Narcia schreibt an eine Freundin

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
Narcia
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Narcia schreibt an eine Freundin

Ungelesener Beitragvon Narcia » Freitag 21. August 2015, 23:20

Liebe Freundin,

ich bin jetzt schon wieder einige Wochen zurück von meiner Reise. Zuerst habe ich bei meinen Eltern in Lützenbinge gewohnt. In Michelbinge habe ich Andinas wiedergesehen, und über ihn habe ich neue Leute kennen gelernt.
Im Auenland ist viel los. Ich war beim Stammtisch zum Efeubusch, den ich von früher her kenne. Da gibt es gutes Essen und gute Musik und eine Gruppe von uns Kleinen Leuten, die sich dort regelmäßig treffen. Die Grenzer treffen sich immer Mittwochs abends zur Sprechstunde, und es ist immer mal wieder das eine oder andere los, auch im so friedlichen Auenland. Auch sonst sind die Grenzer sehr präsent bei Festen und Konzerten.
Es gibt auch einen Angeltreff, freitags. Da ich schon immer gern geangelt habe, freut mich das sehr. Die Aufgabe bei meiner ersten Teilnahme war zwar etwas seltsam, wir sollten den Sumpf hinter dem Brandyschloss von Müll säubern. Du kannst Dir denken wie schwierig es ist, mit einem Angelhaken gezielt rostige Dolche und Unkraut zu fischen. Aber ansonsten werden wohl Fische geangelt, und es gibt auch immer kleine Angelspiele.

Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wieviele Musikkapellen es gibt! Jede Woche spielt mindestens eine Kapelle in Bree oder im Auenland. Es gibt viele musikbegeisterte Hobbits, aber die Musik zieht auch Elben und Menschen zu den Konzerten. Und Zwerge.
Die Ered Luin sind ja nicht weit weg, und über Nadelhohl kamen immer wieder Zwerge ins Auenland. So hat sich eine regelrechte Freundschaft entwickelt mit einer Gruppe von Zwergen, die sich Durins Faust nennen. Es gibt sogar eine Musikgruppe von Zwergen Frauen! Ja, da wird einem nicht langweilig.

Ich habe mir ein kleines Smial im Südviertel des Auenlands gekauft und mein Haus in Bree aufgegeben. Ich dachte, so kann ich mein neues Leben im Auenland besser beginnen. Aber die Familie hat natürlich immer noch Ansprüche an mich, ich bin ja noch nicht volljährig.
Wie sind die Hobbits, die ich kennengelernt habe, wirst Du Dich fragen? Natürlich lernt man in so kurzer Zeit niemanden wirklich gut kennen, aber es gibt einige, mit denen ich mich zumindest ein wenig angefreundet habe. Dann gibt es einige, die ich bei fast jedem Konzert treffe. Sie tanzen gern und ich bin auch schon von einigen zum tanzen aufgefordert worden. Sonst tanz ich auch gern einfach so nach Laune und höre der Musik zu. Ja, es hat sich auch schon jemand etwas näher für mich interessiert, aber ich bin noch viel zu jung, um jetzt schon an eine feste Verbindung zu denken. Ich kenne hier auch noch viel zu wenige auch nur annähernd gut genug um zu wissen, mit wem und wie ich denn mein Leben zusammen leben will. Ich habe schon einige Hobbits zu mir nach Hause eingeladen, um sie näher kennen zu lernen, aber bisher hatte ich noch keinen Besuch. Ich muß auch sagen, so oft bin ich nicht zu Hause anzutreffen. Vorm Adler und Kind hatte ich ein nettes Gespräch mit einer Hobbitfrau, die bereits verlobt ist. So einfach ist das auch nicht, wie sie erzählte.

Am kommenden Sonntag leite ich im Rahmen des Verbunds zum hobbitischen Brauchtum eine Kräuterwanderung. Ich bin mal gespannt wie viele sich dafür interessieren und dann auch Zeit haben. Ein paar Interessierte haben schon zu- andere abgesagt. Ich freu mich auf den Spaziergang durch Michelbinge und Umgebung und darauf, anderen etwas von meinem Wissen weitergeben zu können. Immerhin hat nicht jeder so eine Mutter oder Großmutter, von der man so etwas lernen kann, wie mir eine Hobbitfrau in einem Gespräch bedauernd erzählte.
Ich überlege auch, ob ich in einer Musikgruppe mitspielen soll. Es gibt da eine, die Grünfinken, die ab und an bei Veranstaltungen spielen. Ich weiß nicht ob ich gut genug Musik mache, um bei ihnen mitzuspielen, aber fragen kann ich ja mal. Nur hab ich den Herrn Kapellmeister noch nicht getroffen.

