Bherain - der Beginn einer Leidenschaft

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Bhrain
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Bherain - der Beginn einer Leidenschaft

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Donnerstag 21. Mai 2015, 16:21

Bherain, eine knapp volljährige Beorningerin mit dunkelbraunem langem Haar, saß auf einem Baumstumpf und spielte auf ihrer Pibgorn. Die etwas unmelodisch klingenden Töne waren schon von Weitem zu hören.

Caro, ihre beste Freundin, kam des Wegs und stellte sich, beide Arme in die Seiten gestemmt, direkt vor sie.
"Sag mal, wie lange willst du uns noch mit diesem Gejaule auf die Nerven gehen?"

Bherain unterbrach ihren Versuch, der Pibgorn Töne zu entlocken und schaute ihre Freundin an.
"Was soll ich machen? Schau meine linke Hand an. Wie würdest du mit so einer Hand Flöte spielen?", sagte sie verbittert.

Bherains rechte Hand sah vollkommen normal aus. Die linke Hand jedoch bestand nicht aus einer normalen Menschenhand.
Statt der Fingernägel hatte sie Krallen und die Hand ähnelte eher einer Bärentatze, als einer Menschenhand. Sie war außerdem zu Hälfte mit Fell bedeckt.

"Iiiihhhh, das sieht ja ekelig aus.", sagte Caro, "Wie hast du denn das hin bekommen?"

"Es ist passiert, als ich mich so fürchterlich über Mama aufgeregt habe, weil sie mir verboten hat, auf Orkjagd zu gehen.", entgegnete Bherain darauf hin.
"Siehst du, es passiert schon wieder." Und tatsächlich das Fell an Bherains Hand wuchs etwas länger und zog sich nun auch den ganzen Arm bis hinauf zu ihrem Hals hoch, um dann langsam vom Hals zur rechten Hand herunter zu wandern und auch diese zu bedecken.

Vor Panik schreiend lief Caro davon und ließ Bherain allein zurück.

Bherain hingegen wurde immer unruhiger. Ihr Zorn auf ihre Mutter hatte sich durch den Schrei und die Missachtung ihrer besten Freundin noch gesteigert und steigerte sich durch ihre Angst weiter ins Bodenlose. "Was würde weiter passieren?" überlegte sie panisch. Tatsächlich machte die Verwandlung nicht bei der rechten Hand halt. Sie merkte, wie ebenfalls ihr Kopf und ihre Beine sich mit Fell bedeckten. Kurze Zeit später, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, ähnelte sie einer jungen Bärin schon sehr. Mit der Verwandlung änderten sich auch ihre Sinne und der Geruchssinn wurde besser. Ihr stieg der Duft eines Orks, der um das Lager schlich, in die Nase und sie erinnerte sich erneut an das Gespräch mit ihrer Mutter. Dies vollendete dann auch die Verwandlung und Bherains Kleidung zerriss an zahlreichen Stellen und fiel haltlos zu Boden.
Dies war aber nicht weiter schlimm, weil nun an der Stelle, wo vorher Bherain gestanden hatte, eine Fell bedeckte Bärin auf ihren Hinterpfoten stand.

Der Instinkt des Bären griff nun vollends auf Bherain über und ob sie wollte oder nicht, schnüffelte sie dem Orkduft hinterher und machte sich sofort auf den Weg, um selbigen ausfindig zu machen.
Sie brauchte nicht lange, einige wenige Sprünge später und sie hatte den Ork entdeckt: Kurz darauf schlug sie ihn mit ihrer linken Hand bewusstlos, noch ein kräftiger Biss in den Hals und der Ork war tot. Es rauschte in ihren Ohren von dem Blut und Adrenalin, dass ihre Adern durchströmte. Als sich die erste Erregung gelegt hatte, hörte sie hinter sich ein Knacken und sie wendete sich abrupt um.

Hinter ihr stand ein Mensch, der beschwichtigend die Arme hob. Der Duft des Menschen kam Bherain sehr bekannt vor. Sie schnüffelte ein wenig mehr, konnte ihn aber im ersten Moment nicht zuordnen.

"Ganz ruhig mein Mädel. Beruhige dich erst einmal. Der Ork ist tot. Es ist alles gut.", sagte der Mensch.

Erleichterung kam auf, als sich Bherain wieder erinnerte, woher sie den Duft kannte. Vor ihr stand ihre Mutter Grimbrun. Sie atmete tief durch, ließ den Ork achtlos liegen und stürmte auf ihre Mutter zu. Diese sah das Unheil kommen und verwandelte sich ebenfalls in einen Bären, um von ihrer Tochter nicht überrannt zu werden. Innig umarmten sich beide Bären. Die Wärme ihrer Mutter beruhigte Bherain weiter und sie merkte, wie sie sich wieder in einen Menschen verwandelte. Es fing beim Körper an. Das Fell bildete sich zurück. Der Bärenkopf verschwand. Aus allen Tatzen bildeten sich langsam Menschenhände und Füsse und auch die Krallen bildeten sich zu normalen Fingernägeln zurück. Ihre Mutter hatte indes gezielt ihre eigene Verwandlung ihr angepasst und so standen kurze Zeit später weiterhin sich innig umarmend Mutter und Tochter als Mensch gegenüber.

"Mutter, was ist da gerade passiert?", schluchzte Bherain weinend an der Schulter ihrer Mutter.

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Re: Bherain - Mama, was ist da gerade passiert?

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Mittwoch 27. Mai 2015, 20:59

"Mein Liebes, du hast dich zum ersten Mal in einen Bären verwandelt.", erwiderte ihre Mutter.

Bherain seufzte, atmete tief durch und entgegnete dann schon ein wenig mürrisch "Das ist mir klar. Aber warum kann ich das? Ich dachte, das mit dem in einen Bär verwandeln, wären alles alte Geschichten und heute könnte das keiner mehr. Ich habe im Lager noch niemanden sich in einen Bär verwandeln sehen. Selbst Papa und du haben das noch nie getan."

"Das stimmt. Heutzutage können sich auch nicht mehr viele in einen Bär verwandeln und wenn, dann tun sie es nur, wenn es unbedingt notwendig ist, zum Beispiel auf der Jagd nach Orks. Deshalb ist Caro auch weg gerannt. Sie hat, genau wie du, noch niemanden sich in einen Bär verwandeln sehen. Sie kam dann auch gleich zu mir und hat mir von deiner Verwandlung erzählt. Dein Vater kann sich übrigens nicht in einen Bär verwandeln. Das kann nur ich und jetzt auch du.", erklärte Grimbrun ihrer Tochter.

