Kartentee
Verfasst: Mittwoch 4. Mai 2022, 13:12
Beteiligte sind dabei:
Meldë - auf Besuch fern von Zuhause, geschrieben von Meldë (Name jetzt angepasst an den frischen Forenaccount)
Maeronmorn - auf Besuch in der alten Heimat, geschrieben von Celandril
Ein prachtvoller Herbsttag neigt sich in Imladris dem Ende zu. Die steilen, bewaldeten Hänge, die das Tal umschließen, verlieren im schwindenden Licht ihren Glanz; das satte, dunkle Grün der Fichten, das warme Rotbraun der Buchen, das leuchtende Gelb von Bergahorn und das spektakuläre Rot vereinzelter Ebereschen - alles verblasst zu einem ruhigen, einheitlichen Grau. Die Hithaeglir sind nur noch als dunkle Umrisse zu erahnen, einzig ihre höchsten, schneebedeckten Gipfel heben sich deutlich vom Nachthimmel ab. Die meisten Handwerker legen nun ihre Arbeit nieder, in den Ställen wird das allabendliche, duftende Heu gereicht und der Lampenmacher sorgt dafür, dass auch die letzten Spaziergänger nicht im Finsteren heimkehren müssen. Überall entlang der Wege verbreiten seine Laternen und Leuchten ihren warmen, gelblichen Schein. Auch aus den Fenstern der Gebäude dringt einladendes Licht, während von den Schornsteinen Rauch aufsteigt, dessen würzige Duft-Nuance verrät, dass es an diesem Abend Kiefernholz ist, das für Wärme sorgt. Der Geruch von Herbstlaub verflicht sich damit, und als der Wind kurz dreht und aus der Richtung des Letzten Heimeligen Hauses weht, mischt sich der süße, verführerische Duft frisch gebackenen Apfelkuchens hinzu. Der einzige Wermutstropfen an diesem Abend sind die Wolken, die, wie so oft um diese Jahreszeit, gemeinsam mit der Dämmerung aufziehen und einen leichten, kalten Nieselregen mit sich bringen. Die wenigen Gäste des Tals, die noch im Freien unterwegs sind, werden von einem dunkelhaarigen, streng blickenden Wächter gewarnt, dass die Brücken nun sehr glatt sein können.
Bei einer der Brücken, nämlich jener, welche den Marktplatz mit dem Platz der Zusammenkunft verbindet, hält sich dennoch eine Person auf. Auf den ersten Blick könnte man sie leicht übersehen, wie sie da neben einem Brückenpfeiler am Stamm einer jungen Birke lehnt, klein, schmal, zusammengesunken. Sollte doch jemand sie bemerken und genauer hinsehen, würde er erkennen, dass es sich um eine Elbin handelt, die dort auf ihrem zusammengefalteten Umhang sitzt, das Kinn auf die angezogenen Knie gestützt. Wer noch genauer schaut, dem wird auffallen, dass sie in einer zu Boden gesunkenen Hand ein Buch hält - und dass sie die Augen geschlossen hat. Das vom Regen angefeuchtete Haar hängt ihr ein wenig ins Gesicht, und auch das Buch beginnt bereits die Feuchtigkeit aufzusaugen. Doch die Elbin - Meldë - scheint davon nichts zu bemerken. Ein ordentliches Nickerchen - so würde Imladris’ kleinwüchsigster Bewohner wohl dazu sagen.
Die Pferde nach dem langen Ausritt zu versorgen, und das gemeinsam, bringt ein ruhiges Ausklingen lassen des gerade eben noch warmen Tages. Und wo das Erkunden, oder auch Zeigen, der hochmoorigen Umgebung in solch wundervoller Herbstsonne so viele Stunden in Anspruch nahm, verabschiedet sich Maeronmorn nun – zumindest für ein paar Stunden - von der bisherigen Begleitung, um den Rest des inzwischen weitaus dunkleren, kühleren und auch nasseren Abends etwas weniger als Gast zu verbringen. So führt der Weg von den Ställen aus diesmal nicht in Richtung des kleinen, freundlich wie unaufdringlich zugewiesenen Lagers inmitten von Bäumen, sondern dem heimeligen Haus zu. Der Unterschied zwischen dem kleinen Feuer, das sie die meisten Abende zur Zubereitung von Mahlzeiten nutzen, und den großen, Hitze und Rauch verströmenden Öfen der Halle des Feuers ist im abnehmenden Licht schon von weitem deutlich zu sehen, daran ändern auch die vielen kleinen Lichter der sorgsam gepflegten Lampen nur wenig. Allerdings zeigt sich deren unmittelbarer Nutzen doch, sobald eine der vielen glatten Steinbrücken betreten wird, bei denen die Wachen so oft und gerne vor dem Ausrutschen warnen, denn die zusätzliche Beleuchtung zeigt, wo sich bereits Pfützen bilden, und wo das Wasser schon in winzigen Bächen die polierten Platten hinabzulaufen beginnt…oder demnächst beginnen wird. Der Blick hinab in dunkles Wasser, gut sichtbar nur an der Bewegung, dem schäumenden, helleren Sprühen, so ähnlich der salzigen Gischt an felsigen Meeresrändern, und doch so verschieden dazu, in Geschwindigkeit und Breite, bringt nachdenkliches, fast schon träumerisches Lächeln, während die Hände über nieselregennasse Geländer streifen, aufgehalten nur hin und wieder von dunkelgrünen Blättern und darin versteckten, in der feuchten Dämmerung geschlossenen Blüten.
Weniger dem Duft nach Gebackenem folgend als vielmehr der nach so vielen Jahren den Beinen eigenen Erinnerung der Wege in Imladris, wandert Maeronmorns Blick über Buschwerk, Bäume und Architektur, über die angenehmen, hoffnungsvollen Lichtflecken, die im Regen befindliche Person, die ---oh.