Im nächsten Brief werde ich Dir mehr übers Auenland und seine Bewohner erzählen.

Alles Liebe
Deine Narcia


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Narcia
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Re: Narcia schreibt an eine Freundin

Ungelesener Beitragvon Narcia » Freitag 9. Oktober 2015, 02:36

Liebe Freundin,

es ist schon eine Weile her dass ich geschrieben habe. Hier ist so viel los dass ich dauernd beschäftigt bin und kaum zum schreiben komme. Aber heute muß ich Dir etwas erzählen, denn Du bist meine allerbeste Freundin.
Es war im August bei der Eröffnung des neuen Michelbinger Gartens, als ich einen jungen Hobbit kennen lernte. Er tanzte mit mir und kam mir dann plötzlich sehr nah und wollte glaub ich meine Hand fassen, aber ich bin ihm aussgewichen. Ich kannte ihn ja noch gar nicht, nur ein paar Tänze lang. Er hat so ein bisschen geschmunzelt. Ich hab ihn dann gefragt, ob er das bei jeder Hobbitfrau so mache, aber er sagte nein, auf keinen Fall. Er sagte mir irgendwas Schmeichelndes, sehr ernst. Ich hab ihm gesagt er wäre ein Schmeichler. Da haben wir glaub ich drüber gelacht, ich weiß nicht mehr. Wir haben noch ein paar Mal getanzt und mehr war nicht.
Beim Konzert der Frischen Brise, das ist ein Musikensemble, auf der Methelbühne, das war kurz danach, kam ich an und war müde. Er hat mich zum tanzen aufgefordert, aber ich wollte noch ausruhen und Musik hören und hab abgelehnt. Und ich wollte nicht dass er wieder aufdringlich wird. Dann kam ein anderer sehr netter Hobbit und fragte mich, und mit ihm hab ich dann eine Weile getanzt. Der andere ist dann gegangen, und ich dachte noch hoffentlich ist er nicht beleidigt. Danach hab ich ihn erst bei Fartaphias Eröffnung gesehen. Fartaphia ist eine neue, ganz besondere Grenzer Veranstaltung. Er hat mit einem guten Bekannten gescherzt und gelacht, mich aber nicht angeguckt.
Bei der Dachbesichtigung des Smials vom Stammtisch Efeubusch hab ich ihn mit einer Frau gesehen, aber nur kurz.
Hier begegnen einem ständig dieselben Leute, und mit der Zeit hab ich einige ganz gut kennengelernt, und ich mag auch einige wirklich sehr. Und auch dieser Hobbit, von dem ich Dir schreibe, begegnete mir ein paar Mal. Mir ging es gut und ich hab ihn dann irgendwann mal begrüßt als er mir entgegenkam und ihn einfach aus einer Laune heraus gefragt, ob er nicht mit mir tanzen will, denn ich find es blöd wenn man sich mal kennen gelernt hat, aber sich aus dem Weg geht. Das hat ihn wohl gefreut und wir haben ein paar Mal getanzt.
Beim Konzert der Frischen Brise auf der Festwiese in Hobbingen haben wir fast nur zusammen getanzt. Dabei haben wir uns unterhalten, und er meinte dass er mich gern mag. Und er erzählte, wie sehr ihn das gekränkt hätte, dass ich auf dem Konzert an der Methelbühne nicht mit ihm, aber mit einem anderen getanzt hatte. Und auch, dass er gehört hätte, ich möge aufdringliche Hobbits nicht. Ich hab ihm gesagt dass ich ihn auch in anderer Begleitung gesehen habe, aber er meinte, sie wäre nicht lange da gewesen. Und ich hab ihm gesagt, dass nicht immer der richtige Moment zum tanzen da ist. Es klang sehr ... nun, wie soll ich sagen. Ich hatte den Eindruck er wäre ein anständiger Hobbit und dass er mich wirklich gern mag. Er schien mir auch irgendwie sehr eigen zu sein, aber es sind ja nicht alle Hobbits gleich.
Dann war das Abschlußkonzert der Frischen Brise in Bree. Ich kam mit einem befreundeten Hobbit dort an und dieser Hobbit, von dem ich schreibe, tanzte mit einer anderen Hobbitfrau. Ich hab ihn gefragt, ob er sie mir nicht vorstellen mag und er stellte sie mir als erfahrene Ponyrennen-Reiterin vor. Ich hab dann mit Faro getanzt, und später kam Beuno und wir haben uns noch unterhalten. Aber dieser eine Hobbit wollte an dem Tag nicht mit mir tanzen.