"Die Gabe wird nicht immer an seine Kinder vererbt. Bei manchen überhaupt nicht und andere können sich nur verwandeln, wenn sie Todesängste ausstehen. Von uns können sich nur noch ein knappes Dutzend verwandeln. Ich gehöre dazu und kann mich dank intensiver Übung jederzeit in einen Bär verwandeln. Allerdings habe ich es noch nie vor dir gezeigt. Du scheinst dich wohl auch sehr leicht verwandeln zu können. Wie ist es überhaupt passiert?", fuhr sie fort.

Da erzählte Bherain ihrer Mutter das mit dem Verbot und dem missglückten Flötenspiel und Grimbrun erzählte ihr, dass man genug Zorn auf jemandem oder etwas haben muss, damit man sich überhaupt in einen Bär verwandeln kann. "Dass du dich so schnell verwandeln konntest, ist nicht gut und wir müssen das unter Kontrolle bringen", fügte sie hinzu.

"Aber warum, Mama? Das war ein tolles Gefühl sich in einen Bär zu verwandeln. Ich konnte viel besser riechen und stärker war ich auch", entgegnete Bherain und fügte kleinlaut hinzu "und einen Ork habe ich auch erlegt."

"Ja schon, mein Liebes. Aber bedenke, was passiert, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast? Stell dir vor, du passt auf das Baby von Grimhild auf und es beißt dich in den Finger, worauf hin du sehr zornig wirst. Was passiert dann mit dem Baby, wenn du dich in einen Bären verwandelst?"

"Ich würde es bestimmt nicht aufessen, falls es das ist, was du meinst." entgegnete Bherain mit bestimmter Stimme.

Grimbrun schüttelte mit dem Kopf und meinte dann "Bist du dir da sicher? Erinnerst du dich an alles, was du als Bär erlebt hast."

"Nein, nicht alles, leider." antwortete Bherain kleinlaut. "Ich habe quasi nur daneben gesessen und der Bär hat meinen Körper gelenkt. Alle seine Sinneseindrücke habe ich aber miterlebt. *bah* hat der Ork gestunken. Nach", sie überlegt, "verfaultem Fisch."

"Siehst du, es gehört sehr viel Übung dazu, auch den Bär vollends kontrollieren zu können. Aus diesem Grund hast du ab jetzt auch die Erlaubnis mit den Jägern auf Jagd zu gehen. Du musst kontrolliert Zorn aufbauen können, lernen den Bär unter Kontrolle zu halten und was am wichtigsten ist, dich auch gezielt wieder in einen Menschen verwandeln zu können." erklärte ihr ihre Mutter.

Bherain war ganz verwirrt. Erst dieses vehemente Jagdverbot und nun die Erlaubnis, doch mit auf die Jagd gehen zu dürfen.

Grimbrun schaute ihre Tochter an und sah ihr Zweifeln und fügte dann hinzu, "Ich weiß, ich habe dir erst die Jagd verboten. Aber nun, da ich weiß, dass du dich in einen Bär verwandeln kannst und du wirst dich ohne Zweifel in einen Bär verwandeln, wenn du in Not bist, habe ich keine Angst mehr um dich.", nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu, "Ich habe noch einen Tipp für dich. Wenn du dich vom Bär in einen Menschen zurück verwandeln willst, dann denk an das, was du am liebsten essen magst. Das weckt so viele Glücksgefühle in dir, dass der Bär schwach wird und du dich in einen Menschen verwandelst."

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Re: Bherain - Mama, mir ist kalt.

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Dienstag 2. Juni 2015, 15:46

"Mama?"

"Ja, mein Schatz. Was ist?"

"Mir ist kalt".

Bherain stand immer noch nackt, umarmt von ihrer ebenfalls nackten Mutter, neben dem toten Ork, auf dem sich schon einige Fliegen niedergelassen hatten.

"Lass uns zurück ins Dorf gehen.", entgegnete Bherains Mutter. Sie schaute sich um nach ihrer Robe, die sie vor der Verwandlung ausgezogen hatte.
Nach kurzem Suchen fand sie die Robe und nahm das Messer aus der Scheide, welches an einem Seil befestigt war. Dieses Seil wiederum war um die Taille der Robe geschlungen und diente als Gürtel und Halter für verschiedene Dinge. Mit dem Messer trennte sie vorsichtig den Oberstoff vom Unterstoff der Robe, so dass sie nach kurzer Zeit zwei Roben vor sich liegen hatte. Die Unterstoff-Robe zog sie selbst an und die Robe, an der das Seil befestigt war, gab sie ihrer Tochter. Bherains Kleidung war verständlicherweise bei der Verwandlung an zahlreichen Stellen gerissen und nicht mehr zu gebrauchen.

Nachdem beide sich angekleidet und noch einmal einen abfälligen Blick auf den Ork geworfen hatten, gingen sie Hand in Hand in Richtung Lager.

Es dauerte nicht lange und einige Stammesbrüder und Schwestern wurden auf sie aufmerksam und gesellten sich zu ihnen.
Widuweard, ein stattlicher Mann und Führer des Stammes trat kurze Zeit darauf auf Grimmbrunn zu und stellte sie zur Rede.
"Hatte ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch nicht vom Lager entfernen?", waren seine ersten fordernden Worte.
"Doch, Widuweard, hattest du. Ich kann aber erstens ganz gut selbst auf mich aufpassen und Bherain nun auch.", konterte Grimmbrunn.

"Was soll das heißen, Bherain nun auch?", entgegnete Widuweard. Grimbrun seufzte, atmete tief ein und erzählte dann mit etwas leiserer Stimme,"Bherain hat ihren ersten Ork getötet", sie machte eine Pause,
"als Bär." Einen Moment war es still und dann sagte Widuweard nur "Oh". Erneut war Stille.