Es ist kein Aufwand, sich zu nähern, gewiss kein Umstand, den Höhenunterschied vom Stehen hin in die Hocke zu ändern, und die nicht gänzlich unbekannte Elbin mit leisem Gruß anzusprechen.
Im ersten Moment zeigt sich keinerlei Reaktion auf Maeronmorns Gruß hin. Aus dieser Nähe betrachtet, weist das fein geschnittene, helle Gesicht der Elbin deutliche Spuren der Erschöpfung auf. Am offensichtlichsten sind die Schatten unter ihren Augen, aber auch die Blässe ist … Bevor er sie länger betrachten könnte, blinzelt Meldë schließlich doch die Augen auf. Ein, zwei Herzschläge lang blickt sie verwirrt um sich, doch als sie Maeronmorns Gestalt in der Dämmerung ausmacht, breitet sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus, das alle Müdigkeit zu vertreiben scheint. “Ich wusste es!”, meint sie ohne Einleitung, fröhlich, beinahe ein wenig übermütig. Würde sie nicht beginnen, die steif gewordenen Beine und Arme auszustrecken, käme man kaum auf die Idee, dass sie bis vor wenigen Augenblicken geschlafen hat. “Wisst Ihr, wie man ein wildes Tier am leichtesten findet? Man legt sich an einem Ort auf die Lauer, wo man es schon einmal gesehen hat, und übt sich in Geduld. Sie nehmen immer die selben Wege, kehren stets an ihre angestammten Plätze zurück.” Es bleibt Maeronmorn wohl selbst überlassen, was er mit dieser Aussage anfängt, denn bevor sie weitersprechen könnte, fällt Meldës Blick auf das feuchte Buch, das neben ihr am Boden liegt. Rasch hebt sie es auf, betrachtet es, verzieht dabei ein wenig die Lippen. Schließlich hebt sie auch ihrem Umhang vom Boden auf, der zumindest noch eine kleine, trockene Stelle aufweist, und wickelt das Buch darin ein.
"Ich gehe nur äußerst selten zur Jagd, Meldë.... aber gewiss habt Ihr recht damit. Auch wenn der nasse Boden mir ein wenig ungünstig vorkommt, um auf etwas zu warten." Maeronmorn lächelt dabei, steht wieder auf und würde noch währenddessen eine Hand ausstrecken, um auch der Elbin aufzuhelfen. Die Bewegung kann durchaus anerzogene Höflichkeit erahnen lassen, derselben Art wie das ganz automatische Öffnen von Türen für Damen und Gäste. "Sicher wollt Ihr rasch trocken werden... ich war auf dem Weg in die Bibliothek, aber das hat keine Eile. Ich kann Euch also den Weg zu den Öfen des Hauses begleiten - " Hier wird mit fragendem Blick, erst gen Meldë und dann zum Himmel hin, unterbrochen, bevor der Ausdruck scherzhafter erscheinen mag. "Natürlich gäbe es auch eine schnellere Möglichkeit, wo Ihr wohl kaum mehr wiegen könnt als ein Sattel. Wer weiß, ob es nicht gleich noch stärker regnet." Es macht zwar nicht den Eindruck, als würde das Nieseln jeden Moment zum Wolkenbruch, aber darauf kommt es vermutlich nicht an.
Meldë greift mit kühlen Fingern nach Maeronmorns dargebotener Hand, erhebt sich aber, ohne sich merklich davon hochziehen zu lassen. Dabei drückt sie mit einem Arm das eingewickelte Buch an ihren Körper, wohl in der Hoffnung, es vor weiterer Nässe schützen zu können. Auf seine Worte erntet der Elb im ersten Moment nur einen fragenden Blick. Bald aber breitet sich ein offenes, ausgesprochen amüsiertes Lächeln in ihrem Gesicht aus. “Wollt Ihr damit etwa andeuten, dass Ihr mich buchstäblich auf den Arm nehmen würdet? Ein verlockendes Angebot. Aber ich habe mich in den letzten Tagen schon allzu oft tragen lassen - meine Beine können ein wenig Bewegung gut gebrauchen.” Maeronmorn wird vielleicht auffallen, dass die Elbin vor ihm zwar leicht nach Kräuterseife duftet, dass sich, beinahe darunter verborgen, aber auch noch ein anderer Geruch wahrnehmen lässt, nach Sattelleder, Pferdefell und frischem Stroh. Ohne Umschweife schlägt sie den Weg zum Letzten Heimeligen Haus ein und erhebt ihre Stimme erst nach einigen Schritten wieder. “Ihr seid aus der Richtung der Ställe gekommen, nicht wahr? Wo wart Ihr unterwegs? Und weshalb - um zu genießen oder zu arbeiten?”
Da Geruch der Pferde, so kurz nach dem Ausritt, auch in Maeronmorns Kleidern bis zum Umziehen - oder bis zum völligen Durchnässtsein - noch zu finden sein wird, fällt im Moment eher der Duft nach Kräutern auf, allerdings mehr unbewusst…und auch unerwähnt. Dem Erkennen des Scherzes folgt Lachen, und Zustimmung, sowohl zum weiterhin bestehenden Angebot als auch zu der Wahl des gemütlichen Fußmarschs stattdessen.
Zusätzlich mag erkennbar sein, dass die sonst fest verflochtenen schwarzen Haare in der feuchten Luft ein kleines bisschen weniger ordentlich wirken, und die Kleidung heute deutlich mehr Leder enthält als die Tage zuvor. Waldelbischer Schnitt, eindeutig nicht nur für jemanden, der selbst von dort stammt, und dazu auch noch zum größten Teil rein funktional gehalten, auch die Färbung in sanftem braun und leichtem grün wirkt viel natürlicher als alles, was Maeronmorn beim letzten Treffen trug.
