ÜberFlügge - Endlich Umzug ins eigene Heim

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Catly
Herbstwald-Echo
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ÜberFlügge - Endlich Umzug ins eigene Heim

Ungelesener Beitragvon Catly » Sonntag 5. Juli 2015, 02:16

Catly erwachte als ein Sonnenstrahl sie an der Nase kitzelte.
Sie setzte sich verschlafen auf und hielt inne. Irgendetwas wirres hatte sie geträumt, doch je fester sie versuchte sich zu erinnern, desto verschwommener wurde das Bild. Von draußen war ein Rumpeln und Schnaufen zu hören. Ihr Schwippschwageronkel Merrimac schien schon fleißig zu sein.
Hastig sprang sie aus dem Bett, stolperte über den Klamottenhaufen neben ihrem Bett und taumelte zur Waschschüssel. Ein müdes Gesicht umrahmt von einem Meer aus roten, wuscheligen Locken blickte ihr aus dem Spiegel entgegen. Vor nicht all zu langer Zeit war sie bei diesem Anblick noch erschrocken zurückgezuckt und hatte sich jedes Mal gefragt, weshalb ihr dieses Gesicht so gar nicht vertraut vorkam. Doch daran hatte sie sich nach einigen Wochen gewöhnt.
Nun klatschte sie sich nur schnell etwas kaltes Wasser ins Gesicht und fuhr mit ihren Fingern eilig durch das zerzauste Haar. Dann griff sie sich eines der alten Arbeitshemden ihres Vaters aus dem Schrank und zog eine zerknitterte Hose aus dem Kleiderberg am Boden.
Fertig angekleidet ging sie schnurstracks an der Küche vorbei, zur offenen Vordertür hinaus, durch die die Sonne herein schien.
Vor dem Smial pfiff Schwippschwageronkel Merrimac vergnügt vor sich hin, während er Kisten und Möbelstücke auf einen mittelgroßen Karren stapelte.
"Guten Morgen Onkel Merrimac", sagte Catly und gähnte. "Du hättest mich doch ruhig wecken können, um dir zu helfen."
"Ach iwo", brummte dieser. "Es gibt noch genug für dich zu tun und einen Hobbit soll man nicht aus seinen Träumen reißen, das bringt Pech."
"Außer fürs Frühstück", erwiderte Catly grinsend. "Ganz genau", lachte Merrimac und streckte sich ächzend. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn und schob seine Nichte zurück ins Smial. "Zeit fürs Frühstück."
Der Küchentisch war beladen mit den feinsten Herrlichkeiten, von denen ein Hobbitmagen nur träumen konnte. Schüsseln voller Pudding, Türme aus belegten Broten und stapelweise Würstchen und cremeverzierte Törtchen nahmen fast den ganzen Tisch ein. Am Rand passten gerade noch drei Teller hin, die ihrerseits schon gefüllt waren mit wunderbar duftendem gebratenem Speck und Spiegeleiern.
"Da hat sich deine Mutter aber selbst übertroffen", bemerkte Merrimac entzückt und setzte sich sogleich vor einen der Teller.
Grudwendin Bitterklee war schon immer eine gute Köchin gewesen, doch seit dem Tod ihres Mannes Percival Roselli hatte sie ihr Handwerk sogar noch verbessert, da sie fortan das Smial ihres Schwippschwagers nicht mehr verlassen hatte und rund um die Uhr putzte und schrubbte und backte und kochte.
Catly stand unschlüssig in er Küche, während Merrimac schon genüsslich zu schmausen begann. Dann wandte sie sich um und ging durch den Flur in Richtung Badezimmer, von wo aus man geschäftiges Werkeln vernehmen konnte. Sachte öffnete Catly die Tür und blickte in hinein. Kniend hockte ihr Mutter am Boden und wienerte jede erreichbare Oberfläche mit einem Scheuerlumpen. Catly beobachtete sie kurz, dann räusperte sie sich laut.