Die Stille dauerte allerdings nicht lange, Widuweard zeigte auf 3 Stammesbrüder und fügte dann hinzu "Ihr kümmert euch darum, dass Bherain sich gezielt in einen Bär verwandeln kann", zu Grimbrun gewandt "und du darum, dass sie erstens ihre Lektionen übt und dass sie sich auch jederzeit in einen Menschen zurückverwandeln kann. Ich will nicht, dass sie hier im Lager als Bär herum läuft."
"Ihr wisst ja, wo ihr üben könnt." Für ihn waren alle Worte gesprochen und er widmete sich wieder seiner Arbeit, die er vor dem Auftauchen der beiden ausgeübt hatte.

Einige der anderen blieben noch stehen und ließen sich berichten, was passiert war. Aber auch sie verließen die beiden einige Zeit später.

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Re: Bherain - Am Morgen des nächsten Tages

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Donnerstag 25. Juni 2015, 15:51

Als Bherain die Augen aufschlug, musste sie erst überlegen, was sie geweckt hatte. Doch nach einigen Momenten in diesem Stadium zwischen Wachen und Träumen fiel es ihr wieder ein. Heute würde sie zusammen mit Grimbarn, Beranor, Beren und ihrer Mutter üben, sich in einen Bär zu verwandeln.

Als sie sich wieder daran erinnerte, schlug sie hastig die grün gemusterte Decke ihres Bettes zurück, zog ihre Unterwäsche, den braunen Unterrock und ihre weiße Robe an, verschloss diese mit einem braunen Gürtel und wollte aus ihrem Zimmer stürmen. Dabei wäre sie beinahe über den rot karierten Läufer gestolpert, konnte sich aber noch gerade am Stuhl festhalten, der daraufhin mit einem lauten Poltern umfiel. Abends zuvor war sie wohl müde ins Bett gestiegen und hatte dabei versehentlich eine Falte in den Läufer geschlagen.

Sie glättete den Läufer und stellte den Stuhl richtig hin und drehte sich dann Richtung ihrer Zimmertür um, in deren Rahmen ihre Mutter stand.

"Bherain, was machst du mitten in der Nacht für einen Radau?", waren ihre vorwurfsvollen Worte.

Jetzt erst sah Bherain die Sterne, die am Himmel zu sehen waren. Der Vollmond hatte durch ihr Fenster geschienen und das Zimmer in ein scheinbar morgenliches Zwielicht getaucht, so dass Bherain gedacht hatte, es wäre bereits früher Morgen.

"Entschuldigung, ich dachte, es wäre schon Morgen." Seufzend zog sie sich wieder aus, legte ihre Sachen über den Stuhl und legte sich wieder ins Bett. Grimbrun deckte ihre Tochter zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Mama, ich bin fast volljährig!", entgegnete ihre Tochter. "Stimmt, Bhera, aber du wirst immer mein kleines Mädchen bleiben." sagte Grimbrun und schloss leise die Tür.

Als Bherain das nächste Mal erwachte, wurde sie von einem Sonnenstrahl an der Nase gekitzelt. Sie richtete sich auf, schlug die Decke zurück und warf einen misstrauischen Blick auf den Läufer und setze dann einen Fuß darauf. Der zweite Fuß folgte kurze Zeit später. Sie zog sich an und ging in die Küche.

In einer Ecke stand der Kamin, der als Herd verwendet wurde. In ihm knisterte ein Holzfeuer lustig vor sich hin. In einem Topf, der darüber gehängt war, dampfte süß duftende Honigmilch. Der Tisch, der am Fenster stand, war bereits fast fertig gedeckt. In einigen Schüsseln lagen Honigkuchen, getrocknetes Obst und Nüsse bereit, verspeist zu werden. Ihre Mutter stellte gerade noch eine Schüssel mit Haferflocken auf den Tisch und setzte sich dann hin.

Bherain nahm den Milchtopf vom Herd und stellte ihn auf ein Stück Kork auf dem Tisch. Mit einer Holzkelle füllte sie sich Milch in ihren Teller. Haferflocken, einige Nüsse und getrocknetes Brot landeten kurze Zeit später auch darin.

Sogleich fing sie an zu essen.

"Bherain, heute ist dein erster Übungstag. Freust du dich schon darauf?", unterbrach Grimbrun das Essen ihrer Tochter.

"Mama, *schmatz* ich esse gerade und du hast selbst gesagt, währ *schluck* end des Essens soll man nicht *kauend* reden.", erwiderte Bherain.

"Na gut, ich warte, bis du aufgegessen hast."

Schweigend nahmen nun beide ihr Frühstück ein und nach geraumer Zeit, der Tisch hatte sich schon merklich gelehrt, waren beide gesättigt.

"So, wie ist nun die Antwort auf meine Frage?", versuchte es Grimbrun erneut.

Bherain zögerte. "Wo ist Papa überhaupt?", fiel es ihr erst jetzt auf.

Grimbrun lächelte. Sie hatte wohl gemerkt, dass Bherain vom Thema abgelenkt hatte, antwortete dann aber doch bereitwillig, "Du weißt selbst, dass die Orks immer zahlreicher werden. Wenn es so weiter geht, können wir das Lager nicht länger halten und müssen weiter ziehen." Sie machte eine Pause.

"Dein Vater und einige andere sind ausgezogen, um einen neuen Platz für unser Lager aus zu kundschaften.", fügte sie dann hinzu. "Widuweard hat zwar erneut gejammert, dass dann noch weniger Wachen vorhanden seien, hat aber dann doch eingesehen, dass es das Beste für uns ist, wenn wir hier nicht länger verweilen. Wie konntest du den Ork überhaupt erledigen? Manch einer unserer Krieger tut sich schwer damit, Orks zur Strecke zu bringen."

"Mama, du hast selbst gesehen, dass das nur ein Orkjunge oder Mädchen war. Die kann man sowieso nicht voneinander unterscheiden. Und, wie ich schon erzählte, als ich Bär war, konnte ich den Bär kaum steuern. Er hat alles von alleine gemacht. Für ihn war es nur eine Beute, die halb so groß, wie er war und zudem noch unaufmerksam, weil die Beute fortwährend Richtung Lager schaute. Also ist der Bär auf seine Hinterpfoten gestiegen und über den Ork hergefallen." Sie schüttelte sich und zog die Nase kraus. "Wie hat der Ork gestunken und erst mal der Geschmack seines Blutes, igitt und bäh!"

Schnell greift sie zu der Kelle, füllt diese mit Milch und trinkt die Kelle komplett leer.