„Es war ein Ausritt zum reinen Vergnügen, hinaus ins Hochmoor. Dennoch ein gut genutzter Tag, ich wollte nur noch geschwind etwas erledigt wissen vor der Ruhe…um genau zu sein, ich möchte einige Papiere zurückgeben, die ich nun nicht mehr brauche. Nichts, das lange dauern würde…
Ihr habt auf jemanden gewartet, hier am Wegesrand? Danach zumindest hörte es sich eben an.“
Die Frage ist vorsichtig, um einen Mangel an Neugier bemüht, der nicht tatsächlich vorhanden ist, aber ein Interesse verdecken soll, das gewiss unhöflich wäre.
Ob die Elbin neben ihm viel Sinn für unterdrückte Neugier und Höflichkeit hat, ist äußerst fraglich. Der Blick, mit dem sie Maeronmorn von Kopf bis Fuß mustert, entbehrt jedenfalls jeglicher Zurückhaltung. Sie erlaubt sich sogar ein breites Schmunzeln, als ihr die leichte Unordnung in den schwarzen Haaren auffällt.
“Ah, ja, man sieht Euch an, dass Ihr eine vergnügliche Zeit hattet”, erwidert sie, unbestimmt und unbeschwert, während sie neben dem Elb den Weg entlang schreitet. Die feuchten Strähnen tanzen ihr bei jedem Schritt ums Gesicht, von Nasenspitze und Kinn fallen bereits etliche Tropfen, und die seidene, blaugrüne Tunika umfließt ihren Körper nun nicht mehr, sondern klebt viel eher daran fest. Doch das scheint Meldës Laune nicht im Geringsten zu trüben.
“Ihr habt es richtig erkannt - ich war dabei, auf jemanden zu warten. Auf einen Kartenzeichner, um genau zu sein. Ich lernte ihn vor kurzem kennen, und er bot mir an, einen Blick auf seine Werkstücke zu werfen, wenn ich Bedarf daran hätte. Eben darum halte ich nun nach ihm Ausschau - außerdem möchte ich ihm etwas zeigen, das ihn entweder sehr schockieren oder aber sehr belustigen wird.” Erneut wandert ihr Blick zu Maeronmorn, lächelnd und mit einem angedeuteten Zwinkern. “Aber ich glaube fast, dass ich diesen Elben heute nicht mehr finden werde. Vielleicht habe ich ihn verpasst.”
Noch während sie spricht, werden die Regentropfen merklich grösser und zahlreicher. Als sie unter einer Gruppe von Buchen hindurch wandern, fährt zudem noch ein Windstoß durchs Geäst, der weitere Tropfen herabfallen lässt. Viele Tropfen. Meldë gibt ein Lachen von sich, das an das helle, heitere Gezwitscher eines kleinen Vogels erinnert, und rennt unvermittelt los, das in ihren Umhang gewickelte Buch weiter an sich drückend. Ohne sich umzublicken, läuft sie durch den Regen, bis sie schließlich das schützende Vordach des Letzten Heimeligen Hauses erreicht.
"Achso, sieht man das?"
Maeronmorn lacht leise dabei, eher fröhlich als ablenkend, und die Kühle der nassfeuchten Luft hilft dabei, schwaches Erröten zu verhindern.
Während der Regen zunimmt, tut dies auch die Überraschung, und dem Hinweis auf das Angebot folgt rasche Zustimmung, denn selbstverständlich steht das noch aus... den Scherz im Ganzen übergeht Maeronmorn allerdings.
"Hatte die Bibliothekarin Euch keine gegeben? Was meint Ihr mit schockieren? Da gibt es...wenig, ehrlich gesagt."
Dass die derzeitige Hüterin der Bücher nicht einmal mit Namen bezeichnet wird, sagt, zusätzlich zum Tonfall, sicher auch einiges aus, während Haar und Kleidung nass und nasser werden.
Der Elb schüttelt leicht den Kopf bei dem so gar nicht unerwarteten Zwitschern im Regen, und folgt Meldë dann, überraschend schnell, in Richtung des Hauses.
Unter dem Vordach angekommen, streicht er zunächst Wasser aus den Zöpfen, und dann auch von der Kleidung.
Die Bewegungen sind genauso fließend, wie sie es immer waren.....doch der schwer erkennbare, unmerkliche Schatten von Schmerzen, der stets nur sehr Nahestehenden - und Heilern - auffällt, ist inzwischen verschwunden.
"Forscht Ihr noch immer an den Ruinen?"
Meldë beobachtet kurz die Bewegungen, mit denen Maeronmorn einen Teil der Nässe von sich wischt. Dabei legt sich ein feines Lächeln auf ihre Lippen.
“Ihr scheint Euch gut erholt zu haben. Ein Glück - ich hätte sonst nämlich einfallsreich werden müssen...” Sie lässt gänzlich offen, was sie damit meint, und geht ansatzlos dazu über, die Frage des Elben zu beantworten.
“Brennil Golweneth war sehr hilfsbereit. Sie fand zwei Karten, die genau das sein dürften, was ich brauche. Doch als mich erkundigte, ob ich sie mir ausleihen darf … ohweh.”
Während sie spricht, legt sie ihr kleines Päckchen aus Umhang und Buch kurz nieder, fasst mit beiden Händen in ihr offenes Haar und schüttelt es, dass die Tropfen weit nach allen Seiten fliegen.
“Ich hätte bessere Aussichten gehabt, einen Granitblock zu erweichen. Doch sie bot mir an, Kopien dieser beiden Karten zu fertigen. Eine freundliche Geste, die ich gerne annahm - aber es fiele mir zu schwer, nun untätig abzuwarten, bis sie ihr Werk vollendet. Also bin ich …” Sie hält kurz inne, lässt ihren Blick einmal mehr über Maeronmorns Gestalt wandern und schüttelt sachte den Kopf.