Grudwendin unterbrach ihre Arbeit kurz, setzte sich auf und fasste sich ins Kreuz, dann strich sie sich eine grau-braune Strähne, die sich aus dem Haarknoten gelöst hatte, aus dem Gesicht und sagte leise, ohne ihre Tochter anzusehen: "Das Frühstück steht in der Küche bereit. Beeil dich, sonst wird es noch kalt."
Seufzend trat Catly zurück, schloss die Badezimmertür und kehrte kopfschüttelnd in die Küche zurück, wo Merrimac gerade mampfend erneut seinen Teller füllte.
Verstimmt spießte Catly drei Würstchen auf ihre Gabel und tunkte sie einen Topf Himbeermarmelade, woraufhin Merrimac sich verschluckte und nach einem kurzen Hustenanfall angewidert die Stirn runzelte. Die junge Hobbitdame ignorierte ihn jedoch und steckte sich die Würstchen trotzig und ohne eine Miene zu verziehen in den Mund. Seit ihrem Gedächtnisverlust hatte sie angefangen experimentierfreudig zu sein was das Essen betraf, da sie danach nicht einmal mehr gewusst hatte, welche Speisen sie immer gerne gegessen hatte.
Nach diesem ausgiebigen ersten Frühstück packten Onkel und Nichte einige Reste als Proviant zusammen und kehrten zum Pferdekarren zurück, wo sich Merrimac zufrieden ein Pfeifchen anzündete. "Scho", nuschelte er mit der Pfeife im Mundwinkel. "Jetscht brauchen wir nur noch ein schtarkesch Pony, dasch unsch den Karren zschieht...Am beschten du läufscht runter zschum Schtallmeischter. Schag ihm der alte Merri schickt dich." Catly nickte und wollte schon loslaufen als ihr siedendheiß ihre Klamotten einfielen, die sich teilweise am Boden ihres Zimmer verstreut oder noch immer im Schrank hängend befanden. "Du grüne Güte!," rief sie. "Ich hab noch was vergessen!" Dann stürmte sie ins Smial. "Diesche Catly," brummte Merrimac und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen den Karren. "Wasch die allesch vergischt..." Nach wenigen Minuten kam Catly vollbeladen wieder aus dem Smial getaumelt und nachdem sie ihre Kleidung auf den Karren geworfen hatte, lief sie eilig den sanften Hügel hinunter zu Stallmeister Andreas Stollen, welchen sie recht herzlich von ihrem Schwippschwageronkel Merrimac grüßte. Dieser schickte sie mit ebenfalls freundlichen Grüßen und einer gutmütigen Ackergaul-Stute zu ihrem Onkel zurück, der nun zusammen mit Catlys Mutter Grudwendin vor dem Smial wartete.
Merrimac nahm Catly die Zügel aus der Hand als diese sich anschickte das Pony am Karren zu befestigen und nickte in Richtung Grudwendin, die völlig verloren auf der Türschwelle stand und an einem Stofftuch herumnestelte. Catly trat auf sie zu und fragte hoffnungsvoll: "Wirst du uns begleiten?" Grudwendin blickte traurig auf ihre Zehen und schüttelte den Kopf. Dann, bevor ihre Tochter noch etwas sagen konnte, machte sie einen Schritt nach vorn und schlang ihre Arme feste um Catly.