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Re: Bherain's Scham

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Freitag 26. Juni 2015, 15:15

"Auf, auf, junge Dame, Grimbarn, Beranor und Beren warten auf dich.", forderte Grimbrun ihre Tochter auf, während sie den Tisch abdeckte.

"Mama, muss ich wirklich mit ihnen üben? Wenn ich mich nun vom Bär in einen Menschen verwandele und nackt vor ihm stehe.", sichtlich verlegen druckste Bherain herum.

Bherains Mutter kicherte, "Du meinst bestimmt, Beren, den Jungen mit den weißen Haaren."

"Genau, woher weißt du", entgegnet Bherain überrascht.

"Als ob ich nicht längst gesehen hätte, wie du ihm häufiger schöne Augen machst und hinterher schaust. Erst kürzlich hast du ein Lied gedichtet, in dem sein Name vorkam."

Entrüstet erwidert Bherain, "Da ist gar nichts zwischen uns. Es ist nur... Er ist kaum älter als ich." Sie zögert. "Kann er sich etwa auch in einen Bären verwandeln?"

"Was denkst du? Widuweard hat die Erfahrensten von uns ausgewählt. Beren ist einer von ihnen. Er konnte sich schon als Baby in einen Bär verwandeln und hat daher einige Übung darin. Zudem kann er den Bären perfekt steuern und er ist einer unserer besten Späher. Du musst wissen, dass man als Bär die gleiche Haarfarbe hat, die man auch als Mensch hat. Aufgrund der hellen Haarfarbe von Beren fällt er als Bär im weißen Schnee nicht so auf.", erklärte Grimbrun ihrer Tochter.

"War er etwa der weiße Bär, der kürzlich durch das Lager und geradewegs in Widuweards Haus gelaufen ist?" Bherain schaut verblüfft. "Ich hatte mich schon gewundert, dass es deswegen kein Geschrei gab."

"Ja, genau." Bherains Mutter lächelt immer noch über die Scham ihrer Tochter. Erwachsen ist sie geworden, ihre Kleine. "Das war auch der Grund, warum dein Vater und die anderen ausgezogen sind. Beren hat wohl etwas entdeckt" Bherains Mutter wird etwas fordernder "und was ist mit den anderen beiden? Vor denen genierst du dich nicht, dich nackt zu zeigen?"

"Ach die sind doch alt. Da ist das was anderes." entgegnet Bherain.

"Meine junge Dame, Grimbarn ist im Alter von deinem Vater und Beranor in meinem Alter." Man hört die Entrüstung aus ihrer Stimme.

Bherain trotzt, "Bei euch ist das was anderes, ihr seid meine Eltern."

"Ah ja."

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Re: Bherain - Eins werden mit der Natur

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Donnerstag 2. Juli 2015, 10:22

Einige Zeit später, die Sonne hatte sich schon zur Hälfte dem Zenit genähert, erschien Bherain auf dem Hauptplatz der Siedlung, wo Grimbarn und Beranor auf sie warten. Grimbarn trägt eine flauschig braune Robe. Sie ähnelt schon fast einem Bärenfell, obwohl Bherain weiß, dass sie aus Schafswolle hergestellt ist. Die Robe wird in der Taille von einem Seil zusammen gehalten. Beranor trägt eine Robe aus grob gewebtem Stoff, die sehr weit geschnitten ist. Sein Gürtel besteht augenscheinlich aus geflochtenem Hanf. Beren kann Bherain nirgendwo sehen. Sie atmet erleichtert auf.

Grimbarn, ein bärtiger Mann im Alter von etwa 50 Sommern und sichtlich gereizt, spricht sie an: "Meine junge Dame, das nächste Mal, wenn wir wieder üben wollen, bist du aber rechtzeitiger da. Wir haben auch noch andere Dinge zu tun, als jungen Bären das Brummen beizubringen. Beren hatte noch einen anderen Auftrag zu erledigen und wird vielleicht später dazu kommen."

Nach kurzer Pause fährt er fort: "Dann erzähl erst einmal, wie dein erstes Mal war. Warum hast du dich verwandelt und wie ist es passiert?"

Bherain erzählt den beiden alles ganz genau. Sie fängt an bei der Stelle, wo sie zornig auf ihre Mutter war, ihr dann Krallen wuchsen und danach elendig langsam das Fell aus der Haut gewachsen ist. Als sie zu der Stelle mit dem Ork kommen will, wird sie von Beranor unterbrochen: "Hast du irgend wann einmal wie ein Bär gebrüllt?"

Sie überlegt. "Ja, als ich den Ork getötet hatte."

"Davor nicht?", kontert Beranor.

Bherain überlegt erneut und antwortet dann nach einem Zögern: "Nein. Ich habe noch nie wie ein Bär gebrüllt. Warum sollte ich auch?"

"Tja, vielleicht, weil du dich dann schneller in einen Bär verwandelt hättest.", antwortet diesmal Grimbarn, der mit seinem Bart und dem wuschigen braunen Haaren und der Robe wie ein Bär aussieht.

"Du musst wissen, Beorninger, die eins mit der Natur sind, können sich aus dem Stand heraus in einen Bären verwandeln. Sie verstehen die Natur und können ihre Schwingungen für sich selbst nutzen. Wenn du die Natur und ihre Laute kennst und sie zu nutzen weißt, dann wird es dir viel leichter fallen, dich in einen Bären zu verwandeln.", fügt Grimbarn dann erklärend hinzu.

"Schau einmal genau auf Beranor." Er nickt Beranor zu. Beranor lockert etwas seinen Gürtel, schließt die Augen, atmet mehrmals tief ein und aus und stößt dann ein bäriges Brüllen aus. Sofort spriessen überall die Bärenhaare aus Beranors Haut. Gleichzeitig erscheinen die Krallen und das Gesicht wird zu einem Bärengesicht. Er stößt ein weiteres Brüllen aus und vor ihr steht ein stattlicher Bär, der allerdings eine Robe übergeworfen hat, was recht lustig aussieht, weil die zuvor weitgeschnittene Robe für den Bär dann doch viel zu klein ist. Deshalb muss Bherain auch herzhaft lachen.

"Bherain, wenn du es besser kannst, dann nur zu.", unterbricht Beranor ihr Lachen. Genauso schnell, wie er sich in einen Bär verwandelt hat, hat er sich auch wieder zurück verwandelt und steht nun fordernd vor ihr.