“Ich rede und rede, während sich zu unseren Füssen Flüsse und Seen bilden. Und dabei sind meine Worte ohnehin nur für den Kartenzeichner bestimmt. Ich werde mich nun umziehen und mich anschließend in die Halle des Feuers setzen - vielleicht werde ich ihm dort doch noch begegnen. Ansonsten wäre mir auch Eure Gesellschaft sehr willkommen.”
Damit wendet sie sich der Tür zu, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Allerdings bewegt sie sich dabei langsam, um Maeronmorns Erwiderung abzuwarten.
Das Wasser wird nun kaum noch beachtet, dafür sieht Maeronmorn Meldë direkt und aufmerksam an.
"Ah...einfallsreich, hm? Ihr habt mich ohnehin in Schwierigkeiten gebracht. Nicht jeder hört gern von den Verletzungen anderer, und nicht immer ist es klug oder rücksichtsvoll, Wissen einfach so weiterzugeben."
Ein nur leicht vorwurfsvoller Blick trübt das begleitende Lächeln, das scheint, als wolle Maeronmorn sich bereits während dem Aussprechen für vielleicht unangebrachten Ärger entschuldigen, und die Hände breiten sich in ebensolcher Geste zu den Seiten.
"Ich werde ....beschützt, von Hrávalaco."
Das mag sich, bei all der in den Worten liegenden Ernsthaftigkeit, reichlich albern anhören, wo Maeronmorn den mit zutiefst nach quenya klingendem, und somit sicher immens unpassend wirkenden Namen bezeichneten Elben um gut zwei Handspannen überragt, und auch insgesamt von der Statur her deutlich kräftiger wirken müsste - und doch lässt kein Zwinkern oder angedeutetes Lächeln einen Scherz vermuten.
"Er achtet auf mich, im Wald, neigt dazu, das auch anderswo zu tun, und ich neige dazu, das zuzulassen.
Daher, bitte tut das, zieht Euch um - ich bringe meine Papiere zurück, werde mich ebenfalls umziehen, und dann zu Euch kommen, mit Karten."
Leise gemurmeltes 'eine Schande, nichts herauszugeben, als sei das elitäres Wissen, zugänglich nur für die Würdigen, Elentári was für ein Unsinn! Und ich dachte, jemand anders würde Besserung bringen....' könnte Meldë hören, wenn sie darauf achtet.
Doch der Wechsel der Mimik, von höflicher Freundlichkeit zu einer entnervten Art von ...nun, Arroganz vielleicht, oder Verachtung... ist schwieriger zu bemerken, da diese Änderung erst eintritt, als die Elbin sich umwendet.
Meldë verharrt auf halbem Weg zur großen, doppelflügligen Eingangstür und sucht Maeronmorns Blick, als könnte sie so besser erkennen, wie seine Worte einzuordnen sind. Verwunderung spiegelt sich deutlich in ihren graugrünen Augen, gefolgt von etwas, das vage nach Reue aussieht.
“Ich hatte nicht damit gerechnet, dass … Hrávalaco so leidenschaftlich reagieren würde.” Sie zögert nur einen Herzschlag lang, bevor sie den seltsam anmutenden Namen ausspricht. Von Belustigung ist in ihrem Gesicht für einmal keine Spur zu finden. Erneut fährt sie sich mit den Fingern durchs nasse Haar, wobei die Geste nun keinen bestimmten Zweck zu erfüllen scheint.
“Es tut mir leid, dass ich Euch in diese Situation gebracht habe. Ihr müsst wissen, dass ich mich in den letzten Jahren fast ausschließlich um Lebewesen gekümmert habe, die sich entweder auf vier Beinen, auf Flügeln, kriechend oder aber überhaupt nicht fortbewegen. Der Umgang mit ihnen ist in vielerlei Hinsicht einfacher. Ein alter Apfel, ein paar besänftigende Worte, eine Streicheleinheit - damit sind die meisten Vorbehalte aus der Welt geschafft. Aber die Zweibeiner...? Mit all ihren Beziehungen und Verflechtungen, Vergangenheiten, Erinnerungen und Sorgen? Sie sind erheblich komplizierter. Und Ihr scheint in dieser Hinsicht sogar noch zu den herausragenden Exemplaren zu gehören.” Endlich legt sich wieder das gewohnte, ruhige, zuversichtliche Lächeln auf ihr Gesicht. “Verzeiht mir, dass ich Takt und Feingefühl vergaß. Ich werde mich bemühen, dass es nicht erneut geschieht.”
Sobald Maeronmorn Meldës Blick zurück bemerkt, wird sich der seine wieder ändern - schließlich ist es gewiss nicht ihre Schuld, was für .... Personen.... sich hier im Laufe der Jahre schon für 'die Bücher und Schriften' zuständig fühlten, also ist entschuldigende Freundlichkeit angebrachter.
"Ah - verzeiht. Sein Name ist Juveniel, ich ...habe wohl nicht bemerkt, dass eine förmliche Vorstellung... übersprungen wurde.."
Der Umstand, dass ein solcher Formfehler von allen Beteiligten vermutlich Maeronmorn am unangenehmsten ist, und er das selbst auch weiß, lässt sich wohl gleichermaßen heraushören.
"So sonderlich schlimm war es nun auch nicht. Es ist alles in Ordnung.
Und es gehört sich ja meist nicht, den Heilenden in solchen Dingen zu widersprechen.
Verzeiht bitte, dass ich Euch die Arbeit unerwartet erschwert habe."
Nach so höflicher, und auch noch wechselseitiger Entschuldigung, und raschem Gang zur Tür, die er sicher versuchen wird der Dame offenzuhalten, verneigt sich Maeronmorn leicht, was ein "auf sehr bald" begleitet.
