Wie Milli ihrem Tantchen Bettulia in Liebesangelegenheiten half

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Millefolia
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Wie Milli ihrem Tantchen Bettulia in Liebesangelegenheiten half

Ungelesener Beitragvon Millefolia » Donnerstag 22. September 2016, 23:46

Bettulia legte die Pilzbürste zur Seite und tupfte sich mit ihrem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Endlich waren die Steinpilze für den Eintopf vorbereitet und das restliche Gemüse lag schon geschnitten daneben. Und wieder einmal musste sie sich eingestehen, dass sie mit jedem Jahr ein bisschen langsamer wurde. Ihre Nichte, die ihren Besuch für den heutigen Tag angemeldet hatte, konnte jeden Moment vor der Tür stehen und der Eintopf war ja noch nicht mal im Ansatz fertig zu nennen! Dabei wollte sie Millefolia überraschen, die sich doch immer so für den Pilzeintopf begeisterte! „Da hilft alles nichts! Ich hab ja noch Gebäck da, falls das Mädchen hungrig kommt.“, versicherte sich die Hobbitdame laut selbst, während sie das hartkochende Gemüse in den Topf warf.
„Du weißt, dass ich immer hungrig komme, Tantchen! Es lohnt sich.“, kam die unerwartete Antwort aus dem Flur des Smials. „Huch!“ Fast wäre ihr der Holzlöffel in die Brühe gefallen vor Schreck! Doch schnell hatte sie die Fassung zurückgewonnen und machte Anstalten ihrer Nichte entgegenzueilen, die schon grinsend im Türrahmen stand.
„Wenn das nicht meine kleine Beere ist. Aber was sag ich da! Du bist ja jetzt schon eine richtige Dame, meine Güte! Lass dich umarmen!“, plapperte Bettulia und noch bevor sie den Satz beendet hatte, zog sie Milli in ihre Arme.
„Oh Tantchen! Wie habe ich dich vermisst! Die Tür stand offen. Ich wollte dich nicht erschrecken.“, erwiderte Milli. Die Hausherrin schüttelte den Kopf und wies auf die Sitzbank neben dem Ofen: „Kein Problem meine Liebe. Ich habe gerade gelüftet. Setz dich doch erst einmal hin und ich bringe dir Tee und ein Plunderstück. Und sag bitte nicht immer Tantchen zu mir!“ „Wieso denn?“ „Weil ich mich dann alt fühle.“ „Aber Tantchen … Du bist alt.“, bemerkte die junge Hobbitfrau, während sie sich auf der Bank niederließ.
Die Tante seufzte und reichte ihrer Nichte das versprochene Gebäck. Danach machte sie sich an das Aufbrühen des Tees und bekannte leise: „Da hast du wohl recht mein Kind. Was nicht bedeutet, dass ich deine freche Art gutheiße.“, und etwas lauter, „Nun erzähl aber erst mal: Wieso hat es dich, nach so langer Zeit, mal wieder zu mir verschlagen?“
In der freundlich gestellten Frage lag ein bitterer Unterton und Milli blickte schuldbewusst auf ihre Füße herab: „Ich weiß, dass ich lange nicht hier war Tantche... Tante Betti, aber ich hatte so viel zu tun im Südviertel. Du weißt ja, dass ich mich dort als Hebamme niederlassen will. Außerdem... hab ich dir ja geschrieben... dass ich Pif kennengelernt habe... also Piflo Platschfuß... und naja jetzt sind wir zusammen irgendwie...“ Gespannt über die Reaktion der Tante hob sie den Kopf, nur um festzustellen, dass diese bereits wieder am Feuer stand und in ihrem Eintopf rührte.
Als sich Bettulia umwandte, war jedoch kein Funken Ärger mehr in ihrem Gesicht und sie schmunzelte. „Wie schön für dich! Du musst ihn mal mitbringen. Aber bitte nachdem er deine Eltern getroffen hat. Deine Mutter wird mir sonst nie verzeihen, dass ich die erste war, die ihn zu Gesicht bekommen hat. Würdest du dir deinen Tee nehmen, bitte.“
Nickend stand Milli auf und holte sich die dampfende Tasse ab. „Du könntest aber auch selbst mal zu Besuch kommen. Und dann besuchen wir noch andere von meinen Freunden. Zum Beispiel.... Faro. Oder Verwandte von ihm, wer weiß...“, schlug sie vor und schaute schelmisch über den Tassenrand.
