust ging. Der Wolf sprang hoch, stolperte dann und taumelte etwas hin und her und dann fiel er um. Wir duckten uns und lauschen, dann machte Bolo das Zeichen zum Rückzug. Wir waren noch nicht weit gekommen, als noch ein Wolf neben uns auftauchte. Er schnüffelte im Gras und lauschte in die Richtung, in der wir den ersten Wolf getötet hatten. Ich spannte sofort meinen Bogen und sah aus dem Augenwinkel, dass Bolo dasselbe tat. Wir schossen fast gleichzeitig und der Wolf erstarrte in seiner Bewegung und fiel einfach um. Bolo machte mir Zeichen, dass wir den Wolf mitnehmen sollten. Während ich Wache hielt band er die Füße des Tiers zusammen. Dann stopften wir es zusammen in einen Sack, den Bolo zu dem Zweck mitgebracht hatte, immer aufmerksam um uns herumblickend. Zusammen schleiften wir das Tier vorsichtig weg vom Hof. Als wir weit genug entfernt waren flüsterte Bolo mir zu, dass wir den toten Wolf besser verstecken sollten und nicht weiter mitnehmen, denn es wäre möglich dass die anderen Wölfe trotz Sack seine Spur witterrn könnten. Mit viel Ächzen zogen wir den Sack mit dem Wolf mit einem Seil auf einen Baum, denn dort würde ihn kein Wolf runterholen können. Dann machten wir uns auf den Weg nach Wegscheid.

Bolo berichtet dem Dorfbüttel dort, was wir herausgefunden hatten und wo sich einer der erlegten Wölfe befand. Er versprach uns, sofort die Grenzer zu alarmieren und Dora Braunlock aufzusuchen. Er lud uns auch ein am nächsten Tag mit den Grenzern Jagd auf die Wölfe zu machen. Er meinte auch, er würde einen Wagen auftreiben, damit wir den einen Wolf transportieren könnten, und hoffentlich auch noch ein paar andere. Immerhin war das Fell sicher noch verwertbar. Ein Wolfsfell könnte bei manchen Verwandten Eindruck schinden, meinte er, wobei er lausbübisch grinste.

Auf dem Weg nach Michelbinge war Bolo ziemlich schweigsam. Kurz bevor wir uns in Michelbinge trennten drückte er meinen Arm, schaute mir in die Augen und meinte, er wäre froh gewesen, mich dabei gehabt zu haben. Er guckte mich an mit einem Blick der mir sagte, wie ernst er das meinte.

Als ich allein zurück nach Lützenbinge wanderte wurde mir so langsam klar, warum ich das Jagen gelernt hatte: es ging nicht um ein paar Hasen fürs Abendessen. Wichtiger war, die Bewohner des Auenlandes vor Bestien wie diesen Wölfen zu schützen.

Narcia
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Re: Narcia - wie alles anfing

Ungelesener Beitragvon Narcia » Montag 14. September 2015, 02:10

Am nächsten Tag trafen Bolo und Narcia um die Mittagszeit in Wegscheid ein. Schon als sie den Weg herunterkamen sahen sie viele Hobbits, ja, es sah fast aus wie ein Voksfest. Über einem der Lagerfeuer briet ein bereits knuspriger Keiler, überall saßen Grüppchen von Hobbits essend herum und man sah fast in jeder Gruppe ein oder zwei federbesetzte Hüte. Auf einem Tisch nebem dem Lagerfeuer tronte ein Bierfäßchen, und ein junger Hobbit war fleißig am zapfen. Daneben saß eine Bardin auf einer Bank und zupfte ihre Laute. Dora Braunlock lief herum, guckte dass der Keiler richtig gedreht wurde, begutachtete das Brot, dass ein Hobbit in einem Korb gebracht hatte, schaute ob genug Bierkrüge da waren, rührte in einem großen Topf, der neben dem Keiler über'm Feuer hing und wechselte Mal hier und Mal da ein Wort mit einem Hobbit. Sie begrüßte Bolo und Narcia sobald sie sie sah und drückte beiden einen Teller und einen Krug in die Hand. Mit Gemüsesuppe, Keilerfleisch, Brot und Bier gut versorgt setzen sie sich zu einer Gruppe Hobbits dazu.