Meldë - auf Besuch fern von Zuhause, geschrieben von Meldë (Name jetzt angepasst an den frischen Forenaccount)
Maeronmorn - auf Besuch in der alten Heimat, geschrieben von Celandril
Ein prachtvoller Herbsttag neigt sich in Imladris dem Ende zu. Die steilen, bewaldeten Hänge, die das Tal umschließen, verlieren im schwindenden Licht ihren Glanz; das satte, dunkle Grün der Fichten, das warme Rotbraun der Buchen, das leuchtende Gelb von Bergahorn und das spektakuläre Rot vereinzelter Ebereschen - alles verblasst zu einem ruhigen, einheitlichen Grau. Die Hithaeglir sind nur noch als dunkle Umrisse zu erahnen, einzig ihre höchsten, schneebedeckten Gipfel heben sich deutlich vom Nachthimmel ab. Die meisten Handwerker legen nun ihre Arbeit nieder, in den Ställen wird das allabendliche, duftende Heu gereicht und der Lampenmacher sorgt dafür, dass auch die letzten Spaziergänger nicht im Finsteren heimkehren müssen. Überall entlang der Wege verbreiten seine Laternen und Leuchten ihren warmen, gelblichen Schein. Auch aus den Fenstern der Gebäude dringt einladendes Licht, während von den Schornsteinen Rauch aufsteigt, dessen würzige Duft-Nuance verrät, dass es an diesem Abend Kiefernholz ist, das für Wärme sorgt. Der Geruch von Herbstlaub verflicht sich damit, und als der Wind kurz dreht und aus der Richtung des Letzten Heimeligen Hauses weht, mischt sich der süße, verführerische Duft frisch gebackenen Apfelkuchens hinzu. Der einzige Wermutstropfen an diesem Abend sind die Wolken, die, wie so oft um diese Jahreszeit, gemeinsam mit der Dämmerung aufziehen und einen leichten, kalten Nieselregen mit sich bringen. Die wenigen Gäste des Tals, die noch im Freien unterwegs sind, werden von einem dunkelhaarigen, streng blickenden Wächter gewarnt, dass die Brücken nun sehr glatt sein können.
Bei einer der Brücken, nämlich jener, welche den Marktplatz mit dem Platz der Zusammenkunft verbindet, hält sich dennoch eine Person auf. Auf den ersten Blick könnte man sie leicht übersehen, wie sie da neben einem Brückenpfeiler am Stamm einer jungen Birke lehnt, klein, schmal, zusammengesunken. Sollte doch jemand sie bemerken und genauer hinsehen, würde er erkennen, dass es sich um eine Elbin handelt, die dort auf ihrem zusammengefalteten Umhang sitzt, das Kinn auf die angezogenen Knie gestützt. Wer noch genauer schaut, dem wird auffallen, dass sie in einer zu Boden gesunkenen Hand ein Buch hält - und dass sie die Augen geschlossen hat. Das vom Regen angefeuchtete Haar hängt ihr ein wenig ins Gesicht, und auch das Buch beginnt bereits die Feuchtigkeit aufzusaugen. Doch die Elbin - Meldë - scheint davon nichts zu bemerken. Ein ordentliches Nickerchen - so würde Imladris’ kleinwüchsigster Bewohner wohl dazu sagen.
Die Pferde nach dem langen Ausritt zu versorgen, und das gemeinsam, bringt ein ruhiges Ausklingen lassen des gerade eben noch warmen Tages. Und wo das Erkunden, oder auch Zeigen, der hochmoorigen Umgebung in solch wundervoller Herbstsonne so viele Stunden in Anspruch nahm, verabschiedet sich Maeronmorn nun – zumindest für ein paar Stunden - von der bisherigen Begleitung, um den Rest des inzwischen weitaus dunkleren, kühleren und auch nasseren Abends etwas weniger als Gast zu verbringen. So führt der Weg von den Ställen aus diesmal nicht in Richtung des kleinen, freundlich wie unaufdringlich zugewiesenen Lagers inmitten von Bäumen, sondern dem heimeligen Haus zu. Der Unterschied zwischen dem kleinen Feuer, das sie die meisten Abende zur Zubereitung von Mahlzeiten nutzen, und den großen, Hitze und Rauch verströmenden Öfen der Halle des Feuers ist im abnehmenden Licht schon von weitem deutlich zu sehen, daran ändern auch die vielen kleinen Lichter der sorgsam gepflegten Lampen nur wenig. Allerdings zeigt sich deren unmittelbarer Nutzen doch, sobald eine der vielen glatten Steinbrücken betreten wird, bei denen die Wachen so oft und gerne vor dem Ausrutschen warnen, denn die zusätzliche Beleuchtung zeigt, wo sich bereits Pfützen bilden, und wo das Wasser schon in winzigen Bächen die polierten Platten hinabzulaufen beginnt…oder demnächst beginnen wird. Der Blick hinab in dunkles Wasser, gut sichtbar nur an der Bewegung, dem schäumenden, helleren Sprühen, so ähnlich der salzigen Gischt an felsigen Meeresrändern, und doch so verschieden dazu, in Geschwindigkeit und Breite, bringt nachdenkliches, fast schon träumerisches Lächeln, während die Hände über nieselregennasse Geländer streifen, aufgehalten nur hin und wieder von dunkelgrünen Blättern und darin versteckten, in der feuchten Dämmerung geschlossenen Blüten.
Weniger dem Duft nach Gebackenem folgend als vielmehr der nach so vielen Jahren den Beinen eigenen Erinnerung der Wege in Imladris, wandert Maeronmorns Blick über Buschwerk, Bäume und Architektur, über die angenehmen, hoffnungsvollen Lichtflecken, die im Regen befindliche Person, die ---oh.