"Meine geliebte kleine Tochter", schniefte sie. "Nun verliere ich dich auch noch!" Catly strich sanft über ihre bebenden Schultern und erwiderte mit Nachdruck: "Das stimmt doch gar nicht, Mutter. Ich gehe doch nicht weit weg, nur auf die andere Seite des Hügels und jenseits der Rennstrecke. Und sobald es dir wieder gut geht, kommst du nach." Die Hobbitmutter nickte schluchzend. Sie wusste, dass ihre Schwiegereltern sich gefreut hätten, wenn sie noch miterlebt hätten, wie ihre einzige Enkelin in deren Smial zog. In Merrimacs Heim war es wirklich immer etwas beengt gewesen, da dieser ewige Eigenbrötler sich einst ein feines aber kleines, für ihn und seine Ansprüche ausreichendes, Zuhause gebaut hatte, das bei drei Bewohnern schon sehr an seine Grenzen stieß. Doch was war, wenn ihre kleine Tochter plötzlich wieder etwas vergaß? Wenn sie ganz allein war und niemand dort war, der sie beruhigen und ihr helfen konnte? Grudwendin schluckte schwer, dann sah sie ihrer rotlockigen Tochter in die Augen, strich ihr über die Wange und sagte: "Aber dass du mich ja oft genug besuchst." Sie zwang sich zu einem Lächeln und schob Catly zum Karren, auf dem Merrimac vorne schon Platz genommen hatte und eine fröhliche Melodie pfiff. Catly umarmte ihre Mutter noch einmal und versprach lächelnd: "Ich werde ganz oft vorbei kommen." Dann kletterte sie auf den Pferdekarren und setzte sich neben ihren Onkel. Dieser schnalzte laut mit der Zunge, woraufhin die alte Stute sich gemächlich in Bewegung setzte. Über das Holpern der Räder hinweg hörte Catly Grudwendin noch rufen: "Nimm dich vor Fremden in Acht! Und berichte mir, ob deine Nachbarn nett sind!" Catly erwiderte lachend: "Mutter! Ich bin eine Grenzerrekrutin! Ich kann schon auf mich aufpassen. Aber ich werde dir alles über meine Nachbarn erzählen, wenn ich dich das nächste Mal besuche. Versprooochen!" Dann war das Smial mitsamt ihrer Mutter aus ihrem Sichtfeld verschwunden und sie drehte sich wieder nach vorne.
"Das muss man dir lassen", brummte Merrimac anerkennend. "Du bist wirklich eine mutige kleine Roselli, dass du einfach so den Grenzern beigetreten bist."
Catly grinste stolz und beobachtete wie die Landschaft langsam an ihnen vorbeischaukelte. Es war ein herrlicher, warmer Tag. Die Vögel zwitscherten und eine laue Brise wehte Catly durch das Haar. Das stetige Ruckeln des Karrens und das Knarren der Räder wirkten beruhigend auf sie und im Nu war sie mit den Gedanken ganz woanders.
Sie saß mit ihrem geliebten Vater im Wald auf einem moosigen Baumstamm. Sie aßen belegte Brote und wetteiferten darum, wer am schnellsten die verschiedenen Vogelstimmen richtig zuordnen konnte. Immer wieder bat Catly ihn, noch einmal den Auerhahn nach zu machen, denn Percival war sehr begabt darin, Tierstimmen zu immitieren.
Das war eine sehr glückliche, unbeschwerte Zeit gewesen, in der Vater und Tochter sehr oft zusammen durch den Wald hinter dem Smial gewandert waren, Pilze gesammelt hatten und er ihr alles über die verschiedenen Tiere und Pflanzen erzählt hatte, was er gewusst hatte.
Und dann war plötzlich alles anders gewesen. Er war einfach weg gewesen, der Einzige, an den sie sich nach ihrem Gedächtnisverlust noch hatte erinnern können.
Wo sie jetzt wohl wäre, wenn dieser Erdrutsch nie passiert wäre? Ihre Eltern würden sicherlich noch mit ihr in ihrem Smial bei dem Wald wohnen..Sie konnte sich nicht erinnern, wo genau es gestanden hatte.. oder vielleicht war es dort noch immer. Verwuchert und halb eingestürzt irgendwo, ein Stück abseits des Weges...
"Brrrr!" Catly schreckte aus ihren Gedanken hoch. Sie befanden sich direkt vor dem Tor des Viertels, in dem sie von nun an leben würde. In einem eigenen Smial...
Ei-gen-en...Sie kostete das Wort aus und fühlte eine Vorfreude in sich aufsteigen. Der Karren setzte sich wieder in Gang und Merrimac nickte dem Grenzer, der ihnen das Tor geöffnet hatte und sie nun freundlich durchwinkte, dankend zu und auch Catly drehte sich noch einmal um und winkte ihm fröhlich.
