Wo der Pfeffer wächst

Geschichten aus Tolkiens Welt vom Herrn der Ringe und anderen Werken.
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Pfeffer Mäusemus
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Leidenschaft

Ungelesener Beitragvon Pfeffer Mäusemus » Freitag 8. Dezember 2017, 14:47

((OOC-Hinweis: Lest erst die vorigen Beiträge!))

An einer Tür gegenüber des Ofens stand "Gildenhalle der Meisterköche", die mich zwar nicht hinein lassen wollten, mir aber freundlicherweise mit zwei Schüsseln, einem großen Topf und einem Brettchen aushalfen. Alles andere was ich brauchte trug ich bei mir.

Zu allererst stellte ich meine Pfanne an den Rand des Ofens, damit sie schonmal anwärmen konnte. Dann zog ich einen kleinen Topf und den Schlauch Wasser aus meinem Rucksack, den ich in Arthurs Lager gekauft hatte. Auf ein kleines Mäuerchen legte ich meine Gewürzbeutelchen aus, eins neben das andere. Die Schüsseln stellte ich auf einen kleinen Holzblock, den ich mir heranzog und das Brettchen landete auf dem Ofenvorsprung, dort, wo das Feuer kaum Hitze erzeugte. Daneben ordentlich sortiert mein kleines Messersortiment - ein Schälmesser, ein Fleischmesser, ein Gemüsemesser, ein Buttermesser, ein Hackmesser und ein Allzweckmesser, zusätzlich einen Lederriemen zum schärfen, den ich mit einem Ende an meinem Hosenbund, mit der anderen an meinem Schuh befestigte und so spannte. Die gesammelten Zutaten legte ich ebenfalls nebeneinander auf die Mauer, von den Kartoffeln bis zu dem Schlauch Wasser. Meine Kelle hang ich an den Rand des großen Kochtopfs, zum umrühren. Irgendwas vergessen? Nein. Also los.

Erst einmal schnitt ich das Bärenfleisch in Scheiben, die Scheiben in Streifen und die Streifen in würfelförmige Stückchen. Das Messer glitt durch das zarte Fleisch wie durch Tomatenfleisch. Die Stückchen landeten allesamt in der größeren Schüssel. Ein Viertel der Butter ließ ich langsam in der Pfanne schmelzen, während auf dem Brettchen Rosmarin, Engelswurz, Koriander, etwas Dreifuß und eine gesunde Prise Salz und Pfeffer zu Staub zerhackt und vermischt wurden. Das Gemisch kam über das Bärenfleisch und ich verarbeitete eine Möhre und ein paar Frühlingszwiebeln in winzig kleine Stückchen, die zusammen mit der geschmolzenen Butter ebenfalls zu dem Fleisch kamen. Das Ganze wurde mit Wasser übergossen, bis das Fleisch darin schwamm und die Schüssel kam auf den Ofen, so, dass sie gut warm wurde ohne dass das Gemisch anfing zu kochen.

Dann nahm ich mir den Hasen vor. Das Bärenfleisch war fester, die Fasern des Fleisches enger zusammen, deswegen musste das etwas länger ziehen und zuerst vorbereitet werden. Den Hasen also schnitt ich mit einem gekonnten Griff auf, entnahm die Innereien und zog ihm das Fell ab. Darin war ich geübt, das hatte ich daheim bis zum Umfallen machen dürfen. Das Hasenfleisch trennte ich sorgsam vom Knochen, schnitt jede Sehne und jeden Fitzel Fett heraus bis nurmehr das feinste Fleisch übrig war. Dieses verarbeitete ich dann wiederum zu Würfelstückchen, die etwa halb so groß waren wie die Bärenfleischwürfel und schob sie in die etwas kleinere Schüssel. Dann kam der kleine Topf zum Einsatz, in dem ich wieder ein viertel der Butter zum schmelzen brachte und sie leicht anbrennen ließ, um einen rauchigen Geschmack zu erzeugen. Währenddessen bereitete ich die lieblichen Gewürze wie Engelswurz, Liebstöckel und die Gewürzlilie vor, mischte sie mit einer Prise Pfeffer und rührte sie unter die Butter. Damit war die Marinade für den Hasen fertig und wurde über das Fleisch gegossen, mit Wasser aufgefüllt und ebenfalls erwärmt.