Sie hört natürlich auch sofort auf zu Lachen, schluckt einmal und schnappt nach Luft.

"Also, wie war das, Augen schließen, tief ein- und aus atmen und Brüllen", denkt sie bei sich. "Das sollte kein Problem sein."

Sie schließt die Augen, atmet mehrmals ein und aus, wartet dann aber einige Zeit, weil sie vergessen hat, was nach dem Atmen kam. Als es ihr wieder einfällt, kommt zwar ein Brüllen aus ihrem Mund. Dieses ähnelt aber kaum einem Bärenbrüllen.

Ein paar Bärenhaare spriessen aus ihren Armen. Sie verschwinden aber fast sofort wieder.

Grimbarn seufzt: "Uff, da haben wir aber einiges zu tun."

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Re: Bherain - zwei Arten ein Bär zu werden

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Mittwoch 15. Juli 2015, 12:56

„Aber, als ich mich so tierisch über Mama geärgert habe, da ist es doch von alleine passiert.“, entgegnet Bherain trotzig.

„Du hast es auf den Punkt getroffen. Bestimmt hast du dich als Bär auch nur tierisch verhalten und hattest keine Kontrolle über ihn.“

„Stimmt, genau.“, antwortet Bherain nun kleinlaut.

„Es gibt zwei Arten sich als Beorninger in einen Bär zu verwandeln. Die erste Art erfolgt instinktiv, meistens dann, wenn man in Gefahr ist. Sie kann aber auch auftreten, wenn man sich über etwas sehr ärgert oder zornig auf etwas ist. Verwandelt man sich dann in einen Bär, dann kann man ihn meist nicht kontrollieren. Der Bär tut dann das, was ein Bär nun einmal tut. Sich verteidigen, jagen, fressen oder auch schlafen. Je nachdem, ob der Zorn lebensbedrohlich ist oder einfach nur menschlicher Natur. Für den Bär wäre es egal, ob du dich als Mensch über deine Mutter geärgert hättest. Wenn nicht zufällig der Ork zu nahe an das Lager gekommen wäre, dann wärst du vermutlich friedlich dort stehen geblieben, wo du dich in einen Bär verwandelt hast. In diese Art können sich die meisten Beorninger verwandeln, wenn sie sich überhaupt verwandeln können.“

Grimbarn hält inne und Beranor beendet die Erklärung statt seiner: „Die andere Art sich in einen Bär zu verwandeln ist nur dann möglich, wenn man dem Ruf der Wildnis folgt. Du konzentrierst dich und streckst die Fühler nach der Natur rund um dich herum aus, tastest nach den Schwingungen, die von jedem Tier, jeder Pflanze ausgehen und machst dir das Wissen darüber zu Nutze. Das Schließen der Augen kann dabei hilfreich sein. Ich versuche mich in solchen Momenten daran zu erinnern, wie es war, als ich das erste Mal ein Bär war, welche Geräusche und Gerüche und Empfindungen ich hatte. Je besser es dir gelingt, sich in den Bär hinein zu versetzen, umso mehr wirst du Eins mit ihm. Deine Mutter behauptet sogar, dass es gar kein Eins werden ist. Der Bär ist immer da, auch wenn du Mensch bist und du kannst seine Erfahrung und Fähigkeiten auch als Mensch nutzen. Im Prinzip hat sie auch Recht. Ich kann als Mensch zum Beispiel verstehen, was die Tiere miteinander sprechen. Sie kann sogar mit ihnen sprechen. Ich kann es dagegen nur, wenn ich ein Bär bin. Aber das stört mich nicht, da ich mich ja jederzeit in einen Bär verwandeln kann.“

Nach kurzem Zögern fährt er fort: „Obwohl es schon praktisch ist, einen Adler befragen zu können, ob Orks um das Lager streifen oder das Kalb zu befragen, warum es unentwegt muht. Als Bär hätte ich Schwierigkeiten mit einem Adler oder Kalb zu reden.“

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Re: Bherain - Übung macht den Meister

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Donnerstag 30. Juli 2015, 21:32

Grimbarn, Beranor und Bherain üben das Brüllen und anschließende Verwandeln noch dutzende Male.

"Schau, Grimbrun, wie gut Bherain sich schon verwandeln kann.", sagt Grimbarn zufrieden, als er ihre Mutter mit einem Korb voller Obst und einigen Küchlein den Übungsplatz betreten sieht und nickt Bherain auffordernd zu.

Bherain atmet tief durch und stößt ein markerschütterndes Brüllen aus. Eine Krähe, die sich zuvor auf einem nahen Baum niedergelassen hatte, fliegt zeternd davon. Wie schon zuvor beginnt aus Bherains Handflächen ein Bärenfell zu wachsen, welches sich dann über die Arme und Schultern und von dort über den ganzen Körper verteilt. Nach wenigen Augenblicken steht Bherain als Bär vor ihrer Mutter.

Grimbrun bemerkt, dass Bherain nun ebenfalls eine weite Robe wie Grimbarn trägt, die die Verwandlung ermöglicht, ohne sich entkleiden zu müssen.

"Sehr schön, könnte zwar noch etwas schneller gehen. Aber für den Anfang ganz gut.", sagt Grimbrun anerkennend.

Noch als Bär schnappt sich Bherain einen Apfel aus dem Korb und verschlingt diesen brummend. Als die anderen ebenfalls in den Korb greifen, verwandelt sich Bherain zurück. Bherain will gerade in den zweiten Apfel beißen, als sie stirnrunzelnd und misstrauisch den Apfel anschaut.

"Oh, entschuldige, Liebes. Die habe ich wohl übersehen.", sagt Grimbrun und nimmt Bherain den Apfel aus der Hand. Zu Grimbarn gewand: "Leihst du mir mal dein Messer."

Nachdem Grimbarn ihr das Messer gegeben hat, schneidet Grimbrun den Apfel vorsichtig auf und zum Vorschein kommt eine kleine Made, die Grimbrun auf das Blatt des nahen Baumes ablegt. "Ich werde jetzt zwar Ärger mit unserem Bienenstock bekommen. Aber, muss ja nicht sein, dass du eine Wespe zusammen mit deinem Apfel isst.", sagt sie und gibt Grimbarn das Messer zurück.