Die alte Dame drehte sich nun vollends um, zog spielerisch die Augenbrauen hoch und stemmte die Hände in die Hüften: „Millefolia. Wieso sollte ich die Verwandten eines Freundes von dir belästigen, den ich nicht einmal kenne. Da steckt doch was dahinter. Sag nicht du bist auch noch mit Faro zusammen!? Der arme Piflo...“ Ein übertrieben besorgter Ausdruck trat auf Bettulias Gesicht.
„NEIN Tantchen! Wie...wie kannst du nur so etwas denken!! Das würde ich niemals tun“, stotterte Milli mit hochrotem Kopf, „Es geht gar nicht um Faro, sondern um seinen Vater Frarbras Birnhaag!“
Der Raum wurde erfüllt von dem lauten, gutmütigen Lachen der Tante, dass schon so lange nicht mehr in dem Haus ertönt war, denn was gibt es schon zu lachen, wenn man alleine lebt. Sie ging auf ihre verdutzte Nichte zu, reichte ihr ein Tuch, um den verschütteten Tee aufzuwischen und entgegnete: „Ich weiß doch! Wie schnell man euch junge Leute aus der Fassung bringen kann. Damit musst du wohl leben, solange du mich Tantchen nennst. Nun erzähl: Was ist mit diesem Herrn Birnhaag?“
„Tja...also...“, fing Milli an, „Herr Birnhaag möchte sich gerne mal mit dir treffen. Auf einen leckeren Hagebuttentee, hat er gemeint. … Hmm ja, und außerdem war er ganz begeistert davon, dass du gut singen kannst. Das hab ich so nebenbei einfließen lassen ins Gespräch.“
Bettulia, die sich mittlerweile auf die Bank hatte sinken lassen, war bei jedem Wort weiter zusammengesackt. In ihren Augen spiegelte sich Müdigkeit und sie rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Setz dich zu mir meine kleine Beere.“, sagte sie und klopfte neben sich auf die Bank, „Weißt du: Ich freue mich über deine Bemühungen. Aber meinst du wirklich, dass ich noch in dem Alter bin um eine Beziehung zu beginnen? Und selbst, wenn dieser Herr Birnhaag etwas an mir fände, so würde ich ihn doch sicher bald langweilen. Ich finde auch nicht, dass ich eine außergewöhnliche Singstimme habe und ich habe ja auch gar nichts, was ich auf ein Treffen mit einem ehrenwerten Hobbit anziehen könnte, und...“
Doch ehe sie zu Ende reden konnte sprang Milli wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Halt! Nein! Das sind doch nur faule Ausreden, Tantchen! Du willst dir nicht eingestehen, dass du einsam bist... und guck mich jetzt nicht so böse an... wenn du dich weiter in deinem Stübchen hier versteckst, hast du dir den Titel des alten Tantchens wirklich verdient. Ich habe mich so gefreut, dass jetzt eine Möglichkeit für dich da ist endlich glücklich zu werden.“, dabei füllten sich ihre Augen mit Tränen und es glich fast einem Flehen, als sie sagte: „Bitte versuch es! Lass dir die Chance nicht entgehen! Das schlimmste, was passieren kann ist, dass ihr nur Freunde werdet!“ Daraufhin umarmten sich Tante und Nichte.
„Tuf mir weit, dass ich fo waut geworden bin.“, nuschelte Milli in Bettulias Halstuch. „Ist schon gut“, meinte diese, „du hast ja recht. Oh wie unglaublich recht du hast meine kleine, schlaue Beere. Und ich alte Kratzbürste habe dir Kopfzerbrechen bereitet. Ich werde mich so bald wie möglich mit Herrn Birnhaag treffen. Was kann es schon schaden. Hier! Nimm dir ein Taschentuch und dann gibt es jetzt erst einmal eine große Schüssel Pilzeintopf.“ Sie sagte es und richtete die Mahlzeit an.
Milli hatte sich indessen beruhigt: „Den esse ich am aller liebsten bei dir.“ „Ich weiß. Deshalb habe ich ihn gemacht. Sag mal muss ich noch irgendetwas beachten, wenn ich Herrn Birnhaag treffe? Außer dass ich womöglich noch ein paar Stimmübungen machen muss, wie es aussieht?“
Mit einem Mund voll Eintopf fing Millefolia zu grübeln an. Sie schluckte den Mund voll hinunter und antwortete: „Naja er hat gesagt, dass er keine Frauen mag, die einen an der Klatsche haben.“
„Das könnte durchaus ein Problem sein.“ meinte ihre Tante und lächelte.

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