Es ist kein Aufwand, sich zu nähern, gewiss kein Umstand, den Höhenunterschied vom Stehen hin in die Hocke zu ändern, und die nicht gänzlich unbekannte Elbin mit leisem Gruß anzusprechen.
Im ersten Moment zeigt sich keinerlei Reaktion auf Maeronmorns Gruß hin. Aus dieser Nähe betrachtet, weist das fein geschnittene, helle Gesicht der Elbin deutliche Spuren der Erschöpfung auf. Am offensichtlichsten sind die Schatten unter ihren Augen, aber auch die Blässe ist … Bevor er sie länger betrachten könnte, blinzelt Meldë schließlich doch die Augen auf. Ein, zwei Herzschläge lang blickt sie verwirrt um sich, doch als sie Maeronmorns Gestalt in der Dämmerung ausmacht, breitet sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus, das alle Müdigkeit zu vertreiben scheint. “Ich wusste es!”, meint sie ohne Einleitung, fröhlich, beinahe ein wenig übermütig. Würde sie nicht beginnen, die steif gewordenen Beine und Arme auszustrecken, käme man kaum auf die Idee, dass sie bis vor wenigen Augenblicken geschlafen hat. “Wisst Ihr, wie man ein wildes Tier am leichtesten findet? Man legt sich an einem Ort auf die Lauer, wo man es schon einmal gesehen hat, und übt sich in Geduld. Sie nehmen immer die selben Wege, kehren stets an ihre angestammten Plätze zurück.” Es bleibt Maeronmorn wohl selbst überlassen, was er mit dieser Aussage anfängt, denn bevor sie weitersprechen könnte, fällt Meldës Blick auf das feuchte Buch, das neben ihr am Boden liegt. Rasch hebt sie es auf, betrachtet es, verzieht dabei ein wenig die Lippen. Schließlich hebt sie auch ihrem Umhang vom Boden auf, der zumindest noch eine kleine, trockene Stelle aufweist, und wickelt das Buch darin ein.
"Ich gehe nur äußerst selten zur Jagd, Meldë.... aber gewiss habt Ihr recht damit. Auch wenn der nasse Boden mir ein wenig ungünstig vorkommt, um auf etwas zu warten." Maeronmorn lächelt dabei, steht wieder auf und würde noch währenddessen eine Hand ausstrecken, um auch der Elbin aufzuhelfen. Die Bewegung kann durchaus anerzogene Höflichkeit erahnen lassen, derselben Art wie das ganz automatische Öffnen von Türen für Damen und Gäste. "Sicher wollt Ihr rasch trocken werden... ich war auf dem Weg in die Bibliothek, aber das hat keine Eile. Ich kann Euch also den Weg zu den Öfen des Hauses begleiten - " Hier wird mit fragendem Blick, erst gen Meldë und dann zum Himmel hin, unterbrochen, bevor der Ausdruck scherzhafter erscheinen mag. "Natürlich gäbe es auch eine schnellere Möglichkeit, wo Ihr wohl kaum mehr wiegen könnt als ein Sattel. Wer weiß, ob es nicht gleich noch stärker regnet." Es macht zwar nicht den Eindruck, als würde das Nieseln jeden Moment zum Wolkenbruch, aber darauf kommt es vermutlich nicht an.
Meldë greift mit kühlen Fingern nach Maeronmorns dargebotener Hand, erhebt sich aber, ohne sich merklich davon hochziehen zu lassen. Dabei drückt sie mit einem Arm das eingewickelte Buch an ihren Körper, wohl in der Hoffnung, es vor weiterer Nässe schützen zu können. Auf seine Worte erntet der Elb im ersten Moment nur einen fragenden Blick. Bald aber breitet sich ein offenes, ausgesprochen amüsiertes Lächeln in ihrem Gesicht aus. “Wollt Ihr damit etwa andeuten, dass Ihr mich buchstäblich auf den Arm nehmen würdet? Ein verlockendes Angebot. Aber ich habe mich in den letzten Tagen schon allzu oft tragen lassen - meine Beine können ein wenig Bewegung gut gebrauchen.” Maeronmorn wird vielleicht auffallen, dass die Elbin vor ihm zwar leicht nach Kräuterseife duftet, dass sich, beinahe darunter verborgen, aber auch noch ein anderer Geruch wahrnehmen lässt, nach Sattelleder, Pferdefell und frischem Stroh. Ohne Umschweife schlägt sie den Weg zum Letzten Heimeligen Haus ein und erhebt ihre Stimme erst nach einigen Schritten wieder. “Ihr seid aus der Richtung der Ställe gekommen, nicht wahr? Wo wart Ihr unterwegs? Und weshalb - um zu genießen oder zu arbeiten?”
Da Geruch der Pferde, so kurz nach dem Ausritt, auch in Maeronmorns Kleidern bis zum Umziehen - oder bis zum völligen Durchnässtsein - noch zu finden sein wird, fällt im Moment eher der Duft nach Kräutern auf, allerdings mehr unbewusst…und auch unerwähnt. Dem Erkennen des Scherzes folgt Lachen, und Zustimmung, sowohl zum weiterhin bestehenden Angebot als auch zu der Wahl des gemütlichen Fußmarschs stattdessen.
Zusätzlich mag erkennbar sein, dass die sonst fest verflochtenen schwarzen Haare in der feuchten Luft ein kleines bisschen weniger ordentlich wirken, und die Kleidung heute deutlich mehr Leder enthält als die Tage zuvor. Waldelbischer Schnitt, eindeutig nicht nur für jemanden, der selbst von dort stammt, und dazu auch noch zum größten Teil rein funktional gehalten, auch die Färbung in sanftem braun und leichtem grün wirkt viel natürlicher als alles, was Maeronmorn beim letzten Treffen trug.