Einer der Grenzer bat Bolo, er solle doch noch Mal die Geschichte erzählen, wie sie den Hof ausgekundschaftet hatten. Bolo ließ sich nicht lange bitten, auch wenn ihn das ein wenig vom Essen abhielt. Es gab Kommentare zu den Wölfen, den Hühnern, zu Dora und der Jagd an sich. Als Bolo erzählte, wie sie den Wolf auf den Baum gehieft hatten, deutete der Grenzen zu einer anderen Gruppe Hobbits, die sich um den toten Wolf gescharrt hatte und ihn fachmännisch begutachteten. Die fleißigen Grenzer hatten den Wolf schon vom Baum geholt, wohl auch als Beweis dafür, dass die Geschichte, die Bolo gestern erzählt hatte, stimmte. Es wurde auch ein Lob laut, dass der Wolf mit nur zwei Schüssen erledigt worden war.

Nachdem sich alle satt gegessen hatten sammelten sich die Grenzer um Narcia und Bolo. Jeder hatte seine Dienstkeule gegürtet und der ein oder andere hatte auch einen Bogen oder eine Steinschleuder dabei. Einer hatte sogar ein Schwert im Gürtel, dass jedoch so aussah als ob er es sich aus dem Mathom Haus geliehen hätte. Ein paar entschlosse Bauern mit Mistgabeln schlossen sich ihnen an und ließen sich nicht wieder wegschicken. Immerhin war Dora eine Nachbarin von ihnen. Es wurde entschieden, dass Bolo und Narcia wieder kundschaften gehen sollten, sobald sie sich dem Hof weit genug genähert hätten. Die Grenzer würden dann in Sichtweite folgen.

Langsam setzte sich der Zug in Bewegung, die meisten Hobbits mit einem grimmig entschlossenen Audruck auf dem Gesicht. Die Bardin folgte ihnen und spielte eine aufmunternde Melodie. Mit ein wenig Abstand folgten weitere Hobbits mit Handwagen, um die erledigten Wölfe abtranspotieren zu können. Ihnen voran gingen Dora mit noch ein paar Frauen. Sie hatten Taschen mit Verbandszeug und Salben umgehängt.

Von Wegscheid aus ging es über die Felder leicht begauf bis zum Säulenring, der so hieß weil hier einige alte Säulen kreisförmig beisammen standen. Von hier aus konnte man Dora Braunlocks Hof bereits sehen, und die Grenzen erspähten auch die erste Bewegungen der Wölfe. Dora schluchzte auf und jammerte über ihre Hühner und wurde von den anderen Frauen getröstet, die ihr gut zuredeten. Dann fasste sie sich wieder und meinte grimmig, dass das immer noch ihr Hof wäre. Die Bardin spielte leise eine heroische Melodie, was ihr erfreute Blicke der meisten Hobbits einbrachte.

Bolo und Narcia machten sich nun wie besprochen auf um den Hof aus zu kundschaften. Sie umrundeten den Hof halb und zogen sich dann wieder zu den Grenzern zurück. Sie berichteten, dass heute scheinbar weniger Wölfe auf dem Hof wären. Mitten auf dem Hof stände ein großes Tier, scheinbar der Leitwolf, und um ihn herum wären mehrere Wölfe, die unruhig hin und her liefen. Es wurde beratschlagt und dann entschieden, von Westen her anzugreifen. Dort war ein Feld direkt vor dem Hof, und es gab ein paar Bäume als Deckung. Pfeile wurden aufgelegt, Keulen fest gepackt und schrittweise näherten sich die Hobbits dem Feld.

Pötzlich begann die Bardin laut ihre Trommel zu schlagen und alle fuhren herum. "Verjagt sie, verjagt sie" fiel ein Hobbit ein, undd ein Hobbit nach dem anderen begann so viel Lärm wie möglich zu machen. Narcia und Bolo schauten sich an und zucken mit den Schultern. Vielleicht würde es ja klappen.