Aufgeregt schaute Catly sich um und versuchte so viele Eindrücke wie möglich in sich aufzunehmen. Es war gar nicht so viel anders als Michelbinge, nur etwas belebter und weniger Läden und Stände. Merrimac lenkte den Karren sofort nach rechts und sie folgten dem Weg an unzähligen Smials vorbei. Das ein oder andere Paar neugieriger Augen richtete sich auf die beiden fremden Hobbits, die da laut holpernd vorbei fuhren.
Als der Weg eine Biegung nach links machte, konnte Catly einen Teich oder einen Fluss ausmachen, der von wispernden Bäumen umgeben war. Ein herrlicher Ort zum Angeln, schoss es ihr durch den Kopf und sofort fühlte sie sich schon ganz heimelig.
Vor der nächsten Biegung machte Merrimac halt, schaute kurz mit belustigt blitzenden Augen zu der zappeligen Catly hinab und deutete dann nach vorne.
"Willkommen in deinem neuen Heim", sagte er feierlich und lachte als er seine Nicht so völlig aus dem Häuschen vom Karren springen und auf das neue Smial zu rennen sah. Vorsichtig lenkte er die Stute den Weg hinauf und stellte den Pferdekarren neben der Eingangtür ab. Dann folgte er Catly hinein, die glücklich summend schon die einzelnen Zimmer begutachtete.
Sie brauchten den ganzen restlichen Tag, um alle Möbel vom Karren zu heben und im Smial abzustellen. Als das Gefährt endlich leer war und die Sonne schon tief am Horizont stand, packten sie halb verhungert ihren Proviant aus, zumindest was davon nicht schon unterwegs verspeist worden war, und vesperten ihn genüsslich, während sie nebeneinander auf der obersten Stufe der Treppe vor dem Smial hockten und über die grünen Hügel und die goldenen Felder blickten.
"So..",brummte Merrimac, nachdem er den letzten Bissen verputzt hatte und sich die Krümel von der Hose klopfte. "Wenn ich vor der Dunkelheit zurück sein will, muss ich mich jetzt sputen. Und nur ein unkluger Hobbit reist nachts, außerdem wird sich Andreas um seine Stute sorgen, wenn ich sie ihm nicht rechtzeitig wieder bringe."
"Du kommst hier zurecht?", fragte er mit einem kurzen skeptischen Blick auf Catly. Diese schaute ihn tadelnd an und sagte mit erhobenem Zeigefinger: "Ich bin kein Tween mehr und ich werde weder jemand Fremdes einladen, noch mit einem mitgehen und schon gar nicht irgendwo hin reisen, wo ich mich nicht auskenne."
Merrimac lachte und zwinkerte ihr zu, dann sprang er auf den Pferdekarren und verschwand winkend und den Weg entlang holpernd.
Catly nahm einen tiefen Atemzug und blickte sich zufrieden um. Ihr nächster Nachbar schien etwas unterhalb von ihrem Smial zu wohnen. Bestimmt würde sie dem oder denen schon bald über den Weg laufen. Vielleicht sollte sie ein paar Törtchen als Kennenlerngeschenk backen, überlegte sie. In ihrer eigenen Küche, ihres eigenen Smials. Catly jauchzte überglücklich und sprang die Stufen zur Tür hinauf, in ihr neues Heim und einen neuen Lebensabschnitt.
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Ungelesener Beitragvon Catly » Dienstag 27. Oktober 2015, 20:07

Spät abends erreichte Catly das Smial ihres Schwippschwageronkels. Sie war ziemlich außer Puste, da sie den Weg nach Michelbinge zu Fuß zurückgelegt hatte. Es war ein schöner Tag gewesen. Catly hatte sich mit einigen Anderen zum Angeln getroffen und die Sonne hatte geschienen, während immer wieder ein paar Libellen über die Wasseroberfläche geflogen waren.