„Es war ein Ausritt zum reinen Vergnügen, hinaus ins Hochmoor. Dennoch ein gut genutzter Tag, ich wollte nur noch geschwind etwas erledigt wissen vor der Ruhe…um genau zu sein, ich möchte einige Papiere zurückgeben, die ich nun nicht mehr brauche. Nichts, das lange dauern würde…
Ihr habt auf jemanden gewartet, hier am Wegesrand? Danach zumindest hörte es sich eben an.“
Die Frage ist vorsichtig, um einen Mangel an Neugier bemüht, der nicht tatsächlich vorhanden ist, aber ein Interesse verdecken soll, das gewiss unhöflich wäre.
Ob die Elbin neben ihm viel Sinn für unterdrückte Neugier und Höflichkeit hat, ist äußerst fraglich. Der Blick, mit dem sie Maeronmorn von Kopf bis Fuß mustert, entbehrt jedenfalls jeglicher Zurückhaltung. Sie erlaubt sich sogar ein breites Schmunzeln, als ihr die leichte Unordnung in den schwarzen Haaren auffällt.
“Ah, ja, man sieht Euch an, dass Ihr eine vergnügliche Zeit hattet”, erwidert sie, unbestimmt und unbeschwert, während sie neben dem Elb den Weg entlang schreitet. Die feuchten Strähnen tanzen ihr bei jedem Schritt ums Gesicht, von Nasenspitze und Kinn fallen bereits etliche Tropfen, und die seidene, blaugrüne Tunika umfließt ihren Körper nun nicht mehr, sondern klebt viel eher daran fest. Doch das scheint Meldës Laune nicht im Geringsten zu trüben.
“Ihr habt es richtig erkannt - ich war dabei, auf jemanden zu warten. Auf einen Kartenzeichner, um genau zu sein. Ich lernte ihn vor kurzem kennen, und er bot mir an, einen Blick auf seine Werkstücke zu werfen, wenn ich Bedarf daran hätte. Eben darum halte ich nun nach ihm Ausschau - außerdem möchte ich ihm etwas zeigen, das ihn entweder sehr schockieren oder aber sehr belustigen wird.” Erneut wandert ihr Blick zu Maeronmorn, lächelnd und mit einem angedeuteten Zwinkern. “Aber ich glaube fast, dass ich diesen Elben heute nicht mehr finden werde. Vielleicht habe ich ihn verpasst.”
Noch während sie spricht, werden die Regentropfen merklich grösser und zahlreicher. Als sie unter einer Gruppe von Buchen hindurch wandern, fährt zudem noch ein Windstoß durchs Geäst, der weitere Tropfen herabfallen lässt. Viele Tropfen. Meldë gibt ein Lachen von sich, das an das helle, heitere Gezwitscher eines kleinen Vogels erinnert, und rennt unvermittelt los, das in ihren Umhang gewickelte Buch weiter an sich drückend. Ohne sich umzublicken, läuft sie durch den Regen, bis sie schließlich das schützende Vordach des Letzten Heimeligen Hauses erreicht.
"Achso, sieht man das?"
Maeronmorn lacht leise dabei, eher fröhlich als ablenkend, und die Kühle der nassfeuchten Luft hilft dabei, schwaches Erröten zu verhindern.
Während der Regen zunimmt, tut dies auch die Überraschung, und dem Hinweis auf das Angebot folgt rasche Zustimmung, denn selbstverständlich steht das noch aus... den Scherz im Ganzen übergeht Maeronmorn allerdings.
"Hatte die Bibliothekarin Euch keine gegeben? Was meint Ihr mit schockieren? Da gibt es...wenig, ehrlich gesagt."
Dass die derzeitige Hüterin der Bücher nicht einmal mit Namen bezeichnet wird, sagt, zusätzlich zum Tonfall, sicher auch einiges aus, während Haar und Kleidung nass und nasser werden.
Der Elb schüttelt leicht den Kopf bei dem so gar nicht unerwarteten Zwitschern im Regen, und folgt Meldë dann, überraschend schnell, in Richtung des Hauses.
Unter dem Vordach angekommen, streicht er zunächst Wasser aus den Zöpfen, und dann auch von der Kleidung.
Die Bewegungen sind genauso fließend, wie sie es immer waren.....doch der schwer erkennbare, unmerkliche Schatten von Schmerzen, der stets nur sehr Nahestehenden - und Heilern - auffällt, ist inzwischen verschwunden.
"Forscht Ihr noch immer an den Ruinen?"
Meldë beobachtet kurz die Bewegungen, mit denen Maeronmorn einen Teil der Nässe von sich wischt. Dabei legt sich ein feines Lächeln auf ihre Lippen.
“Ihr scheint Euch gut erholt zu haben. Ein Glück - ich hätte sonst nämlich einfallsreich werden müssen...” Sie lässt gänzlich offen, was sie damit meint, und geht ansatzlos dazu über, die Frage des Elben zu beantworten.
“Brennil Golweneth war sehr hilfsbereit. Sie fand zwei Karten, die genau das sein dürften, was ich brauche. Doch als mich erkundigte, ob ich sie mir ausleihen darf … ohweh.”
Während sie spricht, legt sie ihr kleines Päckchen aus Umhang und Buch kurz nieder, fasst mit beiden Händen in ihr offenes Haar und schüttelt es, dass die Tropfen weit nach allen Seiten fliegen.
“Ich hätte bessere Aussichten gehabt, einen Granitblock zu erweichen. Doch sie bot mir an, Kopien dieser beiden Karten zu fertigen. Eine freundliche Geste, die ich gerne annahm - aber es fiele mir zu schwer, nun untätig abzuwarten, bis sie ihr Werk vollendet. Also bin ich …” Sie hält kurz inne, lässt ihren Blick einmal mehr über Maeronmorns Gestalt wandern und schüttelt sachte den Kopf.