Aber die Wölfe wichen nicht. Sie begannen schauerlich zu heulen. Die Grenzer guckten noch grimmiger und rückten langsam vor. Auf Bolos Zeichen knieten sich die Bogenschützen und Steinschleuderer hin um ruhiger zielen zu können, jeweils neben ihnen stellten sich keulenbewaffnete Grenzen auf. Bolo deutete auf den Leitwolf und nickte jedem zu. Wenn der Leitwolf fiel, würden sie es leichter haben. Bolos Hand fuhr herunter und ein Schwarm Pfeile, darüber einige Stein, schwirrte auf die Wölfe zu. Mit einem seltsamen Quieken brach der Leitwolf in die Knie, aber er war noch nicht besiegt. Auch von den anderen Wölfen zuckte der ein oder andere. Sofort wurden neue Pfeile aufgelegt und Steine geladen. Ein paar der Wölfe machte kehrt und lief auf den Hang hinter dem Hof zu, ein paar schienen unschlüssig, aber mehrere um den Leitwolf, der sich wieder aufgerappelt hatte, bewegten sich mit Wutgeheul auf sie zu. Noch ein Pfeilregen schoß auf die Wölfe zu und zwei Wölfe brachen zusammen. Dann waren der Leitwolf und vier weitere Wölfe heran. Die Grenzer brüllten los und ließen die Keulen fliegen. Die Bogenschützen wärfen ihre Bögen weg und schnappten sich ebenfalls ihre Keulen.

Nun zeigte sich wie gut es war, dass sie alle verfügbaren Grenzer zusammen gerufen hatten, denn sie waren nun in solcher Übermacht, dass die Wölfe keine Chance hatten. Ein paar Grenzer bekamen leichte Bissspuren ab, aber keiner wurde ernsthaft verletzt. Sieben Wölfe lagen Tod zu ihren Füßen. Nachdem der Schreck abgeklungen war, brachen die Grenzer in lauten Jubel aus und rückten langsam weiter auf dem Hof vor. Die letzten Wölfe, die noch zu sehen waren, zogen sich weiter zurück und verschwanden über den Hang hinter Doras Haus.
Dora stürmte plötzlich direkt auf das Hühnerhaus zu, und die anderen verteilten sich auf dem Hof, wobei sie überall nachsahen, ob sich nicht doch noch ein Wolf irgendwo versteckt hielt. Als Dora den Verschlag des Hühnerhaus öffnete, brauch sie in Freundenschreie aus, denn es hatten noch einige ihrer Hühner überlebt.

Narcia und Bolo krochen indes die Böschung hinter dem Hof herauf um zu sehen, was auf der anderen Seite war und wie weit sich die Wölfe zurück gezogen hatten. Auf der andern Seite der Kuppe fiel ein Abhand in eine teife große baumbestandene Mulde ab und was sie dort sahen ließ ihnen den Atem stocken. In der ganzen Mulde waren Wölfe. Sie liefen unruhig umher und späten immer wieder in ihre Richtung. Aber keiner traute sich den Hang hinauf. Sofort zogen sich Narcia und Bolo zurück und winkten die Grenzer zusammen. Leise erzählte Bolo, was sie gesehen hatten. Die Grenzer machten erschrockene Mienen, und trotz ihren grimmigen Blicken war ihnen klar, dass es zu gefährlich wäre, die Wölfe dort anzugreifen. Sie würden beratschlagen müssen, was in der Situation zu tun sei.

Langsam machten sie sich mit Dora, ihren Hühnern und den anderen Helfern auf den Rückweg nach Wegscheid. Ein paar kräftige Hände hatten die toten Wölfe auf die Karren geladen, das würde ein paar schöne Felle geben. Alle freuten sich, dass in Wegscheid das Lagerfeuer noch brannte und sie mit einer guten Mahlzeit und einem Krug Bier begrüßt wurden.


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