Zu ihrem Erstaunen stand Onkel Merrimac vor der Tür. Schon von weitem winkte Catly ihm zu und als sie in Hörweite war, rief sie: "Hallo Onkel Merrimac! Du bist ja noch wach!" Er nickte ihr freundlich zu, nahm seine Pfeife aus dem Mundwinkel und erwiderte: "Für ein Pfeifchen ist immer die rechte Zeit. Aber was machst du denn hier zu so später Stunde?" Catly erzählte ihm von dem Angeltreffen und fügte hinzu, dass sie dringend mit ihrer Mutter sprechen wolle. Merrimac lauschte Catlys Geschichte, zog nochmal genüsslich an seiner Pfeife und klopfte sie anschließend aus. Während er sie in seine Hosentasche gleiten ließ, sagte er kopfschüttelnd zu seiner Nichte: "Deine Mutter schläft schon. Warum kommst du nicht herein, legst deine Sachen ab..." Dabei schielte er auf den matschigen Saum ihres Kleides. "Und schläfst erst mal. Morgen kannst du dich dann in Ruhe mit ihr unterhalten." Mit diesen Worten schob er sie sanft zur Tür hinein und fügte schmunzelnd hinzu: "Wozu die Eile? Pah, die Jugend von heute…"

Am nächsten Morgen wachte Catly früh auf und ging sogleich in die Küche, um nachzusehen, ob Grudwendin schon wach war. Doch die Küche war völlig leer. Ihre Mutter musste sie vor dem zu Bett gehen noch geputzt haben, denn kein Krümelchen war zu sehen. Unschlüssig verharrte Catly auf der Türschwelle und lauschte in die Stille hinein.
„Was machst du denn hier? Und auch noch so früh“, ertönte es plötzlich hinter ihr, sodass sie jäh zusammenzuckte. Grudwendin stand hinter ihr und musterte sie misstrauisch. „Ich muss dringend mit dir reden, Mama“, sprudelte Catly los. „Ich bin gestern Abend schon angekommen und ich habe mir nämlich so einige Gedanken gemacht, weil-…“ „Nun lass uns doch erst mal frühstücken“, unterbrach Grudwendin sie und schob sich an Catly vorbei.

Während die Mutter das Frühstück bereitete, erzählte Catly ihr aufgebracht von einem Herr Busch..oder Baumbusch.. oder Fuchsbau und einem Hobbit aus Wegscheid und wie beide Personen sie offenbar für eine gebürtige Wegscheiderin gehalten hatten aufgrund ihrer Kleidung. Grudwendin fiel auf, dass sich ihre Tochter viel schlechter an die Namen der Hobbits erinnern konnte, je mehr sie sich aufregte. Sie sagte dazu jedoch nichts und lauschte weiterhin aufmerksam den Ausführungen ihrer Tochter, während sie zugleich am Herd hantierte. Catly beschrieb eine äußerst hitzige Diskussion, die sie mit diesem Herrn Bimbu Fuchsbau geführt hatte und bei der Catly eingewilligt hatte, an dessen Benimmunterricht teilzunehmen.