“Ich rede und rede, während sich zu unseren Füssen Flüsse und Seen bilden. Und dabei sind meine Worte ohnehin nur für den Kartenzeichner bestimmt. Ich werde mich nun umziehen und mich anschließend in die Halle des Feuers setzen - vielleicht werde ich ihm dort doch noch begegnen. Ansonsten wäre mir auch Eure Gesellschaft sehr willkommen.”
Damit wendet sie sich der Tür zu, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Allerdings bewegt sie sich dabei langsam, um Maeronmorns Erwiderung abzuwarten.
Das Wasser wird nun kaum noch beachtet, dafür sieht Maeronmorn Meldë direkt und aufmerksam an.
"Ah...einfallsreich, hm? Ihr habt mich ohnehin in Schwierigkeiten gebracht. Nicht jeder hört gern von den Verletzungen anderer, und nicht immer ist es klug oder rücksichtsvoll, Wissen einfach so weiterzugeben."
Ein nur leicht vorwurfsvoller Blick trübt das begleitende Lächeln, das scheint, als wolle Maeronmorn sich bereits während dem Aussprechen für vielleicht unangebrachten Ärger entschuldigen, und die Hände breiten sich in ebensolcher Geste zu den Seiten.
"Ich werde ....beschützt, von Hrávalaco."
Das mag sich, bei all der in den Worten liegenden Ernsthaftigkeit, reichlich albern anhören, wo Maeronmorn den mit zutiefst nach quenya klingendem, und somit sicher immens unpassend wirkenden Namen bezeichneten Elben um gut zwei Handspannen überragt, und auch insgesamt von der Statur her deutlich kräftiger wirken müsste - und doch lässt kein Zwinkern oder angedeutetes Lächeln einen Scherz vermuten.
"Er achtet auf mich, im Wald, neigt dazu, das auch anderswo zu tun, und ich neige dazu, das zuzulassen.
Daher, bitte tut das, zieht Euch um - ich bringe meine Papiere zurück, werde mich ebenfalls umziehen, und dann zu Euch kommen, mit Karten."
Leise gemurmeltes 'eine Schande, nichts herauszugeben, als sei das elitäres Wissen, zugänglich nur für die Würdigen, Elentári was für ein Unsinn! Und ich dachte, jemand anders würde Besserung bringen....' könnte Meldë hören, wenn sie darauf achtet.
Doch der Wechsel der Mimik, von höflicher Freundlichkeit zu einer entnervten Art von ...nun, Arroganz vielleicht, oder Verachtung... ist schwieriger zu bemerken, da diese Änderung erst eintritt, als die Elbin sich umwendet.
Meldë verharrt auf halbem Weg zur großen, doppelflügligen Eingangstür und sucht Maeronmorns Blick, als könnte sie so besser erkennen, wie seine Worte einzuordnen sind. Verwunderung spiegelt sich deutlich in ihren graugrünen Augen, gefolgt von etwas, das vage nach Reue aussieht.
“Ich hatte nicht damit gerechnet, dass … Hrávalaco so leidenschaftlich reagieren würde.” Sie zögert nur einen Herzschlag lang, bevor sie den seltsam anmutenden Namen ausspricht. Von Belustigung ist in ihrem Gesicht für einmal keine Spur zu finden. Erneut fährt sie sich mit den Fingern durchs nasse Haar, wobei die Geste nun keinen bestimmten Zweck zu erfüllen scheint.
“Es tut mir leid, dass ich Euch in diese Situation gebracht habe. Ihr müsst wissen, dass ich mich in den letzten Jahren fast ausschließlich um Lebewesen gekümmert habe, die sich entweder auf vier Beinen, auf Flügeln, kriechend oder aber überhaupt nicht fortbewegen. Der Umgang mit ihnen ist in vielerlei Hinsicht einfacher. Ein alter Apfel, ein paar besänftigende Worte, eine Streicheleinheit - damit sind die meisten Vorbehalte aus der Welt geschafft. Aber die Zweibeiner...? Mit all ihren Beziehungen und Verflechtungen, Vergangenheiten, Erinnerungen und Sorgen? Sie sind erheblich komplizierter. Und Ihr scheint in dieser Hinsicht sogar noch zu den herausragenden Exemplaren zu gehören.” Endlich legt sich wieder das gewohnte, ruhige, zuversichtliche Lächeln auf ihr Gesicht. “Verzeiht mir, dass ich Takt und Feingefühl vergaß. Ich werde mich bemühen, dass es nicht erneut geschieht.”
Sobald Maeronmorn Meldës Blick zurück bemerkt, wird sich der seine wieder ändern - schließlich ist es gewiss nicht ihre Schuld, was für .... Personen.... sich hier im Laufe der Jahre schon für 'die Bücher und Schriften' zuständig fühlten, also ist entschuldigende Freundlichkeit angebrachter.
"Ah - verzeiht. Sein Name ist Juveniel, ich ...habe wohl nicht bemerkt, dass eine förmliche Vorstellung... übersprungen wurde.."
Der Umstand, dass ein solcher Formfehler von allen Beteiligten vermutlich Maeronmorn am unangenehmsten ist, und er das selbst auch weiß, lässt sich wohl gleichermaßen heraushören.
"So sonderlich schlimm war es nun auch nicht. Es ist alles in Ordnung.
Und es gehört sich ja meist nicht, den Heilenden in solchen Dingen zu widersprechen.
Verzeiht bitte, dass ich Euch die Arbeit unerwartet erschwert habe."
Nach so höflicher, und auch noch wechselseitiger Entschuldigung, und raschem Gang zur Tür, die er sicher versuchen wird der Dame offenzuhalten, verneigt sich Maeronmorn leicht, was ein "auf sehr bald" begleitet.