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Re: Bherain - Ein halber Bär ist auch ein Bär

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Samstag 1. August 2015, 12:27

Frisch gestärkt beginnt das Üben erneut. "Diesmal", sagt Beranor, "üben wir das schnelle zurück verwandeln. Versuche dich in einen Bär zu verwandeln, aber sobald du spürst, dass die Verwandlung einsetzt, verwandelst du dich sofort zurück."

Bherain runzelt die Stirn und sagt skeptisch: "Wozu soll das gut sein?"

"Das wirst du noch früh genug schmerzhaft erfahren. Aber habe Geduld. Es ist ungemein wichtig, dass du sehr wohl unterscheiden kannst, ob du dich vom Mensch zum Bär verwandeln möchtest oder du dich vom Mensch zum, nennen wir ihn mal halben Bär, verwandeln möchtest.", erklärt Beranor.

Gesagt, getan. Bherain atmet tief durch, stößt ein Brüllen aus und leitet die Verwandlung ein. Sobald sie spürt, dass die Verwandlung eintritt, ihr linker Arm ist schon komplett mit Fell bedeckt, leitet sie die Rückverwandlung ein.

"Nein, nein. Viel zu langsam. ", tadelt Beranor sie. "Du musst schneller sein und versuche mal die Verwandlung am ganzen Körper gleichmäßig vonstatten gehen zu lassen. Du konzentrierst dich zu sehr auf eine Seite."

Bherain seufzt. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass Bär sein so anstrengend ist. Aber sie versucht es erneut und konzentriert sich erneut und leitet die Verwandlung nach einem Brüllen ein, versucht diese aber am ganzen Körper gleichzeitig vonstatten gehen zu lassen. So leidlich klappt es auch, nur der Kopf bleibt von der Verwandlung ausgenommen.

"Schon besser", lobt Beranor auch sofort. "Aber warte, mir fällt da etwas ein. Komm mal mit in die Sonne. Hier im Schatten kann ich es dir nicht erklären." Beranor geht aus dem Schatten des Baumes, unter dem die Gruppe gestanden hat, zur Mitte des Übungsplatzes und stellt sich in die warme Mittagssonne.

"So, nun stell dich in die Sonne und fühle ihre Wärme. Wenn du vorne ganz aufgewärmt bist, dann dreh dich herum und wärme auch deinen Rücken." Nachdem Bherain Beranors Anweisungen gefolgt ist und sich von allen Seiten angewärmt hat, fährt er fort: "Spürst du die allseitige Wärme?" Als Bherain nickt, erklärt er weiter: "Jetzt konzentriere dich erneut und lass überall da, wo Wärme ist, den Bär erscheinen. Denk dabei zugleich an eine heiße Tasse Milch, die du gerade eben getrunken hast."

Bherain wird bei dem Gedanken daran noch viel wärmer und die Verwandlung gelingt ihr auch sofort überall gleichzeitig. Sogar im Gesicht erscheint ein Bärenfell zur gleichen Zeit, zu der es auch aus den Händen und Füßen erscheint. Sie hat sich jedoch so in die Wärme verliebt, dass sie vergisst sich zurück zu verwandeln und kurze Zeit später steht sie als vollständiger Bär vor Beranor.

Nun ist es an Beranor zu seufzen: "Tja, da müssen wir dich dann wohl danach in einen Eissee werfen,"

Kaum hat Beranor das ausgesprochen, erschrickt Bherain und verwandelt sich auch sogleich zurück in einen Menschen.

"Schön, das hat funktioniert. Nun bitte also noch einmal beides zusammen. Beim Umwandeln zum Bär denkst du an die Wärme um dich herum und sobald du die Umwandlung merkst, versuchst du die Wärme durch Kälte zu ersetzen.", erklärt Beranor lächelnd.

Erneut sieht man Bherains konzentrierte Miene. Das Bärenfell erscheint kurze Zeit darauf und verschwindet sofort wieder. Zurück bleibt eine Bherain mit einer zur Gänsehaut aufgestellten Haut.
Sie schüttelt sich ein wenig und ergänzt: "Man war das kalt. Ich habe an den Bergsee gedacht, in den ich letztens gefallen bin, als ich Blumen für Mama gepflückt habe und dabei am Berghang abgerutscht bin."

"Das freut mich. Nun zur Abwechslung einmal wieder das vollständige Verwandeln. Denk an die Wärme und halte sie fest in und auf dir."

Man spürt förmlich, wie Bherain die Wärme der Sonnenstrahlen in sich aufsaugt und sie im ganzen Körper verteilt. Das Einatmen, Brüllen und anschließende Verwandeln geht so schnell vonstatten, wie sie es den ganzen Tag noch nicht geschafft hat.

Und wieder stellt Beranor ihr die Aufgabe: "Nun wieder zum Bär verwandeln und sogleich zurück zum Mensch."

Auch diese Aufgabe klappt sehr gut. Kaum ist das Bärenfell erschienen, verschwindet es auch sogleich wieder. Die Übungen werden noch ein paar Mal wiederholt, dann meint Beranor: "Genug für heute. Du machst dich sehr gut. Ich bin überaus zufrieden mit deinen Fortschritten. Morgen geht es dann an die angekündigte Fortsetzung."

Als Bherain später dann im Bett liegt, kann sie nicht einschlafen, weil ihre Gedanken immer wieder zu Beranors Ausspruch "Das wirst du noch früh genug schmerzhaft erfahren" wandern. Deshalb ruft sie ihre Mutter: "Mama, was meinte Beranor damit, dass ich es noch schmerzhaft erfahren werde, als ich mich nicht schnell genug vom Mensch zum Bär und wieder zurück verwandelt habe?"

"Moment, Liebes. Ich komme."

Kurze Zeit später sitzt Grimbrun auf Bherains Bettkante und erklärt: "Wir Bären haben eine Besonderheit. Verletzt du dich als Mensch und verwandelst dich in einen Bären, dann ist die Verletzung in den meisten Fällen verschwunden, weil dein Bär nichts von der Verletzung weiß. Er kennt nur seine Substanz, so wie sie vollständig ist. Wenn du verstehst, was ich meine. Das verletzte Körperteil muss jedoch während der Umwandlung geheilt werden und das passiert, ähnlich wie bei einem Fieber dadurch, dass deine Körpertemperatur an der Stelle ansteigt und du auch ferner die üblichen Fieberschmerzen bekommst. Es fühlt sich, je nach Größe der Verletzung an, als ob du das verletzte Körperteil in kochendes Wasser tauchst. Aber keine Angst. das Gefühl hält nur so lange an, wie die Heilung benötigt. Zudem kommt hinzu, wenn du fehlende Körperteile ersetzen musst..."