Meine Schwester Meli hat ihn dann ein paar Tage später im Efeubusch gesehen und fand ihn ganz toll, aber sie findet alle Musikanten toll. Da ist er irgendwann gegangen und sie meinte, er hätte irgendwas von mir gemurmelt.
Dann war ein paar Tage später der Keilermarkt in Bree und ich habe zum ersten Mal Kräuter und Salben meiner Mutter verkauft. Er hat mir geholfen und mir Saft ausgegeben, den er dabei hatte. Wir haben viel gelacht. Dann haben wir auch noch getanzt. Es war schön dass er da war, wo ich doch noch nicht so viele Freunde habe und mit dem Verkaufen noch alles neu für mich war.
Wieder ein paar Tage später war das erste Fartaphia im Adler und Kind in Michelbinge. Er kam erst spät, und ich habe mich gefreut. Wir haben etwas geplaudert und auch getanzt, und beim tanzen hat er dann irgendwann den Arm um mich gelegt und ich fand es schön. Als ich gehen wollte und ich mich von zwei befreundeten Hobbits verabschiedete und er zu meiner Begleitung Kumpel sagte, fuhr seine Freundin plötzlich auf: "Was, der?!" Sie wollte mir aber nicht sagen, was los ist. Ich habe meine Begleitung dann gefragt, was da wäre, und er sagte, er könne sich nicht erinnern, weil er sich vor einer Weile sehr den Kopf gestoßen hätte und nicht mehr alles weiss. Ich sagte ihm, dass das hoffentlich nichts schlimmes gewesen sei, was er da vergessen hatte, aber er meinte, es könne schon sein.
Weißt Du, hier kennt jeder jeden, oder fast, und ich kenne sie alle halt nicht so gut weil ich so lange weg war. Von ihm weiß ich eigentlich gar nichts, außer dass er Musik macht. Ich weiß nicht wo er her kommt, warum er Stiefel trägt, wer seine Eltern sind, also gar nichts. Zwei Hobbits die ich kenne kennen ihn auch, aber der eine nicht so gut und mit dem anderen habe ich nicht über ihn gesprochen.
Das ging mir so durch den Kopf als ich heute zum Efeubusch ritt und ich nahm mir vor, ihn deswegen zu fragen, wenn er da sein sollte. Denn ich möchte mich auf keinen Fall mit jemandem näher einlassen, vom dem ich gar nichts weiß. Das kann böse enden, dachte ich mir, und ich habe vor mir hier ein schönes Leben aufzubauen.
Ich kam im Efeubusch an und der Hobbit, über den ich schreibe, sang auf der Bühne. Ich hab ihm zugewunken und ein Bier bestellt. Dann hab ich einen bekannten älteren Herrn begrüßt, und der meinte irgendwas Anzügliches von wegen Knutschen, worauf ich ihn zur Ordnung gerufen habe. Darauf sagte er: "Guck, er singt für Dich" oder so was und lief in Richtung Bühne. Ich bin hinter ihm her und da stand der Hobbit und hat ein Lied über mich gesungen, wie verliebt er in mich sei oder so was, ich weiß es gar nicht mehr. Mitten im Efeubusch auf der Bühne, wo es jeder hören konnte! Ich war fassungslos. Wie konnte jemand sowas öffentlich singen, ohne mich zu fragen, ohne mir irgendetwas vorher anzudeuten? Und noch dazu jemand, von dem ich gar nichts weiß? Ich wäre am liebsten im Boden versunken, aber das geht ja nicht. Da bin ich in Tränen ausgebrochen und rausgegangen.
Ein paar Freunde waren gleich da und haben gefragt was los sei und mich getröstet, und der unglückliche Sänger ist wohl kurz darauf gegangen. Ich habe mich dann noch mit ein paar befreundeten Hobbits unterhalten, und da habe ich ein paar nicht sehr nette Sachen über eben diesen Hobbit erfahren, wie er früher war, und dass er nicht ehrlich war Frauen gegenüber. Alle waren sehr lieb zu mir.
Jetzt frag ich Dich, meine liebe Freundin, was denkst Du über ihn? Mag er mich ehrlich oder nicht? Und wenn er früher schlimme Sachen gemacht hat, hat er sich wohl geändert oder nicht? Soll ich ihm vertrauen, obwohl ich ihn gar nicht wirklich kenne? Woher weiß ich, ob er zu mir ehrlich ist? Und vor allem, ist er ein anständiger Hobbit?
Gar nicht so einfach, nicht wahr? Ach, meine liebe Freundin, wärst Du nur hier und könntest mir mit deinem Rat und deiner Freundschaft zur Seite stehen. Mir wäre so viel wohler. Ich hoffe Du schreibst mir bald.