An dieser Stelle unterbrach Grudwendin ihre Tochter, indem sie ihr einen großen Teller mit Spiegelei und Speck vor die Nase hielt. Gemeinsam aßen sie schweigend, doch sobald Catly ihren Teller geleert hatte, wollte sie schon weiter reden, aber ihre Mutter bedeutete ihr zu schweigen und sagte ihrerseits: „Nun meine Liebe, das sind ja ungeheuerliche Dinge, die dir da passiert sind.“ Sie hob den Zeigefinger. „Das darfst du nicht so stehen lassen…Ich muss gleich ins Dorf. Heute ist Markttag. Können wir danach weiterreden? Oder magst du mich vielleicht begleiten?“ Catly blinzelte kurz überrascht, dass ihre Mutter nach so langer Zeit wieder bereit war, aus dem Smial und sogar zum Markt zu gehen, fasste sich aber wieder und schüttelte den Kopf. „Ich habe dir das alles erzählt, weil ich dich um etwas bitten möchte.“ Sie griff sich an die Hüfte und holte ihren kleinen Beutel hervor, den sie klimpernd auf den Tisch legte. Dann blickte Catly ihre Mutter bittend an und fragte: „Kannst du mir vom Markt etwas Stoff mitbringen?..Schönen Stoff? Für diesen Schnöselkurs brauche ich etwas Besseres als da hier.“ Betrübt blickte sie an sich herab und kratzte etwas getrockneten Matsch vom Saum. Grudwendin runzelte die Stirn. „Willst du mir etwa sagen, dass du kein sauberes Kleid besitzt?“ Sie schnappte empört nach Luft, doch Catly antwortete eilig: „Doch! Nein.. also..Ich habe saubere Kleider. Natürlich. Aber die meisten sind schon etwas…gebraucht und für diesen Kurs möchte ich ein Hübsches.. ein Schickes, das nicht nach Wegscheid aussieht.“ Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten bei dem Gedanken an diese peinigenden Gespräche mit den zwei Hobbits. Grudwendin nickte verstehend. „Ach, da gibt es aber eine viel bessere Möglichkeit, mein Schätzchen. Denn ich weiß ja nicht, ob dich jemand gelehrt hat zu schneidern und du weißt, dass ich es nur recht mäßig kann. Aber es gibt da einen sehr schönen Laden mit den besten Stoffen und..naja auch etwas erschwinglicheren. Kennst du den Grünen Faden?“

Erzürnt sprang Catly auf. „Genau den meine ich! Dieser schreckliche Dings mit seinem schrecklichen grünen Laden!“ Ihre Mutter zog die Augenbrauen hoch und schüttelte besorgt den Kopf. „Willst du mir etwa sagen, du hast dich mit einem der Buchsbaums angelegt? Was machst du denn für Sachen! Das sind sehr ehrbare Leute und-.. Jaa hochnäsig sind sie“, lenkte sie ein als sie den Blick ihrer Tochter bemerkte. „Nun gut. Ich werde sehen, was ich tun kann. Einen schönen Stoff also, vielleicht auch ein eleganteres Schnittmuster..“ Während Grudwendin ihren Einkaufskorb aus dem Küchenschrank holte, überlegte sie weiter. „Wo habe ich denn nur mein besseres Garn hin getan? Das habe ich ja lange nicht mehr gebraucht. Meine Liebe, ich werde mein Bestes versuchen“, dabei blickte sie Catly ernst an, „aber ich kann dir natürlich kein Buchsbaum-Kleid zaubern. Das muss dir klar sein.“ Catly jubelte und umarmte ihre Mutter stürmisch.
„Tausend Dank, Mama! Das wird bestimmt toll. Wie lange wird das dauern?“ Grudwendin zuckte mit den Schultern. „Solange es halt dauert. Der Haushalt darf nicht vernachlässigt werden und nur aus der Ruhe wächst ein starkes Pflänzchen. Bis wann brauchst du es denn?“ Daraufhin zuckte Catly mit den Schultern. „Bis zum Schnöselku-..“ Ihre Mutter schnalzte tadelnd mit der Zunge und murmelte Kopf schüttelnd: „Also, ich muss diesem Herrn fast schon Recht geben. So ein Unterricht wird dir sicher nicht schaden.“ Mit diesen Worten band sie sich ein geblümtes Kopftuch um und verließ das Smial. Catly folgte ihr vor die Tür und rief ihr noch eilig hinterher: „Aber dass du mir blooooß keinen grünen Stoff holst, Mama! Bitte! Alles nur nichts Grünes!“

Dann holte sie ihren Bogen von drinnen und sprang über den Gartenzaun ins Dickicht, wo sie mit dem Pfeil im Anschlag und in Gedanken an wunderschöne ‚ungrüne‘ Kleider schon bald die Fährte eines Keilers aufnahm.
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