Bherain unterbricht ihre Mutter: "Was? Das geht auch?"

"Ja, in gewissen Maßen geht das auch. Also, wo war ich. Ach ja, wenn du fehlende Körperteile ersetzen musst, dann benötigt der Körper natürlich dafür zusätzliche Energie. Diese wird aus deinen Fettpölsterchen entnommen, die jeder Mensch bei guter Ernährung anlegt. Das Umwandeln der Energiereserven in Körperteile dauert natürlich auch ein bisschen Zeit und ist mitunter schmerzhaft, wenn es schnell gehen muss. Aber glaub mir, du wirst diese Fähigkeit noch lieben lernen, auch wenn sie anfangs sehr schmerzhaft ist." Nach einer Pause fügt sie hinzu: "Naja, eigentlich ist und bleibt sie dein ganzes Leben lang schmerzhaft. Nur später gewöhnt man sich daran. Du musst auch wissen, dass dem ganzen Grenzen gesetzt sind. Wenn du mager bist, kannst du nicht, wenn du einen Arm verlierst, ihn wieder vollständig ersetzen. Werde also nicht übermütig. Aber das werden dir morgen alles Beranor und Grimbarn erklären."

"Ach, noch etwas. Du wirst wohl noch etwas länger auf Beren verzichten müssen. Seine Rückkehr verzögert sich." fügt Grimbrun hinzu, gibt ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und schließt leise die Tür. Bherain denkt noch einige Zeit über die Worte ihrer Mutter nach und dann ereilen sie einige Träume von wild herum tollenden Bären.

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Bhrain
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Re: Bherain - eine schmerzhafte Erfahrung

Ungelesener Beitragvon Bhrain » Samstag 1. August 2015, 22:53

Der Morgen findet Bherain in ihrem Bett schlafend vor. Dies kann er sich natürlich nicht nehmen lassen und kitzelt Bherain mit einigen Sonnenstrahlen an der Nasenspitze.

"Hatschieee", erschallt es aus ihrem Schlafzimmer.

"Guten Morgen, Liebes. Du kannst gleich frühstücken kommen. Der Tisch ist bereits gedeckt.", hört man ihre Mutter aus der Küche rufen.

Kurz darauf erscheint Bherain, noch ziemlich müde aussehend, in der Küche. Sie trägt heute ein mit Blumen besticktes Kleid. "Mamaaaa, seit wann gibt es Lembas und Weidenrindentee zum Frühstück?", sagt Bherain klagend und zugleich fragend, als sie einen Blick auf den Tisch gerichtet hat.

"Bherain, heute ist eine Ausnahme. Das Stück Lembas ist für dich, weil du heute viel Energie für die Übungen benötigst.", erklärt Grimbrun ihrer Tochter und fährt dann fort: "Wie ich dir gestern schon erzählt habe, benötigt man, wenn man sich heilen möchte, zusätzliche Energie und die musst du nicht unbedingt von deinem ohnehin schlanken Mädchenkörper aufwenden. Also wirst du vorab ein bisschen Lembas essen. Unsere Honigkuchen sind zwar nahrhaft, aber nicht so sehr, wie das Lembas der Elben und den Tee trinkst du vorbeugend gegen die auftretenden Schmerzen."

Schweigend und nachdenklich isst sie ihr Frühstück und trinkt den Tee. Um den bitteren Geschmack aus dem Mund zu bekommen, trinkt sie zwei Becher Honigmilch hinterher. Als sie mit dem Frühstück fertig ist, sagt ihre Mutter: "Ich komme heute mit. Ich möchte sicher gehen, dass dir auch nichts passiert." Sie steht auf und füllt den restlichen Tee in einen Krug und greift ausserdem zu einem Beutel in dem sich weitere Weidenrindenstücke befinden. "Ich glaube, die Roben brauchen wir heute nicht. Heute ist es ziemlich warm draußen."

"Was wird mich heute erwarten", denkt Bherain, während beide nachdenklich zum Übungsplatz gehen.

Am Übungsplatz angekommen warten bereits, wie gestern, Grimbarn und Beranor auf sie. Neben den beiden sieht Bherain ein Lagerfeuer, über dem an 3 Stöcken ein Eimer mit Wasser befestigt ist, dessen Wasser bereits zu dampfen anfängt. Etwas abseits des Feuers sieht sie einen weiteren Eimer in dem sich Schnee befindet.

Beranor sieht Bherains Stirnrunzeln und sagt: "Ich bin extra auf den Berg gestiegen, um Schnee für unsere Übungen zu holen. Wir wollen ja schließlich nicht schwitzen." Verschmitzt lächelnd schaut er zum Wassereimer über dem Feuer.

Grimbarn räuspert sich und sagt ernst: "Guten Morgen, ihr zwei. Ich sehe schon, deine Mutter hat Angst um dich. Sie sollte aber am besten wissen, dass dir nichts passieren kann. Schließlich hast du gestern bewiesen, dass du dich jederzeit in einen Bären verwandeln kannst."

"Das sagst du, aber du kennst Bherain nicht. Nicht immer hört sie auf uns und macht das, was wir sagen.", entgegnet Grimbrun.

Grimbarn beginnt: "Also, ich erkläre mal, wie es heute in etwa abläuft. Wir werden uns und dir absichtlich Verletzungen zufügen und uns dann kurz in einen Bär und wieder zurück verwandeln. Während der Umwandlung wird die Verletzung von selbst geheilt. Das ist zwar etwas schmerzhaft, je nach Verletzung. Aber daran musst du dich gewöhnen. Es ist schließlich extrem wichtig, um zu überleben."

"Beranor fängt an. Schau genau hin, Bherain.", fährt Grimbarn mit der Erklärung fort.

Beranor nimmt ein Messer und ritzt sich in den Finger. Ein paar Tropfen Blut erscheinen und tropfen auf den Boden. Er atmet ein, stößt ein Brüllen aus. Man sieht kaum die Bärenhaare auf seiner Haut, da verschwinden sie auch schon wieder und zusammen mit ihnen ist der Schnitt im Finger verschwunden.