Alles Liebe von deiner
Narcia

Narcia
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Re: Narcia schreibt an eine Freundin

Ungelesener Beitragvon Narcia » Sonntag 11. Oktober 2015, 01:06

Liebe Freundin,

danke für deine schnelle Antwort. Der Postschnelldienst hat sich wirklich gut entwickelt, und Dir muss ein Vogel den Brief weiter zugetragen haben.

Was ich denn eigentlich wolle, fragst Du mich? Nun, ich möchte heiraten, in ein paar Jahren, wenn ich volljährig bin. Aber wahrscheinlich meinst Du, was ich denn in Bezug auf diesen jungen Hobbit möchte. Nun ja, es war nett jemanden zum tanzen zu haben und zum scherzen, aber da war er ja nicht der einizige.

Du schreibst, dass ich sein Verhalten schon ziemlich am Anfang der ganzen Geschichte blöd fand, nämlich nachdem er mich nicht mehr anschaute, nachdem ich nicht mit ihm getanzt hatte. (Was für ein Satz!) Ja, Du hast recht, und jetzt wo Du mich darauf aufmerksam machst frage ich mich, warum ich das nicht eher gemerkt habe. Er ist einfach gegangen, wo es nicht so lief wie er es sich dachte. Anstatt dass er mich später nochmal gefragt oder mich einfach so angesprochen hat, hat er mich eingfach links liegen lassen. Und das, wo er doch sagte, wie toll er mich fände. Du hast recht, ein wirklich seltsames Verhalten.

Und ich war es, die dieses seltsame Verhalten beendete, indem ich ihn fragte, ob er mit mir tanzen mag. Und jetzt ist er wieder einfach fortgegangen, ohne mich zu fragen, warum ich weine. Er hat es meinen Freunden überlassen, mich zu trösten. Was könnte ich in Zukunft von ihm erwarten? Es wären doch immer andere, die die Risse kitten müssten.

Er hat mir einen Brief geschrieben, er wolle sich mit mir allein treffen, ohne dass andere dabei sind und zuhören können. Aber ich mag nicht mehr. Er hat mich einmal zu oft allein gelassen, und nun klingt es so als wären andere Schuld, als könnten nur er und ich alles regeln.

Du hast recht, ich habe mich zu etwas hinreißen lassen. Ich sollte das nächste Mal besser hinschauen, wer sich um mich bemüht. Und wenn ich jemanden öfter in Begleitung unterschiedlicher Damen sehe sollte ich vorsichtig sein und mich nicht mit dem Satz abspeisen lassen, dass ich ja auch in anderer männlicher Begleitung zu sehen gewesen bin, denn das ist keine Erklärung. Und von so einem Gerede, wie gekränkt jemand ist lass ich mich auch nicht mehr einwickeln.
Und wenn das nächste Mal jemand meine Hand halten will nach einem Tanz bekommt er eine Ohrfeige!

Meine liebe Freundin, alles war noch so neu als ich wieder im Auenland war. Ich glaube, deshalb war ich so froh, dass sich jemand näher für mich interessierte. Aber ich werde denselben Fehler nicht noch einmal machen. Du hast zwar keine meiner Fragen beantwortet, aber Du hast die richtigen gestellt! Dafür danke ich Dir von ganzem Herzen! Wenn Du mich das nächste Mal besuchen kommst backe ich Dir einen ganz großen Apfelkuchen aus den Äpfeln von dem Baum neben meinem Haus.

Alles Liebe von deiner
Narcia


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