Meine Hände arbeiteten wie von selbst. Ich genoss den Duft der Zutaten und die Veränderung, die ich ihm zufügte. Nichts ist großartiger als über die Finger das Entstehen eines neuen Geschmacks, eines Genusses in sich aufzusaugen, zu sehen und zu riechen, dass man aus unscheinbaren Zutaten etwas neues erschafft. Ich probierte nicht einmal, ob die Mischung gut war, ich spürte es einfach. Die golden schimmernden Kartoffeln schälten sich wie von selbst und wurden nicht gewürfelt sondern in kleine Pyramiden geschnitten, die Radieschen verarbeitete ich zu kleinen Röschen und die beiden Möhren schnitt ich in Scheiben, wobei ich in manche davon sogar ein Gesicht einritzte, einfach weil ich Spaß daran hatte. In einem Schuss Wasser dünstete ich die Radieschen und die Möhrenscheiben dann, bevor sie in dem großen Topf landeten. Mit einem Stückchen Butter briet ich die Kartoffeln goldgelb, von jeder Seite, bis sie perfekt knusprig und doch saftig waren und gab sie ebenfalls in den Topf, den ich nun auf den Ofen stellte, damit er warm blieb. Einen Schuss der beiden Marinaden dazu und abwarten, dass es anfängt zu köcheln. Währenddessen schnitt ich die restlichen Frühlingszwiebeln in hauchdünne Ringe, ein unglaublich frischer, leicht süßlich-scharfer Duft umspielte meine Nase.

Als alle Zutaten im Kochtopf waren, briet ich das Fleisch an. Zuerst das Hasenfleisch, knusprig zart, bis es von selbst zu zerfallen drohte. Es roch unglaublich gut und bruzelte appetitanregend vor sich hin. Dann das Bärenfleisch, so, dass alle Seiten kross waren, alle Poren des Fleisches verschlossen und mit einem leichten, dunkelbraunen Rand, dass es gut durchgegart und trotzdem noch saftig war. Zu guter Letzt landete auch das in dem großen Topf und die Butter sowie ein guter Schuss Wasser füllten den Eintopf, der nun gekocht werden konnte. Nun hieß es, ihm mit Hilfe der Gewürze zu einem würdigen Abschluss zu verhelfen.

Ich würzte, was das Zeug hielt. Dreifuß, Labkraut, Pfeffer... noch eine Prise Petersilie, etwas Kardamom... bis der Duft mich beinahe dazu brachte, selbst alles aufzuessen. Ich kostete. Es war perfekt. Nicht so gut wie das Festmahl von den Hobbits, aber wohl das Beste, was ich bisher gekocht hatte. "Riecht ja ganz ordentlich." quäkte eine Stimme hinter mir. Ich erschrak. Frau Unterberg stand da, die Fäuste in die Hüften gestemmt und sah mir über die Schulter. "An Leidenschaft mangelt's Ihnen nicht, was? Und an Talent auch nicht. Schauen wir mal, wie's mit dem Können aussieht." Ich fragte mich, wie lange sie da schon gestanden haben mag. "Augenblick noch." sagte ich. "Wie Augenblick noch? Was denn?" - "Es ist noch nicht ganz fertig." Sie sah mich überrascht an. "Warten Sie bitte noch einen Moment, Frau Unterberg." - "Mh... nagut." grummelte sie und setzte sich auf die Mauer. Ich zögerte. Dann gab ich noch eine Prise des Froschmoorer Holzgewürzes dazu und probierte erneut. Eine gute Entscheidung, wie ich fand, es verlieh dem Ganzen eine außergewöhnliche Note. Aus meinem Rucksack zog ich einen Teller und einen Löffel, rührte den Eintopf noch einmal gründlich um und gab eine Kelle voll auf den Teller, den ich Frau Unterberg reichte.

Sie schnupperte ausgiebig an dem dampfenden Essen. "Mhm... riecht nicht übel, garnicht übel." Dann kostete sie einen Löffel und verzog das Gesicht. Vorsichtshalber, wie sich zeigte, denn schnell entspannte sie es wieder und begann langsam zu kauen. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Mh... erst scharf... dann süß... und dann würzig." murmelte sie. "Nicht Übel, wirklich nicht übel. Jedenfalls für einen Menschen, versteht sich. Immerhin essbar." Sie seufzte. "Herrje... das heißt, ich muss Sie jetzt unterrichten, richtig?" Ich lächelte und nickte. "Also gut. Betrachten Sie sich als mein Lehrling. Aber zu allererst besorgen Sie sich mal eine vernünftige Schürze, klar? Halfred macht Ihnen eine auf meine Kosten. Also los, los, worauf warten Sie noch?"


Fin.
» Und wenn Du nichts nettes sagen kannst, dann sag' doch besser gar nichts. «
(Schweinchen Babe)


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