Nun greift Grimbarn zum Messer und macht einen größeren Schnitt auf seinem Arm. Auch hier sieht man Blut daraus hervor quellen. Er atmet tief ein, stößt ein Brüllen aus. Die Bärenhaare erscheinen und verschwinden sogleich wieder, Wie auch zuvor verschwindet der Schnitt im Arm ebenfalls. Zurück bleibt das trocknende Blut auf seinem Arm welches er mit einem feuchten Tuch abwischt. Man sieht jedoch, wie Grimbarn vor Schmerz ein Auge zusammen kneift.

Zu Bherain gewandt sagt Grimbarn: "Du fängst bitte, wie Beranor, mit einem kleinen Ritz im Finger an. Aber zuvor machst du bitte eine Trockenübung. Also verwandele dich in einen Bär und sofort wieder zurück. Danach ritzt du deinen Finger an und verwandelst dich in einen Bär und ebenfalls wieder zurück. Denk wieder an die Wärme und die Kälte beim Verwandeln. Falls du eine Hilfe dabei brauchst, geh zum dampfenden Wasser oder zum Eimer mit Schnee."

Bherain atmet mehrmals tief ein und aus. Konzentriert sich dann und stößt ein Brüllen aus. Wie bei den beiden anderen sprießen ihr Bärenhaare aus der Haut, die fast genauso schnell wie bei Grimbarn wieder verschwinden.

Grimbarn nickt anerkennend und fügt hinzu: "Nun, das Gleiche mit Ritz."

Bherain schaut skeptisch auf das von Grimbarn gereichte Messer, ritzt aber dann doch ihren Finger an. Sekundenlang verfolgt sie die Blutstropfen, die immer wieder aus ihrem Finger auf den Sandboden tropfen.

"Bhera, Liebes", mahnt ihre Mutter.

Bherain erinnert sich und stößt ein Brüllen aus. Sobald Haare auf ihrer Haut erscheinen, leitet sie die Rückverwandlung ein. Der Ritz hatte ja schon weh getan. Was nun aber folgt, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie spürt eine Hitze, die scheinbar von Ritz ausgeht, der auch sofort verschwindet. Pustend versucht sie diese zu vertreiben, was ihr auch zu gelingen scheint.

"Vergiss es, Bherain. Diese Hitze ist zum größten Teil seelischer Natur. Sie erscheint dir nur so, als ob sie dort wäre, wo du dich verletzt hast.", erklärt Grimbarn.

Nach einer Pause fügt er hinzu: "Bevor wir zu Größerem wechseln, möchte ich dich noch einmal bitten, dir die Wärme und Kälte an den beiden Eimern in Erinnerung zu rufen. Nur wenn du dich schnell vom Mensch zum Bär und wieder zurück verwandelst, kannst du dich auch effektiv heilen. Verwandelst du dich zu langsam, kann es passieren, dass du die Verletzung mit hinüber nimmst."

Bherain geht zum Eimer mit dem Wasser und hält ihre Hände in den Dampf. Nach kurzer Zeit geht sie zum Eimer mit dem Schnee und taucht ihre Hände in das eisige Wasser. Dann geht sie zurück zu Beranor, Grimbarn und ihrer Mutter.

"Ok, ich bin bereit.", sagt sie mir zaghafter Stimme.

Grimbarn reicht ihr erneut sein Messer und fügt dann hinzu: "Bitte mache, wie gerade eben, erst eine Trockenübung und dann schneide dich erst in den Arm."

Bherain atmet ein und beim Ausatmen stößt sie das Brüllen aus. Die Haare erscheinen und verschwinden sogleich wieder. Das Gleiche wiederholt sie, nachdem sie einen Schnitt auf ihrem Arm gemacht hat. Diesmal zögert sie nicht so lange. Dafür tut der Schnitt auch zu sehr weh. Sie leitet die Verwandlung ein und sofort wieder aus. Sie denkt schon, sie hätte es geschafft, da überkommt sie eine allumfassende Hitze. Die Hitze ist nicht nur im Arm. Sie hat das Gefühl, als ob ihr ganzes Blut kocht. Vor Überraschung hört sie auf zu atmen. Kurze Zeit später fällt sie ohnmächtig um. Ihre Mutter kann sie gerade eben noch auffangen. Zu Grimbarn gewandt: "Bring mir mal bitte den Eimer mit dem Eiswasser."

Als sie diesen erhalten hat, nimmt sie ein Tuch und taucht dieses in das Eiswasser und benetzt damit die Stirn und die Arme ihrer Tochter. Kurze Zeit später schlägt Bherain stöhnend die Augen auf. Grimbrun steckt ihr etwas Weidenrinde in den Mund und sagt: "Kau ein wenig darauf herum. Dann geht es dir gleich besser."

Bherain atmet hörbar ein und aus. Das Atmen wird ruhiger, je länger sie auf der Rinde herum kaut. Nach einiger Zeit spukt sie diese jedoch angewidert aus.

"Ich dachte nicht, dass es so heftig ausfallen würde.", sagt sie kleinlaut und fügt dann hinzu: "Darf ich es noch einmal probieren?"

"Ja sicher, darum üben wir ja heute.", antwortet Grimbarn. Grimbrun setzt an: "Muss das sein?"

"Ja, es muss. Du weißt genau, wie wichtig diese Lektion für Bherain ist."

Grimbarn nickt Bherain aufmunternd zu.

Bherain hebt das Messer vom Boden auf, säubert es im kochenden Wasser und trocknet es dann an ihrem Kleid ab, wartet einige Zeit, bis es abgekühlt ist und setzt dann erneut zu einem Schnitt im Arm an. Kaum hat sie den Schnitt gemacht, brüllt sie auch schon los, verwandelt sich und leitet die Rückverwandlung ein. Diesmal vergisst sie nicht zu atmen und verteilt die Hitzewelle, die durch ihren Körper brandet, durch gleichmäßiges Atmen im ganzen Körper. Wie bei Grimbarn sieht man bei ihr ebenfalls, wie sie leicht schmerzverzerrt die Augen zusammen kneift.

"Weidenrinde?", fragt ihre Mutter. "Nein, danke. Es geht schon wieder.", erwidert Bherain darauf hin.


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